Von besonderen Schlaubergern

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Eigentlich ist die Taktik seit Menschengedenken ausreichend erprobt und noch nicht einmal sonderlich raffiniert.
Es gilt nur, seinen Gesprächspartner immer für den Schlaueren zu halten und sich selbst stets für geringfügig dümmer. Sich viel dümmer zu stellen, könnte dazu führen, dass jener Schlauere den Zuhörer nicht schätzt, da er zu blöd sein könnte, ihn überhaupt zu verstehen.
Und wer möchte schon gern ein Unverstandener sein?
Stellt man sich daher stets nur klein wenig dümmer, wird der vermeintlich klügere Gesprächspartner alles erzählen und besonders das, was er ganz sicher keinem allzu Klugen erzählen wollte, da der ihm dieser möglicher Weise kluge Ratschläge erteilen oder ihn sachkundig kritisieren könnte.
Frauen verstehen sich bekanntlich besonders auf diese Taktik, da sie unterlegenen Männern – und welcher Mann ist einer Frau eigentlich nicht unterlegen - immer freiwillig Überlegenheitsgefühle einräumen. Allerdings auch, weil sie ungern mit einem dummen Mann liiert sein möchten. Das brächte ihnen nämlich die Verachtung ihrer Freundinnen ein. Und deren Verachtung empfinden sie als weitaus unerträglicher, als das Gefühl, selbst ein Dummchen zu sein.
Neulich habe ich meinen Intimfeind und Besserwisser Herbert van Veerden zur Verzweiflung gebracht, da er sich mit meiner Hilfe bei einem geistigen Höhenflug in jene dünne Luft begab, bei der schließlich Schwindelgefühle einsetzen. Die lassen sich bei gewissen Höhenkrankheiten einfach nicht vermeiden. Und die geistigen enden immer mit Stotterei, wortreichem Drum-herum-Geschwätz oder einem Absturz in eigene geistige Einöden.
Herbert gab all sein vermeintliches Wissen und noch viel mehr preis, während ich mich beherrschte, um ja nicht siegesgewiss zu lächeln.
Aber ich glaube, er hätte mein Lächeln ohnehin nur für ein verlegenes und ein sein Wissen bewunderndes gehalten.
Ganz genau weiß ich nicht mehr, in welchen hochintellektuellen Räumen er sich zu geistigen Höhenflügen aufgeschwungen hatte. Jedenfalls muss er in einem Anfall von Flugangst den plötzlich Absturz befürchtet haben. Er entschuldigte sich mit unerwartet aufgetretener Übelkeit und zog sich umgehend auf die Toilette zurück.
Nun hatte er Glück und geriet auf eine jener stillen Örtchen, die für längere Aufenthalte mit ausreichend Lektüre versehen sind. Neben üblichen Herrenwitz-Broschüren lagen dort offenbar auch Bücher mit intelligenten Aphorismen und weniger geistvollen Sprüchen. Und Herbert ließ mich warten, da er sich ohnehin einige Zeit nehmen musste, die Wasserspülung mehrfach zu bedienen, um dadurch die Tatsache seiner Übelkeit mit glaubwürdigen Geräuschen zu untermalen. Währenddessen las er sich diverse Spruchweisheiten an.
Als er zurückkam, hatte er eine auffällig gesunde Gesichtsfarbe, sah er mich triumphierend an und lachte, als sei er jetzt als Wissender unschlagbar. „Nur ein Weiser weiß, dass er keiner ist.“
Ich nickte. „Ja, ich weiß!“
„Woher willst denn gerade du das wissen?“
Ich hätte ihm gestehen können, dass ich auch dazu neige, auf Toiletten philosophische Alltagssprüche zu lesen.
Doch ich maßte mir nicht an, einen Allesbesserwisser zu entlarven, lächelte und antwortet leicht beschämt: „Ich weiß es selbstverständlich von Dir.“
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Karl,

ja, das ist wohl so: Das kleine Quäntchen (schreibt man jetzt tatsächlich mit“ ä“, ich fass es nicht!), das man sich dümmer stellen muss, um als Frau von einem Mann jedwede Unterstützung zu bekommen ... Klappt nicht immer, aber mit zunehmendem Alter immer öfter.
Ansonsten sollte man sich immer mit Platon bzw. Sokrates trösten: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“.

Gut geschrieben!

Gruß Ciconia
 
Eigentlich ist die Taktik seit Menschengedenken ausreichend erprobt und noch nicht einmal sonderlich raffiniert.
Es gilt nur, seinen Gesprächspartner immer für den Schlaueren zu halten und sich selbst stets für geringfügig dümmer. Sich viel dümmer zu stellen, könnte dazu führen, dass jener Schlauere den Zuhörer nicht schätzt, da er zu blöd sein könnte, ihn überhaupt zu verstehen.
Und wer möchte schon gern ein Unverstandener sein?
Stellt man sich daher stets nur klein wenig dümmer, wird der vermeintlich klügere Gesprächspartner alles erzählen und besonders das, was er ganz sicher keinem allzu Klugen erzählen wollte, da ihm dieser möglicher Weise kluge Ratschläge erteilen oder ihn sachkundig kritisieren könnte.
Frauen verstehen sich bekanntlich besonders auf diese Taktik. Sie räumen unterlegenen Männern – und welcher Mann ist einer Frau eigentlich nicht unterlegen - immer freiwillig Überlegenheitsgefühle ein.
Allerdings auch, weil sie ungern mit einem dummen Mann liiert sein möchten.Brächte ihnen das doch die Verachtung ihrer Freundinnen ein. Und deren Verachtung empfinden sie als weitaus unerträglicher, als das Gefühl, selbst ein Dummchen zu sein.
Neulich habe ich meinen Intimfeind und Besserwisser Herbert van Veerden zur Verzweiflung gebracht Er begab sich mit meiner Hilfe bei einem geistigen Höhenflug in jene dünne Luft, bei der schließlich Schwindelgefühle einsetzen, die sich bei gewissen Höhenkrankheiten einfach nicht vermeiden lassen. Und die enden immer mit Stotterei, wortreichem Drum-herum-Geschwätz oder einem Absturz in eigene geistige Einöden.
Herbert gab all sein vermeintliches Wissen und noch viel mehr preis, während ich mich beherrschte, um ja nicht siegesgewiss zu lächeln.
Aber ich glaube, er hätte mein Lächeln ohnehin nur für ein verlegenes und ein sein Wissen bewunderndes gehalten.
Ganz genau weiß ich nicht mehr, in welchen hochintellektuellen Räumen er sich zu geistigen Höhenflügen aufgeschwungen hatte. Jedenfalls musste er in einem Anfall von Flugangst den plötzlich Absturz befürchtet haben. Er entschuldigte sich mit unerwartet aufgetretener Übelkeit und zog sich umgehend auf die Toilette zurück.
Nun hatte er Glück und geriet auf eine jener stillen Örtchen, die für längere Aufenthalte mit ausreichend Lektüre versehen sind. Neben üblichen Herrenwitz-Broschüren lagen dort offenbar auch Bücher mit intelligenten Aphorismen und weniger geistvollen Sprüchen. Und Herbert ließ mich warten, da er sich ohnehin einige Zeit nehmen musste, die Wasserspülung mehrfach zu bedienen, um dadurch die Tatsache seiner Übelkeit mit glaubwürdigen Geräuschen zu untermalen. Währenddessen las er sich diverse Spruchweisheiten an.
Als er zurückkam, hatte er eine auffällig gesunde Gesichtsfarbe. Er sah mich triumphierend an und lachte, als wäre er als Wissender unschlagbar. „Nur ein Weiser weiß, dass er keiner ist.“ zitierte er bedächtig. Ich nickte. „Ja, ich weiß!“
„Woher willst denn gerade du das wissen?“
Ich hätte ihm gestehen können, dass ich auch dazu neige, auf Toiletten philosophische Alltagssprüche zu lesen.
Doch ich maßte mir nicht an, einen Allesbesserwisser zu entlarven, lächelte und antwortet leicht beschämt: „Ich weiß es selbstverständlich von Dir.“
 
Hallo USch,
hoffentlich habe ich jetzt alle formalen Fehler entdeckt und korrigiert!?
Danke, dass Du mich darauf aufmerksam gemacht hast.
Gruß
Karl
 
J

justooktavio

Gast
Hallo Karl. Die geschichte war sehr amüsant. Schön geschrieben, auch mit den Höhenflügen...

hier fehlt glaube ich ein 'S':

Nun hatte er Glück und geriet auf eine[red]s[/red] jener stillen Örtchen, die für längere
aber ich weiß es leider nicht ganz genau :)

lg
Justo
 
Eigentlich ist die Taktik seit Menschengedenken ausreichend erprobt und noch nicht einmal sonderlich raffiniert.
Es gilt nur, seinen Gesprächspartner immer für den Schlaueren zu halten und sich selbst stets für geringfügig dümmer. Sich viel dümmer zu stellen, könnte dazu führen, dass jener Schlauere den Zuhörer nicht schätzt, da er zu blöd sein könnte, ihn überhaupt zu verstehen.
Und wer möchte schon gern ein Unverstandener sein?
Stellt man sich daher stets nur klein wenig dümmer, wird der vermeintlich klügere Gesprächspartner alles erzählen und besonders das, was er ganz sicher keinem allzu Klugen erzählen wollte, da ihm dieser möglicher Weise kluge Ratschläge erteilen oder ihn sachkundig kritisieren könnte.
Frauen verstehen sich bekanntlich besonders auf diese Taktik. Sie räumen unterlegenen Männern – und welcher Mann ist einer Frau eigentlich nicht unterlegen - immer freiwillig Überlegenheitsgefühle ein.
Allerdings auch, weil sie ungern mit einem dummen Mann liiert sein möchten.Brächte ihnen das doch die Verachtung ihrer Freundinnen ein. Und deren Verachtung empfinden sie als weitaus unerträglicher, als das Gefühl, selbst ein Dummchen zu sein.
Neulich habe ich meinen Intimfeind und Besserwisser Herbert van Veerden zur Verzweiflung gebracht Er begab sich mit meiner Hilfe bei einem geistigen Höhenflug in jene dünne Luft, bei der schließlich Schwindelgefühle einsetzen, die sich bei gewissen Höhenkrankheiten einfach nicht vermeiden lassen. Und die enden immer mit Stotterei, wortreichem Drum-herum-Geschwätz oder einem Absturz in eigene geistige Einöden.
Herbert gab all sein vermeintliches Wissen und noch viel mehr preis, während ich mich beherrschte, um ja nicht siegesgewiss zu lächeln.
Aber ich glaube, er hätte mein Lächeln ohnehin nur für ein verlegenes und ein sein Wissen bewunderndes gehalten.
Ganz genau weiß ich nicht mehr, in welchen hochintellektuellen Räumen er sich zu geistigen Höhenflügen aufgeschwungen hatte. Jedenfalls musste er in einem Anfall von Flugangst den plötzlich Absturz befürchtet haben. Er entschuldigte sich mit unerwartet aufgetretener Übelkeit und zog sich umgehend auf die Toilette zurück.
Nun hatte er Glück und geriet auf eines jener stillen Örtchen, die für längere Aufenthalte mit ausreichend Lektüre versehen sind. Neben üblichen Herrenwitz-Broschüren lagen dort offenbar auch Bücher mit intelligenten Aphorismen und weniger geistvollen Sprüchen. Und Herbert ließ mich warten, da er sich ohnehin einige Zeit nehmen musste, die Wasserspülung mehrfach zu bedienen, um dadurch die Tatsache seiner Übelkeit mit glaubwürdigen Geräuschen zu untermalen. Währenddessen las er sich diverse Spruchweisheiten an.
Als er zurückkam, hatte er eine auffällig gesunde Gesichtsfarbe. Er sah mich triumphierend an und lachte, als wäre er als Wissender unschlagbar. „Nur ein Weiser weiß, dass er keiner ist.“ zitierte er bedächtig. Ich nickte. „Ja, ich weiß!“
„Woher willst denn gerade du das wissen?“
Ich hätte ihm gestehen können, dass ich auch dazu neige, auf Toiletten philosophische Alltagssprüche zu lesen.
Doch ich maßte mir nicht an, einen Allesbesserwisser zu entlarven, lächelte und antwortet leicht beschämt: „Ich weiß es selbstverständlich von Dir.“
 
Eigentlich ist die Taktik seit Menschengedenken ausreichend erprobt und noch nicht einmal sonderlich raffiniert.
Es gilt nur, seinen Gesprächspartner immer für den Schlaueren zu halten und sich selbst stets für geringfügig dümmer. Sich viel dümmer zu stellen, könnte dazu führen, dass jener Schlauere den Zuhörer nicht schätzt, da er zu blöd sein könnte, ihn überhaupt zu verstehen.
Und wer möchte schon gern ein Unverstandener sein?
Stellt man sich daher stets nur ein klein wenig dümmer, wird der vermeintlich klügere Gesprächspartner alles erzählen und besonders das, was er ganz sicher keinem allzu Klugen erzählen wollte, da ihm dieser möglicher Weise kluge Ratschläge erteilen oder ihn sachkundig kritisieren könnte.
Frauen verstehen sich bekanntlich besonders auf diese Taktik. Sie räumen unterlegenen Männern – und welcher Mann ist einer Frau eigentlich nicht unterlegen - immer freiwillig Überlegenheitsgefühle ein.
Allerdings auch, weil sie ungern mit einem dummen Mann liiert sein möchten.Brächte ihnen das doch die Verachtung ihrer Freundinnen ein. Und deren Verachtung empfinden sie als weitaus unerträglicher, als das Gefühl, selbst ein Dummchen zu sein.
Neulich habe ich meinen Intimfeind und Besserwisser Herbert van Veerden zur Verzweiflung gebracht. Er begab sich mit meiner Hilfe bei einem geistigen Höhenflug in jene dünne Luft, bei der schließlich Schwindelgefühle einsetzen, die sich bei gewissen Höhenkrankheiten einfach nicht vermeiden lassen. Und die enden immer mit Stotterei, wortreichem Drum-herum-Geschwätz oder einem Absturz in eigene geistige Einöden.
Herbert gab all sein vermeintliches Wissen und noch viel mehr preis, während ich mich beherrschte, um ja nicht siegesgewiss zu lächeln.
Aber ich glaube, er hätte mein Lächeln ohnehin nur für ein verlegenes und ein sein Wissen bewunderndes gehalten.
Ganz genau weiß ich nicht mehr, in welchen hochintellektuellen Räumen er sich zu geistigen Höhenflügen aufgeschwungen hatte. Jedenfalls musste er in einem Anfall von Flugangst den plötzlichen Absturz befürchtet haben. Er entschuldigte sich mit unerwartet aufgetretener Übelkeit und zog sich umgehend auf die Toilette zurück.
Nun hatte er Glück und geriet auf eines jener stillen Örtchen, die für längere Aufenthalte mit ausreichend Lektüre versehen sind. Neben üblichen Herrenwitz-Broschüren lagen dort offenbar auch Bücher mit intelligenten Aphorismen und weniger geistvollen Sprüchen. Und Herbert ließ mich warten, da er sich ohnehin einige Zeit nehmen musste, die Wasserspülung mehrfach zu bedienen, um dadurch die Tatsache seiner Übelkeit mit glaubwürdigen Geräuschen zu untermalen. Währenddessen las er sich diverse Spruchweisheiten an.
Als er zurückkam, hatte er eine auffällig gesunde Gesichtsfarbe. Er sah mich triumphierend an und lachte, als wäre er als Wissender unschlagbar. „Nur ein Weiser weiß, dass er keiner ist.“ zitierte er bedächtig. Ich nickte. „Ja, ich weiß!“
„Woher willst denn gerade du das wissen?“
Ich hätte ihm gestehen können, dass ich auch dazu neige, auf Toiletten philosophische Alltagssprüche zu lesen.
Doch ich maßte mir nicht an, einen Allesbesserwisser zu entlarven, lächelte und antwortete leicht beschämt: „Ich weiß es selbstverständlich von Dir.“
 

HelenaSofie

Mitglied
Hallo Karl

wieder ein sehr gelungener Text von dir.
Ein paar Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen.
möglicherweise
dass er keiner ist, (Komma)" zitierte er.
...selbstverständlich von dir." (dir klein)

LG HelenaSofie
 
Eigentlich ist die Taktik seit Menschengedenken ausreichend erprobt und noch nicht einmal sonderlich raffiniert.
Es gilt nur, seinen Gesprächspartner immer für den Schlaueren zu halten und sich selbst stets für geringfügig dümmer. Sich viel dümmer zu stellen, könnte dazu führen, dass jener Schlauere den Zuhörer nicht schätzt, da er zu blöd sein könnte, ihn überhaupt zu verstehen.
Und wer möchte schon gern ein Unverstandener sein?
Stellt man sich daher stets nur ein klein wenig dümmer, wird der vermeintlich klügere Gesprächspartner alles erzählen und besonders das, was er ganz sicher keinem allzu Klugen erzählen wollte, da ihm dieser möglicher Weise kluge Ratschläge erteilen oder ihn sachkundig kritisieren könnte.
Frauen verstehen sich bekanntlich besonders auf diese Taktik. Sie räumen unterlegenen Männern – und welcher Mann ist einer Frau eigentlich nicht unterlegen - immer freiwillig Überlegenheitsgefühle ein.
Allerdings auch, weil sie ungern mit einem dummen Mann liiert sein möchten.Brächte ihnen das doch die Verachtung ihrer Freundinnen ein. Und deren Verachtung empfinden sie als weitaus unerträglicher, als das Gefühl, selbst ein Dummchen zu sein.
Neulich habe ich meinen Intimfeind und Besserwisser Herbert van Veerden zur Verzweiflung gebracht. Er begab sich mit meiner Hilfe bei einem geistigen Höhenflug in jene dünne Luft, bei der schließlich Schwindelgefühle einsetzen, die sich bei gewissen Höhenkrankheiten einfach nicht vermeiden lassen. Und die enden immer mit Stotterei, wortreichem Drum-herum-Geschwätz oder einem Absturz in eigene geistige Einöden.
Herbert gab all sein vermeintliches Wissen und noch viel mehr preis, während ich mich beherrschte, um ja nicht siegesgewiss zu lächeln.
Aber ich glaube, er hätte mein Lächeln ohnehin nur für ein verlegenes und ein sein Wissen bewunderndes gehalten.
Ganz genau weiß ich nicht mehr, in welchen hochintellektuellen Räumen er sich zu geistigen Höhenflügen aufgeschwungen hatte. Jedenfalls musste er in einem Anfall von Flugangst den plötzlichen Absturz befürchtet haben. Er entschuldigte sich mit unerwartet aufgetretener Übelkeit und zog sich umgehend auf die Toilette zurück.
Nun hatte er Glück und geriet auf eines jener stillen Örtchen, die für längere Aufenthalte mit ausreichend Lektüre versehen sind. Neben üblichen Herrenwitz-Broschüren lagen dort offenbar auch Bücher mit intelligenten Aphorismen und weniger geistvollen Sprüchen. Und Herbert ließ mich warten, da er sich ohnehin einige Zeit nehmen musste, die Wasserspülung mehrfach zu bedienen, um dadurch die Tatsache seiner Übelkeit mit glaubwürdigen Geräuschen zu untermalen. Währenddessen las er sich diverse Spruchweisheiten an.
Als er zurückkam, hatte er eine auffällig gesunde Gesichtsfarbe. Er sah mich triumphierend an und lachte, als wäre er als Wissender unschlagbar. „Nur ein Weiser weiß, dass er keiner ist,“ zitierte er bedächtig. Ich nickte. „Ja, ich weiß!“
„Woher willst denn gerade du das wissen?“
Ich hätte ihm gestehen können, dass ich auch dazu neige, auf Toiletten philosophische Alltagssprüche zu lesen.
Doch ich maßte mir nicht an, einen Allesbesserwisser zu entlarven, lächelte und antwortete leicht beschämt: „Ich weiß es selbstverständlich von dir.“
 



 
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