Verzicht

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rogathe

Mitglied
Verzicht

Der Mensch wird in die Welt gepresst
und plagt sich bis er sie verlässt.

Verfolgt vom Pech bestraft ihn Hohn,
beseelt von Glück ist Neid sein Lohn.

Er strampelt Jahr um Jahr voran,
zieht Kinder groß, wird Opa dann.

Er akzeptiert manch Zipperlein,
genießt geruhsam Kunst und Wein.

Bald traut er seinen Ohren nicht,
der Nachwuchs fordert forsch Verzicht!

Begierig will der vorab erben:
Du brauchst zwar nicht in Kürze sterben,

Doch lass uns alles vorbereiten
und dich flugs zum Notar begleiten.

Verständig willigt Opa ein
signiert Papiere – nur zum Schein.

Kaum trocknete die Tinte
berichtigt er die Finte,

Verfasst mit List ein Testament
in dem er Fremde Erben nennt.

Diskret berät ihn der Notar,
der stets an seiner Seite war.

Genüsslich froh und heiter
lebt er bis Hundert weiter.

(Der Oma geht es ebenso:
vermacht’s Vermögen einem Zoo.)
 
Zuletzt bearbeitet:

petrasmiles

Mitglied
Lieber rogathe,

Du hast eine lustige Posse daraus gemacht und die Verse sind fein geschmiedet.
Aber eigentlich bleibt einem doch das Lachen im Halse stecken.
Ich habe keine Kinder geschweige Enkel, aber es würde mich doch ankeksen - wozu hat man sich geplagt, um die Brut groß zu bekommen und dann sowas.
Vielleicht sollte man es so machen wie Deine Protagonisten, aber macht man es?

Liebe Grüße
Petra
 

rogathe

Mitglied
Herzlichen Dank für deinen Kommentar!
Es ist ein Gedankenexperiment - glücklicherweise nicht autobiographisch. :)
LG rogathe
 
Hallo rogathe,

hier hast du ein recht vergnügliches Gedicht geschrieben und die Thematik heiter verpackt.

LG SilberneDelfine

Vielleicht sollte man es so machen wie Deine Protagonisten, aber macht man es?
Es gibt Eltern, die machen es noch ganz anders. Vererben bzw. übertragen alles zu ihrer Lebenszeit schon an ein Kind, während das andere vollkommen leer ausgeht. Und aus gar keinem Grund außer aus dem, dass das erbende Kind das so haben wollte.
Und dann sind sie beleidigt, wenn sich das andere Kind, das gar nichts bekommen hat - aus überhaupt keinem Grund - sich das nicht gefallen lassen will.
Ich finde, das, was oben im Gedicht beschrieben ist -

Begierig will der vorab erben:
Du brauchst zwar nicht in Kürze sterben,

Doch lass uns alles vorbereiten
und dich flugs zum Notar begleiten.
sollte verboten werden.
Man sollte erst erben können, wenn derjenige, der etwas zu vererben hat, tot ist. Und nicht vorher mit Tricks arbeiten können.

LG SilberneDelfine
 



 
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