vielleicht freudenstadt

vielleicht freudenstadt

ist es nicht erstaunlich welche vorstellungen
sehnsucht annehmen kann wie ein weißer strand
oder das wiegen exotischer tempeltänzerinnen

traditionell gekleidet in dirndl oder lederhose dazu
klingende krüge und plattelnde schuhe kann sogar
das oktoberfest ein ort der sinnesfreude sein

vielleicht muss man gar nicht ins ferne reisen es
gibt vermutlich auch augenweiden in freudenstadt
oder endloses im kreis fahren bei frontenhausen

Hi Perry,
bei S2 würde ich aus eigener Erfahrung (teilweise) insofern widersprechen als ich persönlich es ziemlich albern finde, wenn jemand, der außerhalb der Wiesn keine Tracht trägt, sich dann für den Besuch derselben mittels einer trashigen Trachtenimitation (schlecht) verkleidet... das schadet zwar in dem Sinn niemand (außer ggf. ästhetisch empfindsamen Betrachter:innen), ist aber halt ein ziemlicher Fake. Aber das ist ja nicht das eigentliche Thema Deiner Zeilen - insofern ist das jetzt nur ein randständiger Einwurf meiner Wenigkeit.
Ich mag Deine Zeilen trotzdem sehr. Aus obiger Nebenrechnung wird aber ersichtlich, dass es für mich bereits als Zweistropher (S1 + S3) wunderbar funktionieren würde - als solchen bestirne ich das jetzt mal.
LG!
S.

Hallo Sufnus,
als Bayer ist für mich das Oktoberfest eben eine schöne Vorstellung (natürlich mit traditioneller und nicht touristischer Trachtenverkleidung).
Das 2. Strophe dient auch als Überleitung zum Kreisverkehr-Schlussbild, das aus den Eberhoferfilmen entlehnt ist.
LG
Manfred

Hi Manfred,
ja also als Nichtbayer hab ich bei der Wiesn eh keine Deutungshoheit - aber bei meinen persönlichen München-Besuchen meide ich aber lieber die kritischen zwei Wochen... zu zartbesaitet für die sich in dieser Zeit bietenden Eindrücke...
LG!
S.

Hallo Perry,

in lyrischer Hinsicht kann ich Deinen Text nicht beurteilen, seiner Aussage aber hundertprozentig zustimmen. Für zünftige Bacchanalien bräuchte jede Stadt einen Aventin vor den Toren. Dann hätten die Spanier mehr Ruhe und die Italiener ihre Strände für sich.

Schöne Grüße,
Matula

Hallo Matula,
mit römischen Festivitäten kenne ich mich nicht so gut aus, aber vor den Toren liegt bekantlich die Welt.
Danke fürs reflektieren und LG
Manfred

Lieber Manfred,
es kommt immer auf Freude und Wohlgefühl an. Und die können überall aufkommen, auch wenn viele mit ungewohnten Belustigungen ihre Probleme haben.
Wunderbarer Text
Karl

Hallo Karl,
ja Freude kann man an vielen Dingen oder Beschäftigungen haben, vorausgesetzt sie stillen die Sehnsucht nach was auch immer.
Danke fürs "Wunderbar" und LG
Manfred

Sorry, Perry, aber Bayern ist für mich urgs - so pflegt jeder seine Vorurteile (und Trachtengedöns geht gar nicht) - aber den Eberhofer, den liebe ich heiß und innig. Seid Ihr etwa alle so? ;-) Im Film heißt der Ort doch Niederkaltenkirchen ... oder lässt du jetzt den Einheimischen raushängen
Aber grundsätzlich: Sollten Sehnsuchtsorte nicht Geheimnis bleiben? Ich habe einen Faible für Venedig, lese die Spuren der Stadt in der Literatur seit Casanova, schaue Dokus, sogar Brunetti - und würde nie einen Fuß hineinsetzen. Der Tourist benutzt und setzt herab - oft beides - aber eine Sehnsucht bekommt er nie gestillt, denn sie zerrinnt ihm mit den Blasen an den Füßen, der weichgekochten puterroten Birne, der kneifenden Hose und dem Nepp. Gleiches gilt für Strände, Berge, Palmen. Erreichbar erst in der Konsumgesellschaft geworden - und das machen sie dann auch, konsumieren. Reisen bildet schon lange nicht mehr ...
Ich überleg gerade, wo wir hier im Norden einen schicken Kreisverkehr haben ...

Liebe Grüße
Petra

Hallo Petra,
ja so hat eben jede Gegend seine Sonnen- und Schattenseiten und nein auch in Bayern sind nicht alle so.
Sehnsucht ist unheilbar heißt es und trotzdem versuchen wir immer sie irgendwie zu stillen.
Danke für deine Wortbilder dazu und LG
Manfred