Von Herzen

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Tonmaler

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Personen: Ein Ober, Max, Eugen, Maria

Maria, Eugen und Max betreten das Restaurant. Max ist nobel gekleidet, die beiden anderen leger.





EUGEN Oh, wunderbar, ist ja gar nicht so voll. Wollen wir uns da hinten setzen? (zeigt auf eine Nische)

MAX Ich hab´ schon einen Tisch reserviert.

MARIA Da hinten wär´s aber schön (deutet auf den Nischenplatz). Da hat Eugen schon recht.

EUGEN Da ist´s so richtig schön romantisch.

MARIA Richtig schön romantisch, ja.

MAX Aber ich hab´ eigentlich einen Tisch reserviert. Da sind wir dann ungestörter - es ist natürlich in einem abgeschlossenen Separee.

MARIA (zu Eugen) Dann geh´n wir halt dahin, wenn er schon einen Platz reserviert hat.

EUGEN Ja. Meinetwegen.



Sie sitzen.



MAX Ich mein´, ist doch echt ein netter Platz.

EUGEN Es gibt nicht viel dran auszusetzen. Gut, schau´n wir uns mal die Karte an.

MAX (hüstelt) Ja, ähm, eigentlich hab´ ich schon bestellt.

MARIA Also! Das is´ ja - also, das is´ ja ein dicker Hund!

EUGEN (gleichzeitig) Also, Max, also...

MAX Die Spezialität des Hauses...

EUGEN Man geht doch nicht mit Leuten zum Essen und bestellt dann vorher!

MARIA Aber wenn´s die Spezialität des Hauses ist...

EUGEN Wer weiß, was die Restaurants so immer drunter verstehen, unter 'Spezialität des Hauses'.

MARIA (zu Max) Hast du dann etwa auch schon bezahlt?

MAX Ja klar.

MARIA Das ist doch eine nette Idee.

EUGEN Ja, mag sein, die Idee ist nicht schlecht, ich geb´s ja zu.

MAX (lacht) Also, zehn Gänge hat´s nicht, wie dein Fahrrad (lacht).

EUGEN Nein, Max, ich find´ das nicht sehr witzig.

MAX Naja, so ist das nicht. Ich hab´ dieses Essen bezahlt, und wenn du lieber extra was essen willst, dann bestellst du dir halt was anderes, nicht? Und du kannst es ja mal probieren, Maria, und wenn´s dir nicht schmeckt, kannst du auch noch was anderes bestellen, alles natürlich selbstverständlich auf meine Kreditkarte, nicht? Sooo, da kommt ja auch schon der Wein, den ich uns gestern Abend ausgesucht hab´.



Der Kellner serviert, lässt Max probieren.


MARIA Ja, das ist ja ein Weißwein. Weißwein mag ich ja überhaupt nicht.

EUGEN Nicht wahr, du trinkst Rotwein, das wusst´ ich doch.

MARIA Ja, woher weißt du das?

EUGEN Herr Ober! Herr Ober! Einen Rosé bitte!

MARIA Aber einen Rosé mag ich eigentlich auch nicht. Eigentlich mag ich nur einen Rotwein.

MAX (plötzliche Eingebung) Für einen Geburtstag braucht man Sekt! Dass ich daran nicht gedacht hab´. Ober! Ober! Bringen Sie uns Sekt! Den Besten!

MARIA Ich mag euch ja nicht, äh, irgendwie, äh, komprimieren, äh, aber vom Sekt krieg´ ich immer so ein Sodbrennen.

EUGEN Du, ich hab´ Magentabletten dabei, die sind gegen Sodbrennen.

MARIA Ich hab´ ja noch kein Sodbrennen.

EUGEN Ja, aber das hindert das eben, und da kannst dann auch den Sekt genießen.

MAX Mit Tabletten sollte man aber schon vorsichtig sein. Vor allem in Verbindung mit Alkohol.

MARIA Nicht dass ich noch kotzen muss.

EUGEN Du, das sind ganz harmlose ...

MAX Ich weiß nicht recht, also ... ich hab´ ja einen Freund, der ist Mediziner und der hat gesagt, dass das manchmal - ja, hier kommt ja das Essen ... gut schaut´s aus, nicht wahr?


Der Ober serviert ohne Fehl und Tadel, inklusive Sekt.


MARIA Ja, schön.


MAX Lecker sieht´s aus. (gedehnt) Toll.

Sie beginnen zu essen.


MAX Ich wünsche guten Appetit.

MARIA Ja, gut is´ es. (zu Eugen) Gell, gut? Da hat er eine gute Idee gehabt.

EUGEN Ja, schon, aber ich hätt´ ja eigentlich vorschlagen wollen, wir gehen, nun, ich dachte halt - bei dem schönen Wetter, dass wir uns irgendwo ´raussetzen, beim Griechen.

MARIA Ja, griechisch, das ess ich auch gern.

EUGEN In Haidhausen, da gibt´s einen wunderbaren Garten, hinter der Taverne, und da ist es halt wunderbar in so einer Sommernacht.

MARIA Da können ja wir zwei mal hingehen.

EUGEN Ja, du, das ist eine Idee!

MARIA Morgen?

EUGEN Das wäre toll. Meinst du, dass du da Zeit hast? Da lade ich dich dann ein.

MARIA Ja.

MAX (hebt das Glas Sekt, zu Maria) So, dann trinken wir mal auf deine Gesundheit, à votre santé.

EUGEN Also, Prost.

MARIA Prost.

MAX Prost. Schmeckt´s?

MARIA Ja, gut schmeckt er, gut schmeckt er, gut.

MAX Hier hab´ ich auch ein kleines Präsent, das ich dir überreichen möchte.

MARIA Ui! Danke! Ui! Danke, ui, schön, mei, schön. Aber das hätt´s gar nicht braucht. So viel Geld ausgeben.

MAX Man hat nur einmal im Jahr Geburtstag.

EUGEN Ich hab´ auch etwas für dich.

MARIA Schön, ja, was soll ich denn jetzt zuerst auspackeln?

EUGEN Das musst du entscheiden, Maria.

MAX Ja, entscheide das du. Kannst auch auszählen.

EUGEN Oder: was momentan anziehender auf dich wirkt.

MARIA Dann zähl ich´s aus: Icke-acke-Hühnerkacke, ick-ack-eck und das ist weg!

MAX (unangenehm berührt) Was ist denn das für ein Auszählreim?

MARIA Das vom Max mach´ ich zuerst auf. (zu Eugen) Bist nicht böse, oder?

EUGEN Nö.

MAX Naja, da hat er ja keinen Grund, böse zu sein.

MARIA (hat ausgepackt) Ui, ist das schön. So ein schöner Ring!

EUGEN Aber er schaut recht groß aus, probier´ ihn erst mal an, ob er dir auch passt. (zu Max) Die Maria hat doch so zärtliche, äh, zierliche Hände und Finger.

MARIA Oh, schade, schade, jetzt passt er nicht ...

MAX Ach, das macht nichts, kann man umtauschen.

EUGEN Aber vielleicht passt dir meiner ... äh, oder mach´ mal mein Geschenk auf.

MARIA Oh, ist da auch ein Ring drin?

EUGEN Ich weiß nicht ... weiß man ja nicht.

MARIA Ja, aber, der ist ja auch schön! Und der ist ein bisschen kleiner. Der passt ja wie angegossen. Der passt ja wie für mich gemacht.

EUGEN Mei, des freut mich echt, Maria.

MAX Aber sag mal - ist das nicht so eine Art Ehering? Des Design?

EUGEN Nein, das ist kein Ehering ... das ist ein Freundschaftsring.

MARIA Aha.

MAX (persifliert) Ein Freundschaftsring, soso, ein Freundschaftsring...

EUGEN Ja, aber der Ring, Max, (nimmt Max´ Ring) komisch, nämlich sieht der schon so aus, als ob der nicht echt wäre, also.

MARIA Ja, ein bisschen grell ist er.

EUGEN Nö, Maria, schau mal, der schaut doch komisch aus!

MAX Ich frage mich jetzt echt, was das soll.

EUGEN Nein, ich sag´ ja bloß ... der Ring schaut nämlich, ich meine, ich möcht´ ja nichts sagen, aber ...

MAX Nö, du möchtest nichts sagen, du sagst bloß was.

EUGEN ... aber so einen ähnlichen Ring hab´ ich schon mal bei einem kleinen Kind gesehen, mein Gott, die kleine Julia hat mir erzählt, dass sie ihn aus einem Kaugummi-Automaten raus hat lassen ... und jetzt bin ich ein bisschen irritiert ... momentan ...

MAX (todernst) Was soll das jetzt?

EUGEN Ich sag ja bloß. Anscheinend gibt´s auch ... gibt´s den halt auch in einer anderen Ausführung. (beschwichtigend) Ich sag ja gar nix, Max.

MAX Was hast du vor? Maria, merkst du nichts? Was der vor hat jetzt?

EUGEN Du, ich hab´ nix vor, ich sag bloß, was ich registrier´, Max. Jetzt brauchst dich doch nicht angegriffen fühlen.

MAX Nö, überhaupt nicht. Ich werd´ zwar ständig angegriffen, aber ich brauch´ mich nicht angegriffen fühlen, oder wie?

MARIA Der Ring ist ja trotzdem schön, auch wenn er vom Kaugummi-Automaten ist. Es kommt ja nicht drauf an, was er wert ist.

EUGEN Ja, ich sag ja auch, dass er schön ist. Und der Max hat ihn dir geschenkt, um dir eine Freude zu machen, darauf kommt´s ja an, das weiß ich doch.

MARIA Wenn er von Herzen geschenkt wurde...

MAX (springt auf) Der Ring ist nicht aus dem Kaugummi-Automaten! Dieser Ring ist wertvoll und nicht vom Kaugummi-Automaten! (schreit) Ist nicht vom Kaugummi-Automaten! Verstanden!?


Max setzt sich. Eugen und Maria starren ihn an. Max steht wieder auf, wirft die Serviette auf den Tisch und geht.



MARIA Da ham wir aber jetzt Glück, dass er das Essen schon bezahlt hat.

EUGEN Auch wenn wir´s uns nicht selber ausg´sucht ham. (Nimmt den Ring) Was glaubst du, dass er wert ist?

MARIA Mindestens siebentausend. Prost, mein Schatz!

EUGEN Prost!



Sie küssen sich.
 
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Hat mich sehr amüsiert, Tonmaler. Ich war früher oft in München - nun schon lange nicht mehr - und spüre beim Durchlesen jetzt wieder einen Hauch Lokalkolorit. Es scheint da eine ortstypische Art gegenseitigen Neckens und gleichzeitigen Wegbeißens zu geben. Ton und Taktik sind gut getroffen. Man findet sie so auch in Literatur und in Filmen (Karl Valentin, R.W. Fassbinder).

Kleiner Fehler: Beim Séparée ist der zweite Accent aigu auf das letzte e gerutscht und das erste fehlt. Man kann aber im Deutschen auch einfach ohne diese Zeichen auskommen: Separee. Ich schreibe z.B. auch nur eingedeutscht Resümee. (Der Max würde das sicher so nicht tun.)

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 

Tonmaler

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Hat mich sehr amüsiert, Tonmaler. Ich war früher oft in München - nun schon lange nicht mehr - und spüre beim Durchlesen jetzt wieder einen Hauch Lokalkolorit. Es scheint da eine ortstypische Art gegenseitigen Neckens und gleichzeitigen Wegbeißens zu geben. Ton und Taktik sind gut getroffen. Man findet sie so auch in Literatur und in Filmen (Karl Valentin, R.W. Fassbinder).

Herzlichen Dank für deine wohlwollende Bemerkung. Gut erkannt, das ist München-Sprech, dort habe ich bis vor 21 Jahren auch gelebt. Genau: Karl Valentin!! Und später dann auch Gerhard Polt ;)

Ein kleiner Spaß für die, die's mögen.

Den Separee-Fehler verbessere ich dann noch ...

Danke,
tm
 



 
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