Victoria

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Schreibfan

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Victoria

(Frei nach der Eröffnungsszene des Filmes "Mama" von Andres Muschietti

Victoria hat noch den Schlaf in den Augen
als Vater sie anzieht und Lilli dann weckt.
Er zieht sie durchs Haus. Draussen gurren schon Tauben.
Doch bisher hat niemand den Esstisch gedeckt.

Im Flur riechts als hätte sich jemand erbrochen.
Der Vater ist heute nur fast ruhig und nett.
Victoria weiß nichts doch fühlt in den Knochen:
Die Mama liegt tot im Familienbett.

Victoria sitzt im gewachsten Toyota,
umklammert den Türgriff und drückt sich ins Fell.
Es scheint ihr als wäre der Vater nur halb da.
Er starrt grade aus und fährt deutlich zu schnell.

Victoria hat diesen Ort nie gesehen.
Den Weg nicht und auch nicht die Hütte im Wald.
Der Vater trägt Lilli, die kann noch nicht gehen.
Victoria zittert, ihr wird langsam kalt.

Victoria ahnt (drum versucht sie zu fliehen),
weshalb ihr der Vater die Brille absetzt.
Verschwommen sieht sie ihn was längliches ziehen.
Und jede Bewegung von ihm wirkt gehetzt.

Doch plötzlich lässt Vater das Jagdgewehr fallen.
Er greift an die Kehle und fällt auf die Knie.
Es ist so als wehre er sich gegen Krallen.
Der Vater ist stark, aber schwächer als sie.

Die Hütte ist plötzlich voll liebender Wärme.
Sie hören ein Flüstern, doch niemand ist hier
(der sterbende Vater entleert die Gedaerme).
"Mein Name ist Mama. Kommt ihr ruhig mit mir".

Hannah May Februar 2024
 

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Durchaus beeindruckend, liebe Hannah!

Die Atmosphäre hast du wirklich gut eingefangen - Psychothriller in Gedichtform sozusagen.
Metrisch baust du den Rhythmus in den ersten zwei Zeilen wirklich gut auf - und das braucht das Gedicht auch, denn einige Zeilen muss man gegen die natürliche Betonung lesen, damit das Hebungs-und Senkungsschema passt. Das klappt aber ganz gut (wenn auch an ein paar Stellen erst beim zweiten Anlauf). Trotzdem ein paar Vorschläge zur Glättung von mir:

Er zieht sie durchs Haus. Draussen gurren schon Tauben.
Er zerrt sie durchs Haus. Sie hört Gurren von Tauben.

Victoria hat diesen Ort nie gesehen.
Noch nie hat Victoria die Stätte gesehen/
Noch nie hat zuvor sie den Ort hier gesehen

Verschwommen sieht sie ihn was längliches ziehen.
Und jede Bewegung von ihm wirkt gehetzt.
Sie sieht ihn verschwommen was Längliches ziehen

Es ist so als wehre er sich gegen Krallen.
Es scheint ihr, als kämpfe er wild gegen Krallen



Insgesamt aber kann mich dein Gedicht auch schon so packen und mitreißen.
Sehr gerne gelesen!

LG,
fee
 

Schreibfan

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Lieben Dank Chlorwiese, silberne Delfine und Fee fürs Bewerten und Kommentieren.
Silberne Delfine, dir habe ich woanders ausführlich schon geantwortet...
Liebe Fee. Danke fürs genaue hinschauen. Ganz klar ist mir nicht wo du beim lesen Holperer merkst. Vllt ist noch wichtig anzumerken, dass der Film "Mama" ein US-amerikanischer Film ist. Dem entsprechend klingt der Name des Lyrische Ichs in meinem Gedicht nicht deutsch (Vic-tor-ia) sondern Vic-toria mit Betonung auf "toria". Würde mich aber interessieren wie such andere das lesen.

LG Schreibfan
 



 
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