Vom winzigen Gespenst

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molly

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Vom winzigen Gespenst (c)Monika Rieger
Das winzige Gespenst wohnte viele Jahre in einer Streichholzschachtel. Es wurde ein klein wenig größer und musste deshalb eine neue Wohnung finden. Um Mitternacht zog es los. Als die Geisterstunde zu Ende war, legte es sich, müde vom Suchen, unter einen Baum. Dort fand es am Morgen die Lerche. Sie packte das winzige Gespenst an seinem weißen Hemdchen und flog mit ihm davon- bis zur Scheune eines Bauernhofes.
Um Mitternacht erwachte das winzige Gespenst und sah sich erstaunt um. Es schwebte zu der alten, verbeulten Milchkanne, hob mühsam den Deckel hoch und fuhr erschrocken zurück: ein großes Gespenst zischte heraus. Das heulte fürchterlich und jagte das winzige Gespenst durch die ganze Scheune. Erst, als die Geisterstunde fast vorbei war, hockte sich das große Gespenst auf den Rand der Milchkanne und rief vergnügt: „Morgen Nacht spielen wir weiter!“
Das winzige Gespenst schaute vorsichtig hinter einem Strohballen hervor und wisperte: „aber nur, wenn du nicht wieder so laut heulst!“
Damit war das große Gespenst einverstanden. Es gähnte kräftig, schlüpfte in die Kanne und zog den Deckel zu. Das winzige Gespenst machte es sich in einem alten Gummistiefel gemütlich. Nun hatte es eine neue Wohnung und einen großen Freund dazu!

In der nächsten Nacht, als die Kirchturmuhr 12 Mal schlug, wachte das winzige Gespenst wieder auf.
Es lag auf dem Boden und neben ihm, hoch aufgerichtet, schwebte das riesige Gespenst.
„Was machst du denn auf dem Boden“? zischte es.
„Der Stiefel ist weg!“ sagte das winzige Gespenst, „komm wir spielen, wenn die Geisterstunde vorbei ist, schlafe ich bei dir in der Milchkanne!“
„Auf keinen Fall, die brauche ich für mich allein! Hier kannst du nicht bleiben. Ich bringe dich an einen anderen Platz!“, fauchte das große.
Schon schwebte das große Gespenst zum Scheunenfenster hinaus und nur langsam folgte ihm das kleine.
Da packte das große Gespenst das kleine kurzerhand und setzte es sich auf den Rücken.
So schwebten sie durch die kuhdunkle* Nacht und kamen bald zu einem Schloss. Das große Gespenst flog bis zum Gittern an einem Kellerfenster.
Es sagte: Nun, mein Kleines, Du kannst dir eine Wohnung aussuchen, hier fehlt noch das Schlossgespenst. Aber frage erst König Walle, ob du bleiben darfst.“
„Wo finde ich den König?“ wisperte das kleine Gespenst.
„In seinem Schlafzimmer, du musst die Treppe hinauf schweben. Und jetzt zisch ab!“ Dabei schubste das große Gespenst das kleine in den Kellerraum und flog leise, wie eine Eule auf der Jagd, in die Nacht hinaus.
Das kleine Gespenst heulte kurz auf und landete sanft in einem Korb. Hier roch es wie in dem alten Stiefel, in denen es die letzte Nacht verbracht hatte.
„Zuerst König Walle fragen“, murmelte es und schwebte durch alle Kellerräume. Aber den König fand es nicht. Da entdeckte das winzige Gespenst die Treppe. Es schwebte hinauf, folgte den leisen Geräuschen, die es hörte und gelangte in ein großes Zimmer. Der König schlief in einem sehr großen Bett. Das winzige Gespenst setzte sich an sein linkes Ohr und flüsterte: „Hallo, König Walle, darf ich Dein Schlossgespenst sein“?
Mit einem Schrei fuhr der König hoch. Das winzige Gespenst war auf seine Hand gehüpft.
„Wer bist denn du, was willst du hier?“ fragte der König.
„Ich bin das winzige Gespenst und will bei dir schlafen“.
„Auf keinen Fall“, brummelte der König, „ich brauche mein Bett für mich“!
Da fing das winzige Gespenst bitterlich an zu weinen. „Niemand mag mich, ich habe keinen Schlafplatz“!
Inzwischen hatte sich der König im Bett aufgesetzt. Das winzige Gespenst saß noch immer auf seiner Hand.
„Nun weine nicht mehr, du kannst hier bleiben, im Keller, wo alle Gespenster hausen“.
Das winzige Gespenste heulte kurz auf:“ Gleich ist die Geisterstunde zu Ende und ich weiß nicht, wo ich schlafen kann“!
„Aber ich!“, sagte König Walle. Er öffnete sein großes Brillenetui, legte das winzige Gespenst hinein und deckte es mit dem Brillenputztuch zu.
„So schlaf nun gut, mein winziges Gespenst“, flüsterte König Walle.
Die Uhr auf dem Schlossturm schlug eins, das winzige Gespenst lag sehr zufrieden in seinem neuen Zimmer und schlief. König Walle aber trug das Brillenetui in den Keller und stellte es in den Vorratsraum, zwischen zwei Dosen mit Obst.

Für Kinder ab 3 Jahren

*Kuhdunkel- habe ich bei DIE DOHLE zum ersten Mal gelesen. Er hat mir geschrieben, dass dies ein üblicher Ausdruck in seiner Gegend sei und ich ihn nehmen kann.
©M.R
 
Zuletzt bearbeitet:

herziblatti

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Hallo molly, gefällt mir gut, dein Märchen :) besonders das Brillenetui als Körbchen für Winzi-Gespenster.
Ab der Mitte des Textes hast du die Satzzeichen (Ausrufzeichen, Fragezeichen, Punkt etc.) hinter die Ausführungsstriche gestellt, die gehören davor (die erste Texthälfte hast du es richtig!). LG - herziblatti
 

molly

Mitglied
Hallo herziblatti,
ich danke Dir fürs aufmerksame Lesen. Die Fehler werde ich nach Ostern beheben. Dir wünsche ich nun frohe Festtage.
Herzliche Grüße
molly
 

molly

Mitglied
Zum Vorlesen ab 3 Jahren
Vom winzigen Gespenst
Das winzige Gespenst wohnte viele Jahre in einer Streichholzschachtel. Es wurde ein klein wenig größer und musste deshalb eine neue Wohnung finden. Um Mitternacht zog es los. Als die Geisterstunde zu Ende war, legte es sich, müde vom Suchen, unter einen Baum. Dort fand es am Morgen die Lerche. Sie packte das winzige Gespenst an seinem weißen Hemdchen und flog mit ihm davon- bis zur Scheune eines Bauernhofes.
Um Mitternacht erwachte das winzige Gespenst und sah sich erstaunt um. Es schwebte zu der alten, verbeulten Milchkanne, hob mühsam den Deckel hoch und fuhr erschrocken zurück: ein großes Gespenst zischte heraus. Das heulte fürchterlich und jagte das winzige Gespenst durch die ganze Scheune. Erst, als die Geisterstunde fast vorbei war, hockte sich das große Gespenst auf den Rand der Milchkanne und rief vergnügt: „Morgen Nacht spielen wir weiter!“
Das winzige Gespenst schaute vorsichtig hinter einem Strohballen hervor und wisperte: „aber nur, wenn du nicht wieder so laut heulst!“
Damit war das große Gespenst einverstanden. Es gähnte kräftig, schlüpfte in die Kanne und zog den Deckel zu. Das winzige Gespenst machte es sich in einem alten Gummistiefel gemütlich. Nun hatte es eine neue Wohnung und einen großen Freund dazu!

In der nächsten Nacht, als die Kirchturmuhr 12 Mal schlug, wachte das winzige Gespenst wieder auf.
Es lag auf dem Boden und neben ihm, hoch aufgerichtet, schwebte das riesige Gespenst.
„Was machst du denn auf dem Boden?", zischte es.
„Der Stiefel ist weg!“, sagte das winzige Gespenst, „komm wir spielen, wenn die Geisterstunde vorbei ist, schlafe ich bei dir in der Milchkanne!“
„Auf keinen Fall, die brauche ich für mich allein! Hier kannst du nicht bleiben. Ich bringe dich an einen anderen Platz!“, fauchte das große.
Schon schwebte das große Gespenst zum Scheunenfenster hinaus und nur langsam folgte ihm das kleine.
Da packte das große Gespenst das kleine kurzerhand und setzte es sich auf den Rücken.
So schwebten sie durch die kuhdunkle* Nacht und kamen bald zu einem Schloss. Das große Gespenst flog bis zum Gittern an einem Kellerfenster.
Es sagte: "Nun, mein Kleines, Du kannst dir eine Wohnung aussuchen, hier fehlt noch das Schlossgespenst. Aber frage erst König Walle, ob du bleiben darfst.“
„Wo finde ich den König?“, wisperte das kleine Gespenst.
„In seinem Schlafzimmer, du musst die Treppe hinauf schweben. Und jetzt zisch ab!“ Dabei schubste das große Gespenst das kleine in den Kellerraum und flog leise, wie eine Eule auf der Jagd, in die Nacht hinaus.
Das kleine Gespenst heulte kurz auf und landete sanft in einem Korb. Hier roch es wie in dem alten Stiefel, in denen es die letzte Nacht verbracht hatte.
„Zuerst König Walle fragen“, murmelte es und schwebte durch alle Kellerräume. Aber den König fand es nicht. Da entdeckte das winzige Gespenst die Treppe. Es schwebte hinauf, folgte den leisen Geräuschen, die es hörte und gelangte in ein großes Zimmer. Der König schlief in einem sehr großen Bett. Das winzige Gespenst setzte sich an sein linkes Ohr und flüsterte: „Hallo, König Walle, darf ich Dein Schlossgespenst sein“?
Mit einem Schrei fuhr der König hoch. Das winzige Gespenst war auf seine Hand gehüpft.
„Wer bist denn du, was willst du hier?“, fragte der König.
„Ich bin das winzige Gespenst und will bei dir schlafen."
„Auf keinen Fall“, brummelte der König, „ich brauche mein Bett für mich!"
Da fing das winzige Gespenst bitterlich an zu weinen. „Niemand mag mich, ich habe keinen Schlafplatz!"
Inzwischen hatte sich der König im Bett aufgesetzt. Das winzige Gespenst saß noch immer auf seiner Hand.
„Nun weine nicht mehr, du kannst hier bleiben, im Keller, wo alle Gespenster hausen."
Das winzige Gespenste heulte kurz auf:“ Gleich ist die Geisterstunde zu Ende und ich weiß nicht, wo ich schlafen kann!"
„Aber ich!“, sagte König Walle. Er öffnete sein großes Brillenetui, legte das winzige Gespenst hinein und deckte es mit dem Brillenputztuch zu.
„So schlaf nun gut, mein winziges Gespenst“, flüsterte König Walle.
Die Uhr auf dem Schlossturm schlug eins, das winzige Gespenst lag sehr zufrieden in seinem neuen Zimmer und schlief. König Walle aber trug das Brillenetui in den Keller und stellte es in den Vorratsraum, zwischen zwei Dosen mit Obst.

Für Kinder ab 3 Jahren

*Kuhdunkel- habe ich bei DIE DOHLE zum ersten Mal gelesen. Er hat mir geschrieben, dass dies ein üblicher Ausdruck in seiner Gegend sei und ich ihn nehmen kann.
©M.R
 

molly

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Zum Vorlesen ab 3 Jahren
Vom winzigen Gespenst
Das winzige Gespenst wohnte viele Jahre in einer Streichholzschachtel. Es wurde ein klein wenig größer und musste deshalb eine neue Wohnung finden. Um Mitternacht zog es los. Als die Geisterstunde zu Ende war, legte es sich, müde vom Suchen, unter einen Baum. Dort fand es am Morgen die Lerche. Sie packte das winzige Gespenst an seinem weißen Hemdchen und flog mit ihm davon- bis zur Scheune eines Bauernhofes.
Um Mitternacht erwachte das winzige Gespenst und sah sich erstaunt um. Es schwebte zu der alten, verbeulten Milchkanne, hob mühsam den Deckel hoch und fuhr erschrocken zurück: ein großes Gespenst zischte heraus. Das heulte fürchterlich und jagte das winzige Gespenst durch die ganze Scheune. Erst, als die Geisterstunde fast vorbei war, hockte sich das große Gespenst auf den Rand der Milchkanne und rief vergnügt: „Morgen Nacht spielen wir weiter!“
Das winzige Gespenst schaute vorsichtig hinter einem Strohballen hervor und wisperte: „aber nur, wenn du nicht wieder so laut heulst!“
Damit war das große Gespenst einverstanden. Es gähnte kräftig, schlüpfte in die Kanne und zog den Deckel zu. Das winzige Gespenst machte es sich in einem alten Gummistiefel gemütlich. Nun hatte es eine neue Wohnung und einen großen Freund dazu!

In der nächsten Nacht, als die Kirchturmuhr 12 Mal schlug, wachte das winzige Gespenst wieder auf.
Es lag auf dem Boden und neben ihm, hoch aufgerichtet, schwebte das riesige Gespenst.
„Was machst du denn auf dem Boden?", zischte es.
„Der Stiefel ist weg!“, sagte das winzige Gespenst, „komm wir spielen, wenn die Geisterstunde vorbei ist, schlafe ich bei dir in der Milchkanne!“
„Auf keinen Fall, die brauche ich für mich allein! Hier kannst du nicht bleiben. Ich bringe dich an einen anderen Platz!“, fauchte das große.
Schon schwebte das große Gespenst zum Scheunenfenster hinaus und nur langsam folgte ihm das kleine.
Da packte das große Gespenst das kleine kurzerhand und setzte es sich auf den Rücken.
So schwebten sie durch die kuhdunkle* Nacht und kamen bald zu einem Schloss. Das große Gespenst flog bis zum Gittern an einem Kellerfenster.
Es sagte: "Nun, mein Kleines, Du kannst dir eine Wohnung aussuchen, hier fehlt noch das Schlossgespenst. Aber frage erst König Walle, ob du bleiben darfst.“
„Wo finde ich den König?“, wisperte das kleine Gespenst.
„In seinem Schlafzimmer, du musst die Treppe hinauf schweben. Und jetzt zisch ab!“ Dabei schubste das große Gespenst das kleine in den Kellerraum und flog leise, wie eine Eule auf der Jagd, in die Nacht hinaus.
Das kleine Gespenst heulte kurz auf und landete sanft in einem Korb. Hier roch es wie in dem alten Stiefel, in denen es die letzte Nacht verbracht hatte.
„Zuerst König Walle fragen“, murmelte es und schwebte durch alle Kellerräume. Aber den König fand es nicht. Da entdeckte das winzige Gespenst die Treppe. Es schwebte hinauf, folgte den leisen Geräuschen, die es hörte und gelangte in ein großes Zimmer. Der König schlief in einem sehr großen Bett. Das winzige Gespenst setzte sich an sein linkes Ohr und flüsterte: „Hallo, König Walle, darf ich Dein Schlossgespenst sein“?
Mit einem Schrei fuhr der König hoch. Das winzige Gespenst war auf seine Hand gehüpft.
„Wer bist denn du, was willst du hier?“, fragte der König.
„Ich bin das winzige Gespenst und will bei dir schlafen."
„Auf keinen Fall“, brummelte der König, „ich brauche mein Bett für mich!"
Da fing das winzige Gespenst bitterlich an zu weinen. „Niemand mag mich, ich habe keinen Schlafplatz!"
Inzwischen hatte sich der König im Bett aufgesetzt. Das Winzige saß noch immer auf seiner Hand.
„Nun weine nicht mehr, du kannst hier bleiben, im Keller, wo alle Gespenster hausen."
Das klitzekleine Gespenst heulte kurz auf:“ Gleich ist die Geisterstunde zu Ende und ich weiß nicht, wo ich schlafen kann!"
„Aber ich!“, sagte König Walle. Er öffnete sein großes Brillenetui, legte den Winzling hinein und deckte es mit dem Brillenputztuch zu.
„So schlaf nun gut, mein Schlossgespenst“, flüsterte König Walle.
Die Uhr auf dem Schlossturm schlug eins, das winzige Gespenst lag sehr zufrieden in seinem neuen Zimmer und schlief. König Walle aber trug das Brillenetui in den Keller und stellte es in den Vorratsraum, zwischen zwei Dosen mit Obst.

Für Kinder ab 3 Jahren

*Kuhdunkel- habe ich bei DIE DOHLE zum ersten Mal gelesen. Er hat mir geschrieben, dass dies ein üblicher Ausdruck in seiner Gegend sei und ich ihn nehmen kann.
©M.R
 



 
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