Vor dem Kamin

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T

Trainee

Gast
Der Mondteich folgt der Sonnenflut
vor meinem Küchenfinster
und so leicht wird die Flammenglut
zu einem Lichterkünstler.
Das stimmt leider rhythmisch nicht (V 3); außerdem meinst du sicherlich das Küchenfenster, nicht wahr?

Gehst du von einer "Flammenglut" als "Lichtkünstlerin aus, löschte der Teich das Feuer und somit das Lichtspiel.

Überzeugt mich leider nicht.

Freundliche Grüße
Trainee
 
Hallo Trainee,

danke für dein Feedback! Kannst du mir nochmal genauer sagen, wo der Fehler in der Rythmik ist? Ich habe anscheinend gerade ein Brett vorm Kopf...

"Küchenfinster" ist mit Absicht so geschrieben, weil das Fenster trotz Kamin recht finster wirken müsste und es die Dunkelheit abseits des Mondscheins verdeutlichen soll, die das Lichtspiel des Feuers begünstigt.

Ich hatte mir gedacht, dass der Mondteich ruhiger ist als die Sonnenflut und deswegen mehr Spiel für die Flammen lässt. Aber das wird wohl nicht richtig deutlich. Und der Feuer/Wasser Gegensatz ist wirklich ziemlich unglücklich.

Ich setze mich nochmal ran!

Viele Grüße
Spendabelstein
 
T

Trainee

Gast
Hallo Spendabelstein,

"so leicht" wird eigentlich auf "leicht" betont; es kann natürlich sein, dass es in deiner Mundart anders ist; dann handelte es sich allerdings um einen Hebungsprall.
Eben ist mir noch aufgefallen, dass der Titel nicht wirklich gut passt, weil es sich offenbar um ein Naturschauspiel handelt und ein Kamin eher die Wohnräumen schmückt.

Freundliche Grüße
Trainee
 

James Blond

Mitglied
Der Mondteich folgt der Sonnenflut
vor meinem chenfinster
und so [blue]wird leicht[/blue] die Flammenglut
zu einem Lichterkünstler.

So wäre es metrisch ok.


Allerdings scheint mir die Komposition "Küchenfinster" eher ein fehlerhaftes "Küchenfenster" als eine tragfähige lyrische Wortschöpfung, denn "finster" bedeutet sehr dunkel und unheimlich.

Ebenso verfehlt "Lichterkünstler" den "Lichtkünstler", also jemanden, der mit Lichteffekten eine künstlerische Wirkung erzielt und verweist eher auf eine Person, die kunstvolle Lampen herstellt. Ohnehin ergibt sich aus beidem nur ein ganz schiefer Reim, wozu also?

Von einem Kamin ist im Text nicht die Rede, die Flammenglut stellt durch Position und Reim einen Bezug zur Sonnenflut her; die vermutlich intendierte Aussage, dass ein nächtliches Kaminfeuer seinen Lichtzauber entfaltet, wird nicht ersichtlich.


Grüße
JB
 
Das Mondeis kühlt die Sonnenglut
Auf den Wolkenwangen
Am Tonstein sitzt nun kalter Ruß
Wo vorher Funken sprangen.

Fällt blasser Schein hinein ins Kammerfinster
grinsen in dem Zwielicht Nachtgespinster.
Furcht flüstert mir ins Ohr
Und ihre Stimme steigt zum Chor
Zu dem die Schattenwesen tanzen
Bis ich fliehe vor dem Ganzen.
 
Das Mondeis kühlt die Sonnenglut
auf den Wolkenwangen,
am Tonstein sitzt nun kalter Ruß
wo vorher Funken sprangen.

Fällt blasser Schein hinein ins Kammerfinster
grinsen in dem Zwielicht Nachtgespinster.
Furcht flüstert mir ins Ohr
und ihre Stimme steigt zum Chor,
zu dem die Schattenwesen tanzen,
bis ich fliehe vor dem Ganzen.
 
Das Mondeis kühlt die Sonnenglut
auf vollen Wolkenwangen,
am Tonstein sitzt nun kalter Ruß
wo vorher Funken sprangen.

Fällt blasser Schein hinein ins Kammerfinster,
grinsen in dem Zwielicht Nachtgespinster.
Furcht flüstert mir ins Ohr
und ihre Stimme steigt zum Chor,
zu dem die Schattenwesen tanzen,
bis ich fliehe vor dem Ganzen.
 

Lord Nelson

Mitglied
Hallo Spendabelstein,

die ersten beiden Zeilen deiner Verse haben mich glatt bezaubert, eine sehr schöne Einleitung für die dann gemalte Stimmung.

Mir erscheint die Wortkonstruktion “Kammerfinster” allerdings ebenso künstlich wie zuvor das “Küchenfinster”. Eine Anspielung an ein Fenster ist imho überhaupt nicht nötig. Wenn in der geschilderten Ausgangssituation blasser Schein fällt, dann stelle ich mir dazu automatisch ein Fenster vor, durch das Mondlicht in einen Raum hereinschimmert. Wieso lässt du den Schein nicht einfach ins “Finster” fallen?

Dann passt zwar das Versmaß der Folgezeile nicht mehr, doch für den Mondschein, der mir mir beim Lesen deiner Zeilen vor Augen schwebt, ist der Ausdruck “Zwielicht” ohnehin nicht sehr passend.

“Ihre Stimme schwillt (an) zum Chor” träfe es besser als “steigt”. Letzteres würde eher eine gestiegene Tonhöhe beschreiben als das Tonvolumen.

Und zuletzt enttäuscht mich der Schlussatz ein wenig. “vor dem Ganzen” klingt so beiläufig - hier hätte ich mir noch eine leise Andeutung von gefühltem Horror gewünscht, um das Stimmungsbild abzurunden.

Viele Grüße
Lord Nelson
 



 
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