Volldermords Tochter

Muffin

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Dies ist ein Ausschnitt aus dem Roman den ich geschrieben habe. er ist, hoffe ich aber auch so losgelöst zu verstehen...


Volldermords Tochter

Mitten in der Nacht ging ich alleine die Treppe in die Eingangshalle hinab. Auf der Hälfte der Treppe blieb ich stehen. Ich wurde unsicher. Ich hatte jeden Muskel gespannt. Ich lauschte in die Stille - nichts. Mein Blick wanderte zur Uhr über dem Portal. Fünf vor zwölf. Ein wenig Zeit hatte ich noch. Drei vor zwölf. Ich drehte mich um, um sicher zu gehen, dass niemand hinter mir stand, um mich anzufallen. Zwölf. Mein Puls fing wie wild an zu hämmern. Fünf nach zwölf. SIE war spät dran. Ich ging eine weitere Stufe runter. Mein Blutdruck stieg. Ich merkte, dass mir warm wurde. Schweiß stand mir auf der Stirn. Ich atmete tief ein, doch bevor ich die Luft wieder entweichen lassen konnte, wurde die Portaltüre von Außen aufgerissen. Die beiden Torflügel klatschten an die Wände. Eiskalter Wind drang ein und ließ mich am ganzen Leib zittern. Er löschte alle Kerzen. Es wurde finster. Vereinzelte Schneeflocken drangen mit der Kälte ein - und noch etwas war mit hereingekommen
oder sollte ich sagen jemand?
Ich konnte SIE nicht sehen, deshalb drehte ich mich im Kreis, um nicht von hinten angegriffen zu werden, aber dass war überflüssig, denn Hinterhalte gehörten nicht zu IHREM Stil.
Plötzlich stand SIE vor mir auf der Treppe. IHR wildes Gesicht war zu einer grinsenden Fratze verzogen.
„Ich bin Dein Alptraum!“ schrie SIE und dann griff SIE an, ohne Vorwarnung.
Im letzten Moment gelang es mir IHREM Fluch aus zu weichen, doch er streifte mich am Arm. Rasender Schmerz breitete sich in meinem Arm aus, doch ich hatte keine Zeit darauf zu achten. Mit einem kräftigen Schwung schleuderte ich IHR einen Fluch entgegen, den SIE mit geschickter Eleganz abfing. IHR zweiter Fluch landete an meinen mentalen Schilden und er kam mit ungebremster Kraft wieder auf SIE zu. SIE versuchte ihm auszuweichen, es gelang ihr aber nur halb und IHRE Haare fingen an zu brennen. SIE bekam das Feuer in den Griff, bevor es IHR ernsthaft Schaden zu fügen konnte, doch es kostete SIE Zeit. Zeit in der ich in der Lage war einen neuen Fluch vor zu bereiten. Diesmal traf ich SIE wirklich hart. SIE stürzte zwei, drei Stufen hinunter und landete hart auf dem Rücken. Ich setzte ihr nach, die Stufen hinab. Ich packte SIE am Kragen, hob SIE auf und presste SIE gegen das Treppengeländer.
Sie wehrte sich. SIE biss und kniff, doch SIE konnte nicht fluchen, weil ich IHRE Hand an ihren Körper gepresst hatte und somit IHR Entfaltungsabstand zum Körper fehlte. SIE wand sich, doch ich ließ SIE nicht los. Plötzlich lehnte SIE sich ruckartig nach hinten und stürzte haltlos über das Geländer in die Tiefe durch bis zum Kerkergeschoss.
Doch der erwartete Knall blieb aus. Ich hängte mich über das Geländer um besser sehen zu können, doch es war zu dunkel, ich konnte den Boden nicht sehen. Vielleicht hatte SIE sich irgendwo festgehalten.
Es raschelte irgendwo hinter mir. Ruckartig drehte ich mich um. SIE stand so nah vor mir, dass ich ihren heißen Atem in meinem Gesicht spürte. SIE grinste überlegen, dann trat SIE einen Schritt zurück und gab den Blick frei auf ein schwarzes Paar Flügel. SIE entfaltete sie und stieß sich vom Boden ab. Das Geräusch IHRER Flügel war wie das tiefe Röhren eines Motorrades. SIE schwebte etwa einen Meter über der Treppe, wie ein Todesengel, der sein Urteil spricht. Doch ich war noch nicht bereit aufzugeben.
Auch ich öffnete meine Flügel und stieß mich vom Boden ab. Ich stellte mich auf das Treppengeländer und stützte meine Fäuste in die Hüften.
„Auf Deinem Weg zur Macht musst Du erst an mir vorbei,“ schrie ich und ließ mich nach hinten fallen. Die Luft rauschte in meinen Ohren, mit einem eleganten Schlenker kam ich wieder nach oben. Als ich mit dem Gesicht über dem Geländer war, traf mich ein harter Schlag, der mich nach hinten schleuderte. SIE hatte auf dem Geländer gewartet, bis ich wieder oben war und mir mit aller Kraft ins Gesicht getreten. Ich schmeckte Blut auf meiner Zunge und fluchte innerlich, weil ich nichts hatte um die Blutung zu stillen. SIE lachte kalt. Dann kam SIE mit einer höllischen Geschwindigkeit auf mich zugerast. IHRE Flügel schienen Feuer zu fangen, IHRE Gestalt verschwamm zu einem einzigen riesigen Feuerball, der immer größer wurde. Panische Angst befiel mich. Der Ball kam unausweichlich auf mich zu. Ich spürte schon die Hitze auf meiner Haut, als ich im letzten Moment einen verzweifelten Satz zur Seite machte. Der Feuerball raste so nah an mir vorbei, dass meine Haut an den Händen Blasen warf. Er donnerte mit ungebremster Wucht auf die Wand zu, um dort mit einem gewaltigen Knall zu explodieren. Die Gemälde und Wandteppiche fingen Feuer. Die Halle war gefüllt mit brennender Luft und beißendem Rauch. Ich drehte mich vom Feuer weg und schlug die Hände vor die Augen. Eine heftige Druckwelle erfasste mich und schlug mich gegen einen Treppenabsatz. Der Aufprall drückte mir die Luft aus den Lungen. Rasender Schmerz füllte meine Wahrnehmung. Ich spürte, wie meine Flügel Feuer fingen und in einem bunten Funkenregen vergingen. Mit letzter Kraft klammerte ich mich ans Treppengeländer. Meine Füße baumelten über der gähnenden Tiefe. Etwas fegte das Geländer davon. In panischer Hast versucht ich irgendwo Halt zufinden und bekam die Kante zu fassen, um mich im letzten Moment, doch noch vor dem Sturz zu retten.
Da hing ich nun. Meine Kleider schwelten, meine Haut warf Blasen, war feuerrot und nässte, das Atmen fiel mir schwer und mit jedem Atemzug sog ich Luft ein, die wie Feuer brannte. Aber ich war noch nicht tot, nah dran vielleicht, aber noch steckte Leben in mir und sah nicht ein es weg zu schmeißen. Doch jemand anders war fest entschlossen meinem Leben ein baldiges Ende zu bereiten.
IHR fratzenhaftes Gesicht erschien über der Kante. IHR verfilztes Haar bewegte sich im Luftzug, wie hundert Schlangen. Schwarzer Schweiß lief IHR über das blasse Gesicht.
„Du sollst Dich doch nicht so hängen lassen,“ höhnte SIE. „Vater hat immer gesagt, dass das Böse stärker ist, aber Du wolltest ja nicht auf ihn hören.“
Ich sammelte Spucke im Mund, das bisschen Flüssigkeit, das mir geblieben war, zog mich hoch und spuckte IHR ins Gesicht. SIE stieß mich wieder runter, dann stand SIE auf, sagte:
„Wie Du willst“ und trat mir genüsslich auf die Finger. Ich konnte meine Finger brechen hören, doch ich ließ nicht los. SIE bückte sich. Langsam und mit aller Ruhe löste SIE Finger für Finger meine Hände. Dann schnappte SIE meine Handgelenke, lehnte sich weit über den Abgrund, zwinkerte mir zu und ... ließ los.
 



 
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