Verzeiht

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anbas

Mitglied
Verzeiht

Verzeiht, dass ich geschwiegen habe
wie's einst auch meine Ahnen taten.
Ich hab zu Vieles hingenommen
und meine Werte so verraten.

Verzeiht, dass ich geschwiegen habe,
wenn and're Euch diskreditierten
und Fehler oder auch Vergehen
von Einzelnen pauschalisierten.

Verzeiht, dass ich geschwiegen habe,
wenn Stammtischrunden unverfroren
aufgrund der Fremden gleich das Ende
der Zivilisation beschworen.

Verzeiht, dass ich geschwiegen habe
bei all den Alltagssticheleien.
Auch dadurch konnten Vorurteile
ganz leise weiter gut gedeihen.

Verzeiht, dass ich geschwiegen habe,
wenn Leute Fakten grob verdrehten
und dadurch eine böse Stimmung
von dumpfem Hass und Argwohn säten.

Ich schwieg zu oft.
Doch heute will ich Euch versprechen:
In Zukunft werd' ich danach streben,
mein Schweigen häufiger zu brechen.
 
Zuletzt bearbeitet:

jon

Mitglied
Teammitglied
Gefällt mir rhythmisch gut, es entsteht für mein Empfinden ein gewisser Sog, ein Gefühl von unaufgeregter Dringlichkeit. Ich überlege, ob das Stete in der letzten Strophe, die ja den Bruch/die Konsequenz enthält, ein wenig aufgebrochen werden sollte, indem sie nicht mit der selben Zeile anfängt.
 

anbas

Mitglied
Danke, Jon!

Den Gedanken hinsichtlich der letzten Strophe hatte ich auch, hab mich dann aber für die einheitliche Struktur entschieden.
Ich werde mir jetzt aber noch mal eingehender Gedanken darüber machen.
 

Aufschreiber

Mitglied
Du schreibst mir aus der Seele.
Mir geht es ja selbst auch mitunter so, dass ich mich hinterher frage: "Warum hast du nicht ..."

Auch von der Form her finde ich es gut. Obgleich ich mich der Idee von Jon anschließen würde, in der letzten Strophe diesen Form-Bruch zu machen.

Beste Grüße,
Steffen
 

anbas

Mitglied
Danke für Dein Feedback und die Wertung, Steffen!

Es freut mich, dass Dir der Text gefällt.
An der letzten Strophe arbeite ich bereits.

LG
 

anbas

Mitglied
So, ich habe fertig... :).

Außer am letzten Vers habe ich auch noch einige andere Stellen etwas bearbeitet.

Noch einmal vielen Dank für Eure Anregung, das Ende etwas anders zu gestalten! Mir gefällt es auf jeden Fall so deutlich besser.

Herzliche Grüße
 

anbas

Mitglied
Hallo JB, molly und Samoth,

ich freue mich über eure Antworten und danke Euch hierfür!

Dank auch für die tollen Wertungen!
 

ENachtigall

Mitglied
Ich kann mich dem Lob hier nur uneingeschränkt anschließen! Jedoch nicht ohne zu betonen, wie außerordentlich gut mir das finale, dem Versprechen abgetrotzte "brechen" in der letzten Strophe gefällt..- Ich möchte meinen,: gebrochen ist dieses Schweigen Brot.

Mit nächtlichem Gruß,

elke
 

anbas

Mitglied
Hallo Aufschreiber, hallo Elke,

ich freue mich sehr, dass Euch das Gedicht gefällt und wie gut es insgesamt ankommt.

Derzeit bin ich am Überlegen, ob ich es aus der Anonymität herausholen soll. Andererseits - der Gedanke kam mir allerdings erst lange nachdem ich es hier gepostet habe - wird das anonyme Veröffentlichen irgendwie zusätzlich ein Teil des Gedichts bzw. der Form: Das LyrIch "traut sich" etwas aus der Deckung heraus, sagt was, bleibt aber im Schutz der Anonymität (unabhängig davon, ob der eine oder andere schon ahnt, wer sich hinter diesem Text "verbirgt" ;)).

Ich hoffe, ich habe diesen Gedanken verständlich rübergebracht.

Gruß in die Runde und Dank für die weiter hinzugekommenen Wertungen!
 



 
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