Waldflucht

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juliawa

Mitglied
Sanft erdrückt mich die Baumwolldecke
Die Ikea-Möbel flüstern hämisch
Das ist Massentierhaltung
Im Hintergrund stört eine Stubenfliege

Von draußen rauscht der Wald
ins nächtliche Zimmer
ein stilles Versprechen
bald werd ich alles zerbrechen
und alles was war
wird für immer
unter meinen Wurzeln schlafen
und lächeln


Jetzt laufe ich barfuß
an einem flackernden Licht
am Ende der Straße vorbei
in die Landdunkelheit hinein
und erreiche deine hölzernen Pforten
noch vor dem Morgenlicht.
Seit dem sucht man mich;
auf stadtlauten Plätzen,
an geschäftigen Orten.
Vergeblich.
 
Zuletzt bearbeitet:

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Juliwa,

ich kannte einen Mann, der einmal Manager war und sich dann als Einsiedler und Selbstversorger in den Wald vor aller Welt zurückgezogen hat.
Das hast du sehr eindringlich beschrieben!

Liebe Grüße
Manfred
 

juliawa

Mitglied
Hallo Manfred,

Und wie lange hat er das durchgezogen? Ich denke meistens ist sowas wohl eine Phantasie, die in der Wirklichkeit ganz anders aussieht, als man sie sich vorgestellt hatte. Nicht weit von meinem Wohnort hat vor ein paar Tagen ein Mann vier Polizisten entwaffnet und ist dann in den Wald geflohen, angeblich um dort zu leben. Gestern hat man ihn verhaftet.
Es freut mich, dass dir das Gedicht gefallen hat

Viele Grüße,
juliawa
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Juliawa,

er hat es bis zu seinem Tod durchgezogen. Als er mit knapp achtzig Jahren gemerkt hat, dass er alleine im Wald nicht mehr zurechtkommt, hat er Selbstmord begangen.

Liebe Grüße
Manfred
 

juliawa

Mitglied
Hallo Manfred,

Heftig! Ich frage mich, was er erlebt hat, dass ihm der Gedanke so unerträglich war, wieder unter Menschen leben zu müssen.

Liebe Grüße,
juliawa
 

revilo

Mitglied
Leute , die knall auf fall ihr Leben ändern , sind mir immer ein wenig suspekt , da sie nicht selten verbrannte Erde hinter sich lassen . Ich habe das bei 2 Freunden erlebt . Und die Geschichten gingen nicht gut aus . LG revilo
 
Ich denke meistens ist sowas wohl eine Phantasie, die in der Wirklichkeit ganz anders aussieht, als man sie sich vorgestellt hatte.
Ich finde es wunderbar, wie Dein Gedicht diese Phantasie beschreibt. Manche Dinge sind eben dazu bestimmt, nur in der Phantasie stattzufinden. Und die Phantasie ist ja nun wirklich nicht schlechtes. Oder man macht es wie Henry David Thoreau, der während seines Aufenthalts in der Eremitage im Wald seine Wäsche von seiner Mutter waschen liess, aber trotzdem ein Buch darüber schrieb, dass nach 150 Jahren noch gelesen wird.
 

juliawa

Mitglied
Ich finde es wunderbar, wie Dein Gedicht diese Phantasie beschreibt. Manche Dinge sind eben dazu bestimmt, nur in der Phantasie stattzufinden. Und die Phantasie ist ja nun wirklich nicht schlechtes. Oder man macht es wie Henry David Thoreau, der während seines Aufenthalts in der Eremitage im Wald seine Wäsche von seiner Mutter waschen liess, aber trotzdem ein Buch darüber schrieb, dass nach 150 Jahren noch gelesen wird.
Danke :) Das Buch kenne ich gar nicht.
 
Jetzt ist wohl der Zeitpunkt gekommen, wo wir mal sagen müssten, von welchem Buch wir eigentlich genau reden: "Walden". Ist ein Klassiker, den es sich auf jeden Fall lohnt mal anzuschauen. Der andere Klassiker von Henry David Thoreau ist "Civil Disobedience", "Die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat", was aber merkwürdigerweise im Deutschen nur als Hörbuch erhältlich zu sein scheint.
 

revilo

Mitglied
Jetzt ist wohl der Zeitpunkt gekommen, wo wir mal sagen müssten, von welchem Buch wir eigentlich genau reden: "Walden". Ist ein Klassiker, den es sich auf jeden Fall lohnt mal anzuschauen. Der andere Klassiker von Henry David Thoreau ist "Civil Disobedience", "Die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat", was aber merkwürdigerweise im Deutschen nur als Hörbuch erhältlich zu sein scheint.

Oh ja, ich erinnere mich dunkel......habe ich auch gelesen......zu Schulzeiten.....SOIFZ....ist das lange her.........
 



 
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