Wahrheitssäufer

Wahrheitsfinder sind trunken vor Glück
Das Glück findet sich überall, unentwegt
Kann Wahrheit begegnen
Wenn man nur will
In mächtige Fässer gezapft
!Reinheitsgebot!
Direkt vom Busen der Welt
Sie wissen wie sie läuft
Und laufen vor ihr her
Und ein paar Schlucke täglich
Und feingeschliffene Gralskelche
Es bricht sich prismatisch:
Eine Erleuchtung
So prickelnd der Inhalt
So:
Prost! und
Nimm dir ein Gläschen
In Ehren…

Ich Wahrheitssucher dagegen
Auf dem Trockenen
Will nüchtern bleiben
Und ehrlos
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Dichter Erdling,

eine interessante Kombination - gibt es Wahrheitsfinder überhaupt? Das kann doch nur eine Pose sein! Trunken von der eigenen Wichtigkeit, sich Ehre angedeihen lassen und zuweisen nach eigenem Gusto, ja, da ist man lieber 'ehrlos' und nüchtern erkennend: Es gibt immer noch eine Wahrheit hinter der Wahrheit hinter der Wahrheit, also für immer suchend!

Liebe Grüße
Petra
 
Aloha Petra!

Schon länger geht mir der Satz von André Gide durch den Kopf:
„Glaube denen, die die Wahrheit suchen,
und zweifle an jenen, die sie gefunden haben.“

Nicht ohne Grund.
Man hört doch jetzt immer nur davon, wie relativ sicher sich alle sind und wie gleichgesinnt.
Welch Einigkeit plötzlich darüber herrscht, was getan, was gedacht werden muss, wie die Lage zu bewerten sei…
Und das in der oft widersprüchlichen, immer auch komplexen Realität.
Wenn ich nun die diversen Zeitgenossen sprechen höre, die so ziemlich losgelöst vom Zweifel scheinen und nur wiederholt lautstark verkünden, welche Wahrheit (bzw. Wahrheitsfragmente aka „Fakten“) sie jetzt wieder gefunden hätten, kommt mir eben dieses Zitat in den Sinn und hat mich schließlich auch zu meinem Gedicht inspiriert.

Samstägliche Grüße,


Erdling
 



 
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