Wachablösung

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Sidgrani

Mitglied
Der müde Sommer kippt erschöpft aus seinen Latschen,
er hat sich dieses Mal so richtig reingekniet,
da hört er, wie die undankbaren Enten tratschen.

Er schenkte ihnen jede Menge Sonnentage,
das kann er gut, es ist ja auch sein Fachgebiet.
Die Federviecher aber faseln von ‚ner Plage,

die Sommersonne hätte maßlos übertrieben.
Wie unbarmherzig sie die arme Erde briet,
da ist von Fluss und Bächen nicht mehr viel geblieben.

Jedoch für Liebespaare war die Zeit ein Segen,
die warmen Nächte stimulierten Schoß und Glied,
sogar die faulsten Böcke ließen sich erregen.

Das alles kann das dumme Entenvolk nicht wissen,
die schnattern Tag und Nacht im Chor ihr Klagelied.
Der Sommer ist verstimmt und wird sich nun verpissen,

zumal der Herbst beginnt, an seinem Stuhl zu rütteln,
und Wald und Flur schon bald mit Farben überzieht,
dann werden Kinder Esskastanien von den Bäumen schütteln.

Wie schade, dass der Sommer all das niemals sieht.
 
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kakadu

Mitglied
Lieber Sid,

na sowas, hier treibst du dich also rum! :D Eine tolle Form hast du dir hier ausgedacht! Das liest sich gut mit dem strophenübergreifenden Mittelreim. In dieser raffinierten Sandwich-Packung wirkt der Haufenreim nicht so dominant und kommt dennoch zur Geltung. Was vielleicht nicht ganz ideal ist, ist die Kombination "alsbald Wald". Ich würde den Vers umstellen:

und Wald und Flur alsbald mit Farben überzieht,

Dann fällt die Betonung in "alsbald" auf die zweite Silbe und es wird ein hübscher Binnenreim draus. War mir ein Vergnügen mit deinem Gedicht. Ich habe mich bestens amüsiert!

LG Claudi
 
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Mimi

Mitglied
Hallo Sidgrani,
Kakadus fachkundigen Ausführungen (ich bin immer wieder beeindruckt!) habe ich nicht viel hinzuzufügen ...
Ein sehr gelungenes und amüsantes Lied auf den Sommer (und seinen Nachfolger).

Gruß
Mimi
 

sufnus

Mitglied
Hey Sid!
Ja, das ist ein flotter, launemachender Nachruf (der vorgezogenen Art) auf den Sommer.
Ich halte es dabei übrigens mit den Enten. Kluge Tiere. :)
Zur Alsbald-Strophe sehe ich übrigens drei Möglichkeiten, die allesamt ihre je eigenen Vorzüge haben:
Bei Deiner Version "und alsbald Wald und Flur mit Farben überzieht" mag ich die leichte rhythmische Aufrauhung (ich wechsel hier mal zur alten Schreibweise von rau) sehr - eine jazzige Rhythmusstörung.
Bei Claudis Version "und Wald und Flur alsbald mit Farben überzieht" ist es im Gegensatz dazu die chöne, ebenmäßige Gestaltung des Rhythmus, die sich sehr wohltuend ins Ohr schmiegt.
Und ich hätte noch zu bieten" und Flur und Wald alsbald mit Farben überzieht" - da wird für mein Liking der Wald-alsbald-Reim am kecksten dargeboten.
Am Ende des Tages ist es nach meinem Dafürhalten wohl tatsächlich Deine ursprüngliche Variante, die mir am besten mundet. :)
LG!
S.
 

Sidgrani

Mitglied
Liebe Claudi,

vielleicht gehöre ich ja dem fahrenden Volk an. ;) "Alsbald" habe ich nach deinem Hinweis verworfen, es klang mir zu gestelzt.
Freut mich sehr, dass dir mein Gedicht gefällt, was will ich mehr.

Danke und einen lieben Gruß
Sid



Hallo Mimi,

auch über dein Lob habe ich mich gefreut, dankeschön.

Lieben Gruß
Sid



Hallo Chandrian,

Nur daran angelehnt, eine Villanelle finde ich schwieriger, weil sie nur zwei Endreime hat.

Lieben Gruß
Sid



Hallo sufnus,

deine Anregungen haben Hand und Fuß, aber ich habe mich für eine leicht abgewandelte Version entschieden.
Auch dein Lob und deine "Mitarbeit" freuen mich, danke.

Lieben Gruß
Sid
 

Tula

Mitglied
Hallo Sid
Das Glied ist mir etwas zu explizit, d h. rein poetisch, nicht dass ich prüde wäre :rolleyes:

Schöne Pointe, in der Tat verpasst der Sommer da seine eigenen Früchte.

LG
Tula
 



 
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