Vor der Wanderung

Circulo

Mitglied
Vor der Wanderung

Mein Sinn sucht sich und findet nicht, was ihm die Welt genommen hat,
seit jener diese voll des Werts dem glatten Gott entgegen bracht.
In allen Sprachen trifft er mich und zieht mich aus dem Trieb der Zeit.
Ich find' in meinem Zauberberg die Straßen alle schwer und weit.

Mein Mantel birgt hier wie mein Herz in Falten keinerlei Gefüge.
Er hängt verloren wie mein Schmerz in Schränken meiner edlen Lüge.
Die produziere ich für mich in Uhrwerk-Stätten der Passanten.
Und gerne zeig ich mich umhüllt in Winkeln meiner Anverwandten.

Doch ruft aus mir die fernste Welt, und ich vernehm die Zukunft täglich,
wo ich vor kaltem Morgenrot alleine schreibend denk am Teetisch.
Sobald in lauten Sonnenwägen die Andren eine Welt erhalten,
verbleibt in mir verkehrt das Ziel, der Säule als Skulptur zu walten.

Wann kehrt nur endlich Ruhe ein, wann lernt mein stiller Ruf zu schweigen,
damit auch ich der Uhr gemäß Passant zu sein erlern im Treiben?
Doch ist mein Herz nicht glatt gebaut, noch drücken mich die blinden Falten
des Gottes täglichen Verkehrs, des Wüsten entsprungne Gestalten.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Circulo, es ist ein ungewöhnliches und beeindruckendes Gedicht, langsam, fast episch.
Ich habe es auf meine Empfehlungsliste gesetzt.
 



 
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