Wandernde Fremdlinge

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Der wandernde Fremdling ist den Göttern heilig.
Das ging mir oft durch den Sinn, über all diese Jahre.
Aber wo stammt es eigentlich ursprünglich her?
Der Moloch, der alles verschlungen hat, weiss keine Antwort.

Oder steh'n diese Worte in gar keinem Buch,
Fielen vielleicht wie von selbst im Verlauf des Gesprächs,
Vor langer Zeit, auf den Stufen am Fluss,
Als die römische Brücke im ruhigen Abendlicht lag.

Ich sah in Dir die Zuversicht,
Das Vertrauen, dass jeder Tag für sich selber sorgt.
Dafür sahst Du in mir die Stärke,
Die Kraft, durch jede schreckliche Nacht zu kommen.
 

rainer Genuss

Mitglied
Hallo Bear
großartig, für mich ein Austausch zwischen zwei Wanderern, zwischen den Welten, nach vielen Erlebnissen und Einsichten, mit größtem Respekt geschrieben
Wenn ich der Autor eines Reiseführers wäre, würde ich Dich bitten, mit diesem Werk beginnen zu dürfen.
Vollkommen - stimmig
Danke
 

rainer Genuss

Mitglied
Hallo Bär
...einen Vorschlag hätte ich noch:
Der Titel "Wandernde Fremdlinge" wird meiner Meinung nach Deinem Werk nicht gerecht.

"Wandernde Fremde" hat eine doppelte Bedeutung. Sie beinhaltet sowohl das zusammen wandern, ebenso, dass die Fremde wandern kann.

chacun a son gout
Sonntagsgruß
Rainer
 
Danke Rainer, guter Gedanke! Ich werd' es aber wahrscheinlich nicht schaffen, mich von dem Wort "Fremdlinge" loszureissen. Es gibt da für mich ganz persönlich eine Menge Querverbindungen zu Hölderlin, Trakl, Stefan George, Hermann Hesse. Dazu kommt, dass in der erst ganz kürzlich erschienenen Neuübersetzung von Baudelaires "Spleen de Paris" der Titel des Gedichts "L’Étranger" mit "Der Fremdling" übersetzt wird, und nicht, wie ich es von einer modernen Übersetzung erwartet hätte, mit "Der Fremde". Als ich das gesehen habe, da dachte ich mir, jetzt muss ich auch meinen Beitrag dazu leisten, dass dieses wunderschöne Wort "Fremdling" nicht ausstirbt. ;)
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo WalksWithTheBear,

ein sehr ausformuliertes, prosaisches Gedicht.
Das ist jetzt aber nicht negativ in diesem Fall, denn es lässt Raum für den Leser.
Wer ist der wandernde Fremdling?
Wer ist das lyr.ich, das die Stärke ausstrahlt?
Sehr gerne darüber nachgedacht!

Liebe Grüße
Manfred
 
Danke für Deine anerkennenden Worte, Manfred! Ich freue mich sehr, dass Du diesen prosaischen Stil gelten lässt. Das ist natürlich immer ein bisschen so, als würde jemand versuchen, heute Musik im Stil von Bach oder Beethoven oder Mozart zu komponieren. Das geht irgendwie nicht. Zeitgenössiche Kunst, sei es nun Musik, Literatur, Malerei oder was auch immer, geht eben anders. Aber bei Lyrik stört es mich komischerweise nicht so sehr. Ich lese gerne neue Gedichte, die ganz und gar altmodisch geschrieben sind, womöglich im Stil irgendeines Klassikers wie Hölderlin oder Stefan George oder Hermann Hesse. Also nochmals danke, dass Du das so "durchgehen" lässt!
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo!

Das hat nichts mit durchgehen lassen zu tun. Ich lasse alle Stile gelten, die Hauptsache ist doch, dass ein Gedicht den Leser anspricht und das hat es getan.

Liebe Grüße
Manfred
 



 
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