vom willen eines dichters

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Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
1.

er erfand ein gedicht
das niemanden der es liest
rührt.

wie der leser
soeben spürt.

er erfand ein gedicht
das niemanden der es laß
rührte.

wie der leser
soeben spürte.

er erfand ein gedicht
so ganz ohne sinn

es lag verzweiflung darin.

2.

er befahl seinem leser
die erste zeile zweimal zu lesen.
in voraussicht dass es so nicht geschieht
gab er das dichten auf.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
1.

er erfand ein gedicht
das niemanden der es liest
rührt.

wie der leser
soeben spürt.

er erfand ein gedicht
das niemanden der es las
rührte.

wie der leser
soeben spürte.

er erfand ein gedicht
so ganz ohne sinn

es lag verzweiflung darin.

2.

er befahl seinem leser
die erste zeile zweimal zu lesen.
in voraussicht dass es so nicht geschieht
gab er das dichten auf.
 

hein

Mitglied
Hallo Patrick,

jede(r), die/der genauso davor sitzt wie Du kann dies nachvollziehen und wird be- bzw. gerührt sein. Insofern ist das doch ein Erfolg!

Never give up!

Schönen Gruß
hein
 

Zirkon

Mitglied
jeder hat das Recht zu dichten und es zu veröffentlichen und jeder hat seine Stärken und Schwächen. Das sollte die Vielfalt eines Forums ausmachen, sich als Kollegen zu sehen, nicht als Konkurrenz. Grüße von Zirkon
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hi Zirkon

Korrekt. Aber was hat das mit dem Gedicht zu tun?
Du missinterpretierst das doch jetzt nicht als Angriff gegenüber irgendjm.? "Er" könnte auch "ich" sein.

L.G
Patrick
 

Zirkon

Mitglied
nein, Ich lese, dass ein Dichter sich ungelesen fühlt und vor allem, dass seine Werke nicht berühren. Das kann jeder sein.
Grüße von Zirkon
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ne, so war das ganz und gar nicht gedacht.

Der Text will meine Skepsis gegenüber der Sprache, dem Gedicht zum Ausdruck bringen. Gefangen in der Liebe zum Gedicht und der seltsamen Verachtung für Dasselbe, bleibt mir allzu oft nur das Spiel mit der Sprache. Die dann jedenfalls doch nicht zum Ausdruck bringen kann, was gedacht und empfunden wird, sodass die Sprache in der Hauptsache nur noch zum Spiel taugt, sie monologisiert, verpotenziert sich und dann spricht das Gedicht über das Gedicht und der Dichter über den Dichter, wobei schon fraglich ist, ob es beide überhaupt noch gibt, geben sollte.

L.G
Patrick
 

Ralf Langer

Mitglied
Moin,

gefällt mir und erinnert mich daran:

"gedichte sind säkularisierte Gebete
sie rufen sich selber an
nicht thor nicht ra nicht lethe
ich glaube nur an den gott
der im wort existieren kann"

folgende kleine änderungsvorschläge:

nicht: er erfand

sondern entweder "erfand" schön dopperlt einmal etwas erfinden oder aber getrennt gelesen: "er fand"

oder als Idee: (besser Kritik) Gedichte werden meiner Meinung nach nicht erfunden, sie werden geschaffen ist aber Ansichtssache

"er erfand ein gedicht
so ganz ohne sinn

es lag verzweiflung darin."

darüber liesse sich trefflich streiten. Ich meine den Sinn. Aber die beiden Zeilen sind sehr musikalisch. Ist ein schöner Klang darin

Ja, und eben Verzweiflung. Nach meinem Empfinden die Hebamme von so manchem Gedicht...

Lg
Ralf
 



 
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