waage (daktylisches sonett)

G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]waage

nimmst du das leichte so schwer wie das schwere?
leichtes kann groß dir und schweres gering sein
kleines will schwer und das große kein ding sein
mir ist das leichte so leicht wie das schwere

worte zu kreuzen - wie leicht und wie sinnlos
sinnlose lose wie licht-leichte leichen
tauschen einander - dem wasser zu gleichen
wellenlust her und verlust hin - gewinnlos

zettel zu versen verzettelter flammen
lodern und fließen im flug von alleine
fliegen im fluß auseinander - zusammen

schwinden - und sind wieder da - die reine
seins-verschwendung von nichts für nichts
lust lacht sich tot mit dem witz des verzichts
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein feines Sonett über die Wortkunst und sich selbst. Ziseliert in Worte gefasst und labyrinthisch verschlungen, springen die Worte wie der Springer auf dem Schachfeld, berühren alle wichtigen Stellen und springen zurück zum Ausgangspunkt, ohne das Feld erneut zu erreichen.
So wird das Sonett wie Grendl und Beowulf oder wie ein Zauberspruch, der seine Verwirklichung verhindert und sich so verwirklicht.

Irgendwo werde ich erneuert aus dem Labyrinth entlassen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
dankeschön, Bernd!
ich lerne immer dazu: Grendel im Beowulf-epos - im brockhaus nachgeschlagen. aha, daher wohl der name "Grindelwald" im Harry Potter. und es gibt eine raumschiff-voyager-folge mit einem "Grendel"-geist. und wer weiß was noch alles. schöne anspielung, fruchtbarer vergleich.
 



 
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