Wächter der Nacht (gelöscht)

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Vagant

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Hallo Jo, ich wollte eigentlich ein paar Gedanken zum Text schreiben, sehe aber jetzt, dass du dich ohnehin nicht an Textdiskussionen hier beteiligst. Deshalb lass' ich es dann auch.
Ein kurzes Fazit möchte ich aber doch hier lassen.

Also da war vieles dabei; lobendes über Stil und Sprache, Gedanken über den Plot, und der ganze Kram halt.
Nur soviel: Ich mag den Protagonisten nicht. Das Personal beleibt schablonenhaft und farblos, und hat dadurch nicht das Potential die Story zu tragen. Aus deinem eng geknüpften Sprachnetz ist ja kaum ein entkommen. So liest man dann weiter und weiter, und sitzt am Ende vor so einem wird-Zeit-dass-das-mal-einer-sagt-Text, der sicher viele Leser finden wird, aber bei mir so nicht funktioniert.
Diesen selbsternannten Wächter, der sich aus seinem eigenen moralischen Standpunkt heraus selbst überhöht, nee, ich mag ihn nicht.
Er lässt während des Textes jede Chance verstreichen mal seinen eigenen Untiefen auszuloten, um sich selbst damit eine psychologische Tiefe zu geben, stattdessen viel Pathos und Welterklärerei. (vielleicht hätte es mit einen auktorialen Erzähler besser funktioniert, keine Ahnung)

Mein Fazit; eine Geschichte über Menschen in der es nicht menschelt. Leider.

PS; der Hinweis auf die Rechteverwertung gehört nicht an diese Stelle, das sieht unschön aus, und ist eigentlich auch recht albern.

Vagant.
 

Jo Phantasie

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Lieber Vagant,
nun, in vielen Teilen muss ich dir recht geben: Der Protagonist, hoffnungslos durch einen einzigen Blick verschossen! Menschlich?
Selbsternannter Wächter?
Nein, umgesetzte Omnipotenzfantasien ..., ja, das ist Fantasy, das hast du erkannt.

Trotzdem sollte es menschlich sein, davon träumen zu können, es ist doch soooo schön, wenn man es selbst könnte und damit jemanden gewinnen. Funktioniert bei mir leider auch nicht,huhuhu!
Jo
 

Vagant

Mitglied
Hallo Jo, wenn es dieser Allmachtswahn ist, den du thematisieren wolltest, dann halte ich an meiner These fest, dass du dann eine Außenperspektive benötigst, einen Erzähler der wie ein Filter wirkt, und es schafft dem Protagonisten noch andere Aspekte zu zufügen. Der Ich-Erzähler wirkt so geballt schon fast verstörend auf mich. War vielleicht deine Absicht den Text so wirken zu lassen. Aber ein Ich-Erzähler hat ja das Problem, dass er a) die Handlung nach vorn treiben muss, und b) darin selbst agieren muss. Ich halte Ich-Erzähler eigentlich immer am stärksten wenn sie von anderen erzählen. Diese ewige Ich, Ich, Ich kann einem auch gehörig auf die Nerven gehen. Das hat dein Protagonist bei mir jedenfalls geschafft. Nix für ungut, waren nur so ein paar Gedanken dazu. Vagant
 

Val Sidal

Mitglied
Jo Phantasie,

der Text präsentiert den ErzählerICH als einen jungen Mann Mitte zwanzig bis Anfang dreißig (eine von ihm vorgelegte Mastercard wird akzeptiert), in einem Hardware-Zimmer herangewachsen (hochwertig für Computerspiele ausgestattet — BLAM! Mit meinem eingebauten Lautsprecher wäre das eher ein blim!) software-sozialisiert und libido-elektrisch geladen (mit einem Blick erkennt er „Dungeon 6“ und die Pornokasette), wie er in der „realen“ Welt einer Tankstelle PRINZESSIN und UNGEHEUER begegnet und sich zu HELD verwandelt — in die Fantasiewelt eines Phantasy-Abenteuers gleitet.

Dabei finde ich gelungene Stellen wie z.B.:
Es kommt nicht der Piepton für eine Viruswarnung, kein Totenkopf (…)
Es wird sehr viel einfacher.

— das ist feine Ironie.

Dann aber folgt ein hastig hingeworfenes PRINZESSIN-Bild, mit sprachlich überraschend ungelenken Einschüben wie:


Bustier verdeckt süchtig machende Oberweite, gibt Blick auf Bauchnabel mit schwarzer Perle frei;

ErzählerICH kommt aus bildungsnahem Milieu und ist internet-gebildet:

Paralyse ist es bei mir, Nervengift, Curare, dieses Pfeilgift, am Amazonas von den kleinen grünen Fröschen gewonnen ...
Er begreift/beschreibt die Welt in Bildern der digitalen Welt:
Ein letzter Blick in ihre braunen Augen, ihre Zeichen des Erkennens, die USB-Verbindung besteht weiterhin, und Blitze signalisieren, dass auch noch ein Strom fließt. Bitte die Verbindung nicht lösen! Upload und Download finden gleichzeitig statt, die Datenmenge ist grenzenlos ...

Der Text macht — trotz seiner Unausgereiftheit und schematischen Oberflächlichkeit — neugierig.

Mit hohem Textaufwand werden PRINZESSIN und UNGEHEUER sowie ihre Beziehung zueinander arrangiert — der Autor hat offensichtlich Spass dabei. Auf den Leser wirkt das eher angestrengt und anstrengend.

Er zieht jedoch den Stecker. Dieser widerliche Typ neben ihr (…) sind weitere Blessuren erkennbar, weiter unten, durch die Löcher in ihren Netzstrümpfen.

Dann die Reaktion des ErzählerICHs, ähnlich üppig:

Sinnlose Gewalt, die in mir Empörung auslöst und noch weitere Emotionen, zu denen ich selten fähig bin, heraufbeschworen durch die Verunstaltung des schönsten Körpers im Universum. Kein Versehen ist das, kein verzeihlicher Fehltritt, ich erkenne es als das Ausleben einer frustrierten Existenz, unwürdig, ohne Augenmaß und ohne die Perspektive auf ein Morgen oder auf einen hoffnungsvollen Neubeginn. (…) Motive wie aus Hieronymus Bosch „Das Jüngste Gericht“, Höllenszenarien wie Vorboten der unsäglichen Wunden auf ihrem Körper.

Ich darf sie nicht gehen lassen, will sie auch nicht länger in seiner Gewalt wissen und schon gar nicht darf er sie von mir fortschaffen.
Der Wendepunkt des Textes — die Wandlung vom Protagonisten in der "Tankstellenrealität" zum HELD in der Phantasy-Realität eines Abenteuerspiels beginnt:
Meine Mastercard wird mir beim Herausgehen noch zum Ausgang hinterhergebracht. Mein Blick ist starr immer auf ihren Rücken gerichtet, der in der Videothek gegenüber soeben hinter der Eingangstür verschwindet. 

„Geht es ihnen gut? Benötigen Sie einen Arzt?“, die Bedienung der Tankstelle ist sehr hilfsbereit und freundlich zu mir.
„Kennen Sie die beiden, die hier gerade waren?“, ist meine einzige Gegenfrage.
„Sie meinen das Mädchen mit dem Freak? Ja, die kaufen hier oft ein, meistens abends und dann kauft er Wodka. Sie sagt aber nie etwas und läuft immer nur hinter ihm her, wie ferngesteuert, immer hintendran. Armes Mädchen, hübsches armes Mädchen,“ höre ich von der Bedienung, die etwas gedankenversunken und mitleidig klingt.


Um den Rest des Textes einordnen zu können, musste ich mich in die Welt eines wohl sehr bekannten Abenteuerspiels begeben:
Ich muss in den Videoladen und darf sie auf keinen Fall verlieren. 
„Dungeon 6“ und „Peitschen auf heller Haut“ hat er in der Hand. Er dreht sich um und sieht mich an. Erkennt er mich wieder? 

Ich folgte dem „Dungeon 6“-Hinweis und fand im Internet: „Level 6, also known as "The Dragon", is the sixth dungeon in The Legend of Zelda.“

Mit diesem Wissen ausgestattet fand ich den Rest des Textes enttäuschend.

Der Übergang, das Abdriften in die Fantasiewelt wirkt Inhaltlich und stilistisch holprig — seltsam uninspiriert.
Eine Abschätzung seiner Stärke bereitet mir Schwierigkeiten: ich sehe seine durch viele Faustschläge aufgeplatzten Fingerknöchel, erkenne Narben durch Messerschnitte in seinem Gesicht. Niemals kämpfe ich, weiche Konflikten aus, suche alternative Lösungen oder lasse es ganz sein. Diesmal wird es jedoch anders sein, denn es steht ihr Leben und mein Leben auf dem Spiel, diesmal werde ich kämpfen.

Ich erkenne die Anleihen aus The Legend of Zelda: 

Es wird nicht ein Kampf mit Fäusten oder Messern sein, das wäre zu banal und ihrer nicht angemessen. Sie wird nicht mit einem Mann glücklich werden, der einfach nur brutaler und härter zugeschlagen kann; mitgehen würde sie dann, jedoch niemals mit ihrem Herzen. Somit wird es ein Kampf des Geistes werden, ein Kampf jener Fähigkeiten, die in mir seit einer halben Stunde erwacht sind, die sich kontinuierlich formen und bereits Kontrolle über mich und diesen zeitweise paralysierten Körper gewonnen haben. Psychische Stärke, Unnachgiebigkeit, Stabilität[blue] (in „Dungeon 6“ „Triforce of Wisdom: Triforce consists of three separate sacred golden triangles: the Triforce of Power (top), the Triforce of Wisdom (left), and the Triforce of Courage (right)“) [/blue] und ein Ziel vor Augen, für das es sich lohnt, über sich selbst hinauszuwachsen, das wird mir letztendlich den Erfolg bringen.




Dann nimmt HELD seine Rolle als WÄCHTER im Rollenspiel an:

Ein Wächter steht nicht einfach da und schaut, ob es Anzeichen gibt.
Ein richtiger Wächter hat die Aufgabe, ein unüberwindliches Bollwerk darzustellen, unabhängig von seiner wahren Stärke, seiner Bewaffnung, seiner Schnelligkeit und seiner Fähigkeit. Er steht und stellt es alleine durch seine psychische Stärke dar. Keine Armee der Welt, kein furchterregendes Tier, kein Wesen aus einem fernen Universum wird jemals an ihm vorbeigehen können, ohne dass er es zulässt. Wie er steht, wie er riecht und wie er schmeckt, das ist es, was es ausmacht und so stehe ich hier vor der Tür, ein richtiger Wächter.


Der Rest des Textes ist nicht wert, besprochen zu werden — es wäre, als würde man in der Spielhalle einem Spieler zuschauen und sein Spielen kommentieren.


Fazit:

Der Plot bleibt an der Kasse der Tankstelle stecken, der Protagonist bleibt in der Schablone eines Rollenspielcharakters kleben, die klischeehaften Figuren können den Gestalten der Märchen von Hauff oder Andersen nicht das Wasser reichen, dem Abenteuer in der Phantasy-Realität mangelt es an Originalität und Inspiration — ein gründlich misslungener Text, keine Geschichte.

Die zweifelsfrei vorhandene Routine des Autors kann nicht über den Mangel an Inspiration hinwegtäuschen. Dem Autor wäre es zu wünschen, dass er seine Figuren aus der Nähe und genauer beobachtet, um ihre Besonderheiten entdeckend kontrast- und konfliktreiche Situationen zu imaginieren, die, in einer Geschichte erzählt, dem Leser etwas für die investierte Lesezeit zurückgeben.

Ich glaube nicht, dass Einstein mit seinem Ausspruch „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ die in diesem Text vorgeführte Fantasie meinte.
 

Jo Phantasie

Mitglied
Val Sidal,

wie bereits Vagant hier angemerkt hat, wird nicht jeder Leser den Protagonisten mögen, weder seine Handlungen, noch die dahintersteckende Sehnsucht, alleine durch Gedanken etwas Unerreichbares erreichbar zu machen, verstehen und akzeptieren. Wechsel der Perspektive? Ein auktorialer Erzähler, der dabei den Leser auch noch auf Unzulänglichkeiten hinweist: “Das ist der Böse, der Andere ist blöd!“ Als Selbstschutz, um sich nicht mit einem ‚ICH‘ identifizieren zu müssen? Niemals als Regel, denn das wäre dann ... Mainstream.

Auch muss man einen mündigen Leser es nicht zu leicht machen. Warum denn auch?
Was treibt Menschen an, in eine geschriebene Figur eintauchen und diese gleichzeitig manipulieren zu wollen, etwa in eine gefällige Art ...?

Erfahrungen mit Rollenspielen? Ohne ‚The Dragon‘ zu kenne, von dem ich, auch wenn ich mich damit als PC-Spieleverweigerer oute, noch nie gehört habe, darf doch jeder jederzeit ein selbst gestricktes Video an sich vorüberziehen lassen.
Der Vorschlag, meine

Figuren aus der Nähe und genauer beobachtet, um ihre Besonderheiten entdeckend kontrast- und konfliktreiche Situationen zu imaginieren ...
den nehme ich gerne an, und ... versinke dabei schon wieder in diese verwerflichen Träume, die mich zu einem Helden werden lassen, den es nicht gibt und der so vieles erreichen möchte, von dem er noch nicht einmal weiß, wozu es denn gut sein soll. Mist!

Ja, es könnte ein fiktives Rollenspiel sein, lieber Val Sidal, so eines, bei dem es gute, böse, schöne und nicht einschätzbare Figuren gibt, Klischees aus einem USB-Stick herauskriechen und die Prinzessin selbst mit löcherigen Netzstrümpfen für ein Traumziel befunden wird. Rechtfertigung ist deshalb nicht nötig, ebenso, wie es weiterhin erlaubt sein wird, seine Fantasien in Räume gleiten zu lassen, in die aus

Mangel an Inspiration
nicht für jeden betretbar sein werden. Aber genau das meinte Einstein: „Mache niemals das, was von dir erwartet wird, denn das haben andere vor dir schon gemacht!“
Daran werde ich mich halten. Das Gute an der Fantasie ist eben ihre Unendlichkeit, die auch niemand begreifen muss.
(Phantasie ist etwas, was sich manche Leute gar nicht vorstellen können; Gabriel Laub.)

Eine Bitte noch an den unerbittlichen Kritiker: Wir sind hier eine Community von, mehrheitlich jedenfalls, Hobbyschriftstellern, die dieses Forum benötigen, um Reflexionen über ihre Werke sowie Hilfestellungen zu bekommen. Vernichtende Kritiken sind hier, von Ausnahmen, die es eindeutig verdient haben, fehl am Platz. Auch ein Mitglied der „Goldenen Horde“ kann ungestraft und mildtätig auf die Unwissenden herabnicken und sein Kopfschütteln über Zeilen, die in der Leserwertung bei 8,7 stehen, zumindest ansatzweise in konstruktive Anregung transformieren.
 

Val Sidal

Mitglied
Jo Phantasie,

du schreibst:
Wechsel der Perspektive? Ein auktorialer Erzähler, der dabei den Leser auch noch auf Unzulänglichkeiten hinweist: “Das ist der Böse, der Andere ist blöd!“ Als Selbstschutz, um sich nicht mit einem ‚ICH‘ identifizieren zu müssen? Niemals als Regel, denn das wäre dann ... Mainstream.
—im Text findet de facto ein Wechsel der Perspektive statt: In der Tankstellen-Kassen-Sequent erzählt ErzählerICH (nicht der Autor!) schlüssig und nachvollziehbar aus der Sicht eines jungen Mannes, wie ich ihn wahrgenommen und in meiner Kritik (an)erkennend analysiert habe. In der Tankstellen-Eingangstür-Sequenz vollzieht ErzählerIch den Wandel zum archetypischen HELD und justiert die neue Erzählperspektive — immer noch ein ICH-Erzähler, aber ein anderes ICH. Eine auktoriale Perspektive hat mein Beitrag weder reklamiert, noch empfohlen.

Auch muss man einen mündigen Leser es nicht zu leicht machen. Warum denn auch?
Was treibt Menschen an, in eine geschriebene Figur eintauchen und diese gleichzeitig manipulieren zu wollen, etwa in eine gefällige Art ...?
— was einen Autor antreibt, in seine Figuren einzutauchen, interessiert mich nicht —ich kenne ihn nicht, habe nur seinen Text vor mir. Der Autor des vorliegenden Textes könnte eine achtzigjährige blinde Oma oder ein zwölfjähriger Autist sein — es spielt einfach keine Rolle. Ob ich als Leser in die geschriebene Figur eintauche hängt von mir und von der Resonanz, die der Text beim Lesen erzeugt ab. Meine Kritik hat eine gefällige Art weder reklamiert, noch empfohlen.

Erfahrungen mit Rollenspielen? Ohne ‚The Dragon‘ zu kenne, von dem ich, auch wenn ich mich damit als PC-Spieleverweigerer oute, noch nie gehört habe, darf doch jeder jederzeit ein selbst gestricktes Video an sich vorüberziehen lassen.
—ich kannte „The Dragon“ auch nicht. Angestoßen durch deinen Text habe ich mich mit der Dungeon-Welt vertraut gemacht — das wenigstens war eine Bereicherung. Von einem handwerklich sauber arbeitenden Autor würde ich dennoch erwarten, dass er recherchiert, was er schreibt.

Ja, es könnte ein fiktives Rollenspiel sein, lieber Val Sidal, so eines, bei dem es gute, böse, schöne und nicht einschätzbare Figuren gibt, Klischees aus einem USB-Stick herauskriechen und die Prinzessin selbst mit löcherigen Netzstrümpfen für ein Traumziel befunden wird.
—richtig, daran ist nichts auszusetzen. In konstruktiver Weise habe ich in meinem Beitrag aufgezeigt, dass der Text (gewollt oder ungewollt, bewusst oder unbewusst) ein archetypisches Muster mit dem Trio PRINZESSIN-UNGEHEUR-HELD inszeniert — unzählige Male geträumt, tausendmal erzählt. Wenn ein Text dem Leser eine Neuauflage anbietet, dann sollte er originelle, noch nicht betrachtete, das Leseerlebnis bereichernde Facetten anführen. Die fand ich in deinem Text nicht. Infantile Allmachtphantasien wurden in der Enwicklungspsychologie erforscht und der sog. Magischen Phase zugeordnet, die gewöhnlich nach dem fünften Lebensjahr des Kindes endet. Der Text zeigt den erwachsenen Protagonisten als eine Person, die in das Muster des HELDen flüchtet und als solcher das UNGEHEUER besiegt, statt in seiner Erwachsenenrealität dem realen Mann entgegen zu treten. Der damit verbundene innere Konflikt (dem der Protagonist durch die Flucht in das Märchen ausweicht) gäbe hinreichend Stoff für eine erzählenswerte Geschichte, die das Besondere an der Figur beleuchten könnte und, durch das Mitführen der realen Person im Text, der Phantasie Tiefenschärfe und Kontrast verleihen würde. Dein Text vergisst den „realen“ Protagonisten in der Eingangstür der Tankstelle.


Das Gute an der Fantasie ist eben ihre Unendlichkeit, die auch niemand begreifen muss.
— jeden Text, den ich in den Belletristik-Foren lese, betrachte ich als Produkte der Phantasie des Autors und nicht als Berichte aus der Wirklichkeit, die ich mit dem Autor (wie entfernt auch immer) teile. Die Phantasie des Protagonisten im Text (in der Phantasie des Autors) ist eine der zweiten Ordnung. Der Schachtelung und Staffelung der Phantasie, meinetwegen kombiniert mit Traum-, Trance-, Delirium- oder Was-auch-immer-Komponenten, sind keine Grenzen gesetzt. Dem Text sowie der Aufmerksamkeit und Anschlussfähigkeit des Lesers allerdings schon. Freilich kann ein Autor damit umgehen, wie es ihm beliebt. Der Leser und der Kritiker wird sich ja auch die Freiheit nehmen.

Eine Bitte noch an den unerbittlichen Kritiker: Wir sind hier eine Community von, mehrheitlich jedenfalls, Hobbyschriftstellern, die dieses Forum benötigen, um Reflexionen über ihre Werke sowie Hilfestellungen zu bekommen. Vernichtende Kritiken sind hier, von Ausnahmen, die es eindeutig verdient haben, fehl am Platz. Auch ein Mitglied der „Goldenen Horde“ kann ungestraft und mildtätig auf die Unwissenden herabnicken und sein Kopfschütteln über Zeilen, die in der Leserwertung bei 8,7 stehen, zumindest ansatzweise in konstruktive Anregung transformieren.
— wenn meine Kritik nicht hilfreich ist, dann — Pardon. Ich habe verstanden, dass Du keinen Wert auf meine Kritik legst und werde Deine Texte nicht weiter verfolgen.
 
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