Ich will jetzt nicht entscheiden, ob es lyrische Prosa oder Prosalyrik ist, ich nehme aber doch an, das letztere.
Meine Argumente:
Lyrik hat einige wesentliche Strukturmerkmale und in verschiedenen Kulturen und Zeiten gibt es auch unterschiedliche Einordnungen.
Als ein in der Wikipedia angegebenes Strukturmerkmal ist, dass sie "überstrukturiert"
http://de.wikipedia.org/wiki/Lyrik sei.
Sie ist stärker strukturiert als ein Prosatext. Die notwendige Art der Struktur hat sich in den vergangenen Jahrhunderten geändert.
Opitz verwendet im "Buch von der Deutschen Poeterey"
http://www.uni-due.de/einladung/Vorlesungen/lyrik/opitzly.htm noch die Auffassung, dass Jambus und Trochäus wesentliche Merkmale seien.
Später (Klopstock) wurden die antiken Formen wieder eingeführt und auf das deutsche Gedicht übertragen. Die Formsprache wurde dabei aber stark fixiert und sehr fest.
Etwa seit Ende des 19., aber vor allem im 20. Jahrhundert löste sich alles auf und fast jede in Verse und Strophen strukturierte Form wurde möglich, bis zum Extrem, dass keine Wörter mehr benötigt wurden, wie bei Morgensterns "Fisches Nachtgesang".
Nunmehr entstanden sehr viele "ismen": Impressionismus, Expressionismus, Dadaismus, Futurismus und viele andere.
Allmählich wurde in moderner deutsche Dichtung der Reim verpönt, bald litten außer in komischer und satirischer Dichtung auch andere Strukturen.
Sobald jemand neue Grenzen setzte, wurden sie überwunden/übersprungen/ignoriert.
Im vorliegenden Gedicht (ich sage hier "Gedicht" und nicht "Prosawerk") gibt es eine klare Struktur in Verse und Strophen. Gegenüber Prosa ist das bereits "überstrukturiert".
Jeder Vers enthält einen eigenen Gedanken - zumindest einen in sich geschlossenen Gedankenabschnitt.
Jede Strophe hat im Prinzip einen größeren - fast abgeschlossenen - Gedanken.
Was es der Prosa annähert ist, dass wir keine gebundene Sprache haben, sondern einen freien Rhythmus.
Damit haben wir keine als Lyrik "getarnte" Prosa.
Aber: Der Gedanke hat durchaus Wurzeln, die in der Entwicklung der Lyrik begründet sind. Nicht jeder macht alle Schritte mit.
---
Ein Merkmal der Lyrik ist die Verwendung von Metaphern. Das ist hier der Fall, sogar in starkem Maße.
Natürlich kann auch Prosa Metaphern haben.
Ohne die Einteilung in Verse und Strophen würde ich es als Kurzprosa betrachten.