von deinem mund zu meinem

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Mimi

Mitglied
du gleichst dem fließen
dein körper ein fluss
bodenlos
reißend
ich gleite durch dich
voll von dir
sinngesättigt
zu tausend aufgeladenen atomen
betrunken
von der zartheit deiner brust
auf der sich das licht wellt
in deinen strähnen verfängt
zwischen feuer und wasser
senkt sich die hand
das hibiskusrot
pinselstriche auf deinem mund
zerfließt zu odem
dein kuss
ein brennender dorn
 
G

Gelöschtes Mitglied 22614

Gast
Mag mich diesmal nicht so wirklich überzeugen, ist ein bisschen Kraut und Rüben auf betrunken, hibiskusrot, zart gepinselten Brustatomen, eher ein Hitzegedicht ;)

LG
atira
 

Mimi

Mitglied
Hy atira,
Danke für Deine Meinung...
"Kraut und Rüben" kann ich hier nicht lesen ... und nichts von "zart gepinselten Brustatomen".
Ich lese es eher straight, aber das ist natürlich nur meine subjektive Leseart.

eher ein Hitzegedicht ;)
Nö, sehe ich definitiv anders ( was auch immer ein "Hitzegedicht" sein soll)...

Das hier jedenfalls, geht in eine andere Richtung.

Viele Grüße
Mimi
 
G

Gelöschtes Mitglied 22614

Gast
Zurück zum Text: Da kann ich dieses Antonym nicht erkennen. Aber natürlich muss der Autor nichts erklären, aber es wäre schon spannend, wo/wie du den roten Faden durch diesen Text ziehen willst.

Fühl dich bitte nicht angegriffen, ich würde mich nur über einen Austausch freuen, auch mit den anderen Dichterkollegen, der über das übliche Mainstreamabnicken deiner Texte hinausgeht.


LG
atira
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Zurück zum Text: Da kann ich dieses Antonym nicht erkennen.
der metasprachliche Kommentar "straight" steht antonym zum Kommentar "Kraut und Rüben". Das war eigentlich deutlich gesagt. "straight" steht nicht im Text.
 

Mimi

Mitglied
Meinst Du, liebe atira, mit dem Phraseologismus "Kraut und Rüben", dass das Gedicht unordentlich ist?
 
G

Gelöschtes Mitglied 22614

Gast
Meinst Du, liebe atira, mit dem Phraseologismus "Kraut und Rüben", dass das Gedicht unordentlich ist?
der metasprachliche Kommentar "straight" steht antonym zum Kommentar "Kraut und Rüben". Das war eigentlich deutlich gesagt. "straight" steht nicht im Text.
Mimi sagte, sie lese den Text "straight", also aus ihrer Sicht als antonym zu "Kraut und Rüben" (=unordentlich) habe ich "straight" als "ordentlich". Ich meinte also nicht, dass "straight" nicht im Text stehe, sondern dass ich nicht den Eindruck habe, dass der Text klar, deutlich und geordnet ist, sondern mir erscheint er teilweise verwirrend und unschlüssig/unlogisch, siehe meine Anmerkungen

du gleichst dem fließen - wie gleicht man als Ganzes ("du") dem Fließen? Ich denke an etwas geistig-seelisches (Rüben)
dein körper ein fluss - aha es geht um den Körper (Kraut) des LD, Vergleich: Fluss-Körper
bodenlos - nicht schlüssig: ein Fluss ist nicht bodenlos
reißend - im Kontext störend/unschlüssig: "du gleichst einem Fließen" - wenn ich an fließende Bewegungen des Körpers (Kraut) denke, dann steht für mich "reißend" im Gegensatz dazu.
ich gleite durch dich - unschlüssig: passt nicht zu reißend - ich fliege wieder aus dem Text - da gleitet man nicht, da wird man höchstens mitgerissen
voll von dir - metaphorisch ok - also jetzt sind wir wieder weg vom Körper (Kraut) bei einem seelisch-geistigem Durchdringen (Rüben)
sinngesättigt (geistig = Rüben)
zu tausend aufgeladenen atomen - wieder körperlich (Kraut) und was bedeutet das "zu" hier? Also, man könnte das geistige "sinngesättigt zu" auch - zugegeben weit hergeholt - als körperlich (Hirn) betrachten und dann sind die Hirnatome aufgeladen vor lauter geistiger Befriedigung und damit auch fühlt sich der ganze Körper so an?
betrunken
von der zartheit deiner brust - jetzt wird es konkret. Es geht um die Faszination eines bestimmten Köperteils, wir sind also wieder beim Körper
auf der sich das licht wellt - ein sehr schöner Vers!
in deinen strähnen verfängt - Ups, er/sie hat auf der Brust Haare? Wahrscheinlich sind lange Haarsträhnen auf der Brust gemeint, aber ich werde als Leserin nach dieser schönen Stelle zur Suche nach einem Sinnzusammenhang gezwungen und so aus dem Genießen geworfen, auch bis mir klar wird, dass ich auch das "sich" ergänzen muss und sich dieser V nicht auf den nächsten bezieht. Um das Rausfliegen aus dem Genuss zu verhindern wäre zB sowas wie "auf der sich das Licht wellt / und dein blondes Haar" denkbar
zwischen feuer und wasser -
senkt sich die hand - so ich orientiere mich weiter im Krautgarten und denke das kann nur eine erotische Handbewegung hin zu feuchtere Gebieten des Körpers sein, aber wo ist das Feuer? Ist die Sonne gemeint, das Licht für die Brust gespendet hat?
das hibiskusrot
pinselstriche auf deinem mund - hibiskusroter Lippenstift?
zerfließt zu odem - zerfließt zu "odem" - Atem? Geht es um den Odem den Gott dem Mensch eingehaucht hat - also die Seele (dann wären wir wieder bei den Rüben) oder warum sonst dieser altertümliche Ausdruck? Ich kriege das logisch nicht zusammen: Das auf den Mund gepinselte Rot zerfließt zu Odem?
die Zeile kann sich auch nicht auf die nächste "dein Kuss" beziehen, denn das LI empfindet in als einen "brennenden Dorn" und nicht als einen Hauch.

dein kuss
ein brennender dorn - Nach dem Odem, dachte ich als erstes an eine weitere religiöse Anleihe, den "brennenden Dornbusch". Aber was hat ein Kuss mit einer Gotteserscheinung zu tun? Also dürfte da eher ein seelischer Schmerz gemeint sein, der dem LI vom LD zugefügt wird/wurde - ein Abschiedskuss?

Soweit mein Eindruck. Nun bin ich neugierig auf deine Anleitung, wie der Text "straight" zu lesen ist.

LG
atira
 
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Mimi

Mitglied
Hallo atira,
erstmal Danke für Deine Rückmeldung.

Soweit mein Eindruck. Nun bin ich neugierig auf deine Anleitung, wie der Text "straight" zu lesen ist.
Ein Gedicht begreift sich nicht aus den Ansichten des Autors, sondern in jedem einzelnen Leser...
und es ist auch nicht unbedingt etwas, dem man etwas abpressen müsste.
Es ist die Aufgabe des Lesers, die innere Bewegung eines Gedichts nachzuzeichnen.
Letztlich bin ich auch "nur" Leserin, denn sobald ein Text "fertig"geschrieben ist, beginnt er sich von mir abzunabeln.


Ich kann Deinen Kommentar "Kraut und Rüben" jetzt ein Stück weit besser einordnen... wobei ich die Trennung zwischen Soma und Psyche bedenklich finde.
Zweifelsfrei besteht ja ein sehr enger Zusammenhang zwischen Soma und Psyche.
Diese beiden Ebenen funktionieren und existieren auch nicht unabhängig voneinander, sondern arbeiten eng ineinander ein, folglich wirken sie stets aufeinander und nie advers.

Ausgehend von Deiner Leseart, erscheinen Dir vielleicht deshalb einige Zeilen im Gedicht als antagonistisch ... was sie bei genauer Analyse eindeutig nicht sind.
Das Gedicht macht den "Liebesakt" nicht zum zentralen Gegenstand... vielmehr deutet es ihn nur an, führt den Leser in gewisser Weise zu einer subtilen Ästhetisierung der Bildsprache, die hier auch mit dem Stilmittel der Ambiguität spielt.

Gruß
Mimi
 

Max Neumann

Mitglied
Erotik, die nicht plump im Gedicht auftritt, sondern für mich zerfließt sie eher in die Vereinigung der Liebhaberin mit ihrem Liebhaber (oder umgekehrt); und darum sind die Wörter so geil platziert, sie verschmelzen zu einem Erfüllungsmosaik...
 
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