Vom Vergangenen

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Wo alte Wege den Berg überqueren,
Verlassen, vergessen, von Dorn überwachsen,
Dort will ich den Tag in Ehrfurcht verbringen,
Und dann, am Abend, all derer gedenken,
Die gleissende Sonne und Sternenlicht kannten.

Wo das Wasser des Lebens der Erde entspringt,
Und der Vogel des Todes kein Schrecken mehr ist,
Dort hört man im Zwielicht manchmal ein Raunen,
Kaum mehr als ein Lufthauch, so wie das Geräusch,
Wenn ein Schütze den Pfeil von der Sehne lässt.

Wo der tiefe Schatten des Morgens noch liegt,
Wenn er anderswo schon vom Tage verdrängt ist,
Dort finden sich Spuren vergangener Zeit,
Und das dunkle Geheimnis der schweigenden Täler
Ist nah und bleibt doch auf immer verborgen.

Wo seltsam geschwungener glatter Fels
Von hellen Linien durchzogen ist,
Dort zerfliesst die Sehnsucht, wird eins mit dem Jetzt,
So wie auch alles, was einmal gewesen,
Sich zeitlos in diesem Moment vereint.

Und manchmal kehrt sie zurück, die Wärme,
Ganz nah' beim Herzen, wo Liebe einst war.
Dann will ich der Nacht gehören, wohl wissend,
Dass vielleicht kein Erwachen am Horizont wartet,
Jenseits der Süsse der Dunkelheit.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schau Dich hier in Ruhe um und geselle Dich zu den dichtenden Lupinen.

cu
lap
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo WWTB,

das ist eine durchaus gelungene Beschreibung des Vergangenen.
Hier gefällt die ruhige Sprache, die auch mit einer leisen Melancholie spielt.
Nur am Schluss "Süsse der Dunkelheit" zerstört dieses Bild leider etwas. Das ist mir zu nahe am Kitsch.

Liebe Grüße
Manfred
 
Danke für Deine anerkennenden Worte, und danke für den Hinweis auf die letzte Zeile. Ich werde versuchen, in Zukunft einen etwas grösseren Bogen um den Kitsch zu machen.
 



 
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