Vorstellung

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Tula

Mitglied
Vorstellung
(aus den Fragmenten des Glücks)

....................spürsinn steint - au! - frisches sinnbild / hängt sinnverdreht
....................frohsinn erliegt / vor dir, dein tag … sinnlos!


Du glaubst, es hat sich rar gemacht. Dabei trage Ich
es in der hohlen Hand mit mir herum. Sieh! Es tritt sogar
aus grautristen Mauern heraus. Doch ehe es versickert, im
treibenden Sand der Tage, fang ich es auf. Tropfenweise.

Ich schlürfe stets nur das Mindeste, denn dem Nächsten
reichend, hat es länger Bestand. Vermischt mit deinem
Blut, wird es sprudelndes Quell. Mit dem des Anderen,
ein Strom. Mäandernd, mit stillen Seen und Katarakten.

Gib acht! Willst du ihm auf den Grund sehen, narrt es dich
mit Spiegelungen. Betrachtest du dich in ihm, trübt es sich ein.
Es verabscheut Deutungen und Bedeutung. Suche Nie (!) nach
seinem Sinn, sonst verdunstet es im Nu. Wird Totes Meer:

....................spürst, ein taufrisches bild hängt verdreht froh
....................er liegt vor dir, DEIN tag … Los!


Lauf ihm nicht hinterher. Es gleicht einem scheuen Tier.
Warte ab. Irgendwann wird es auch dich holen.
Woher ich das alles weiß? – Sag einfach
Hans zu mir.
 
G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Hi Hans,
es hat eine Weile gedauert, ehe ich begriffen habe, dass es Unfug sein könnte, hier nach einem (nach seinem) Sinn zu suchen. Es sind geheimnisvolle Zeilen, die du da aufgeschrieben hast. Ich lass sie einfach wirken, lange, weil sie mir gefallen. (Die "Fragmente des Glücks" kenne ich nicht, müsste ich sie kennen?)
Joe, abwartend
 

Tula

Mitglied
Hallo Joe und Mimi
Nun möchte ich euch beiden zugleich antworten, denn Mimi erkannte es richtig, der Hans ist der im Glück, das Thema des Gedichts ist genau dieses - das Glück. Vielleicht nicht so wie wir es uns gern vorstellen, daher der Titel, das muss jeder Leser für sich entscheiden, ob und wie man es wenigstens tropfenweise auffängt; Hauptsache, man denkt nicht zu viel über seinen Sinn nach und ist es so gut wie möglich: glücklich.

Viel Glück hat mir das Gedicht aber nicht gebracht. Es ist eins von fünf sogenannten Fragmenten zum Thema des Wettbewerbs und ging mal wieder sang- und klanglos unter. Aber wenn es hier gefällt, kann es so schlecht nicht sein und hebt meine Laune wieder an.

Dankenden Gruß
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Wie auch immer, Tula,
es ist ein geheimnisvolles, gutes Gedicht. Ich grüble noch immer darüber, warum ich es nicht entschlüsselt habe. Jetzt, wo ich die Lösung kenne (Alle Achtung, dass Mimi es erahnt hat!), ich denke, jetzt weiß ich auch, worann es gelegen haben könnte. Es ist der kryptische Vorspann – damit hast du mich (vielleicht absichtich) in die Irre geführt. Und vorneweg der seltsam nichtssagende Titel. Aber um das noch dranzuhängen: Es ist auch ein höchst ungewöhnliches Gedicht – jenseits aller Konventionen.
Gruß Joe
 

Perry

Mitglied
Hallo Tula,
ich lese einige Lebensweisheiten aus dem Text wie z.B.
"geben ist besser als nehmen" usw.
Konstruktiv denke ich, hast du dem Text durch die etwas "verkünstelte" Gestaltung
keinen Gefallen getan, aber das ist nur meine subjektive Meinung.
Gern gelesen und LG
Manfred
 

Tula

Mitglied
Hallo Manfred
Ja, Lebensweisheiten, die allerdings selten befolgt werden. Der Drang nach eigener Bedeutung zum Beispiel, der doch genau genommen nicht zum Glück führt bzw. in der Erwartung damit verwechselt wird.
Natürlich lässt sich die künstlerische Gestaltung immer diskutieren. Aber das direkte Benennen der Dinge ist nun einmal nicht mein lyrisches Ding. Nicht umsonst steht hier der Hans ganz am Ende.

Dankend lieben Gruß
Tula
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
ich dachte ja zuerst an ein spiegelbild und war ob des endes verwirrt, aber mit der anspielung auf hans im glück und ein wenig überlegen, wird es schon klar. eigentlich hätte es schon bei der bezeichnung der fragmente des glücks klingeln müssen, aber manchmal steht man ja auf dem schlauch. sprachlich top, lyrisch und doch irgendwie zurückhaltend, so wirkt es trotz der menge an bildern nicht überfrachtet.

l.g
patrick
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Ganz ehrlich, ich dachte irgendwie an Laotse (Tao te King) und Dschung Dsi, die beiden alten Knaben. Aber Weisheit bleibt Weisheit, wie auch immer sie verpackt wird. ;)
 
Hallo Tula,
jetzt ärgere ich mich, dass ich Dein wunderbares Gedicht erst jetzt vollständig gelesen habe (ich habe es normalerweise nicht so mit der Lyrik). Der Bezug zu Hans im Glück ist mit den letzten beiden Zeilen eine sehr realistische Annahme. Das habe ich auch sofort gedacht (da hatte ich die mittlerweile vielen Kommentare noch gar nicht gelesen).
Wirklich sehr schön.
Schöne Grüße,
Rainer Zufall
 

Tula

Mitglied
Hallo
Mein Dankeschön in die Runde. Die verschiedenen Ansätze beim ersten Lesen halte ich für positiv. Bei Laotse & Co musste ich herzlich lachen, wobei eine frühe Befürchtung beim Schreiben durchaus in die Richtung ging, d.h. das Ganze nicht alt-philosophisch wirken zu lassen.
LG
Tula
 

revilo

Mitglied
Hallo, es macht Nix, dass ich deinen Text nicht verstanden habe. Ich bin halt ein schlichtes Gemüt. Aber der Text klingt und swingt, hat Soul und Eier. Und das mag ich! Herzliche Grüße von Oliver
 

Tula

Mitglied
Hallo Oliver
Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, wenn ein Gedicht nicht gleich verstanden wird :)
Dass es "Eier" hat, hätte ich allerdings weniger vermutet :)

Glückliche Grüße
Tula
 



 
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