lb Isegrims,
wieder lese ich etwas, das als haiku dargeboten wird und keines ist. wenn du meine kommentare von DieFrauHJulie nachliest, wirst du auch verstehen, warum dem so ist.
es herrscht vielfach die falsche vorstellung vor, ein text in der form 5-7-5 sei ein haiku. das ist leider nicht richtig.
exemplarisch könnten die auf dieser seite
http://www.haiku.de/der-haiku-kalender/ präsentierte haikukalender als beispiele dienen, die schon das beste aus diesen drei jahren aus den besuchern des forums und den mitgliedern der Deutschen Haikugesellschaft
http://deutschehaikugesellschaft.de/ abbilden. daß darunter jeweils das eine oder andere meiner haikus ist, sei der vollständigkeit halber erwähnt.
in diesem text haben wir folgende probleme:
(1) weder rosenblätter noch die waldeswärme singen laut. dazu müßten sie wesen sein. also wird bereits interpretiert, was gesehen und gehört wird. haikus beschreiben, was ist, und überlassen es dem leser / der leserin, das gelesene zu vervollständigen und zu interpretieren.
(2) der schmetterling hängt am ende in der "luft". ebenso wollen die rosenblätter nicht zur waldeswärme passen.
(3) wir haben drei jahreszeitenwörter im text. alle verweisen auf den sommer. eines hätte genügt. das haiku verlangt von seinem dichter die reduktion auf das wesentliche. der leser und die leserin wissen schon nach den rosenblättern, daß wir wenigstens frühsommer haben müssen. wer so mit dem geringen platz, den man hat, um etwas wesentliches zu beschreiben, umgeht, der ist ein schlechter haikuschreiber.
die stimmung, die transportiert werden sollte, ist eine basis für eine serie von brillianten sommerhaikus. der text selbst aber ist keines. schade.
lg w.
aus dem wald singen
die vögel - auf der lichtung
tanzen die falter