Wann fing es an?

1,50 Stern(e) 2 Bewertungen

Anonym

Gast
Leute, holt die Kinder rein, die Bischöfe kommen nach Fulda. Dort findet ihre Art der „Herbstmesse“ statt. Nun wird offiziell die Missbrauchsstudie vorgestellt, die leider bereits aus unbefugten Händen kommend, öffentlich wurde. Empört versichern sich die Herren gegenseitig des Drangs zu Aufklärung und Besserung. Andererseits sieht ihr Brückenbauer, der Papst, die Angelegenheit entspannter. Es ist unfair, sprach er, sich über alte Geschichten so aufzuregen. Schließlich haben ja früher alle Involvierten diese Vorkommnisse vertuscht. Das versteht jeder.
Man kann nur froh sein, birgt doch die Knabenschändung wenigstens keine Gefahr bleibender Spuren in sich. Ginge es hier um Mädchen, so manch ein Kardinal und Bischof dürfte sich stolz „Papachen“ nennen lassen, hätte es so leichtfertig zu einer Familie und einem natürlichen Sexualleben gebracht. Wie einst die Borgia- und Medici- Päpste der Renaissance. Papa Papst, eben. Man darf gespannt bleiben, ob es in der katholischen Geistes(r)welt auch wieder einmal ein anderes Thema geben wird, etwas Spirituelles möglicherweise, Herr Marx, ohne Essen und Trinken und Kreuze abhängen in bayerischen Amtsstuben? Vielleicht etwas Schönes mit Moslems gemeinsam?

Treffen sich zwei Frauen und ein Mann. So fangen zigtausend, wie auch der nun erzählte, Witze an: Diese drei hatten politischen Gesprächsbedarf, geht es in Deutschland, wenn überhaupt mal um was, dann stets um alles. Alles, das ist hier die Regierung des Landes. Es galt, Empörung, Gleichgültigkeit und Wurschtigkeit unter einen Hut zu bringen, war also machbar und nicht sehr schwierig. Die Empörung kam, wie sollte es auch anders sein, von Seiten der Sozialdemokratie. Nicht der stets übelgelaunte SPD- Tyrannosaurus Rex, Herr Stegner, biss dieses Mal um sich. Nein, die „Erste Stimme“ der Partei, Frau Nahles, blies zum Sturm. Man sprach also zu dritt über den abwesenden Vierten, Herrn Maaßen, das Problem.
Da nicht so kompliziert, fand sich die Lösung. Wer hier schon Pointe und Ende vermutet, kennt die Sozialdemokraten immer noch nicht! Tage später meldete die Erste Stimme den anderen beiden, zwar hätte sie der gemeinsamen Lösung der Frage zugestimmt, doch so richtig meinte sie die Zustimmung nicht, widerrufen möchte sie Teile ihrer Zustimmung, aber nicht alles. Ferner sei sie unzufrieden mit dieser ihrer Haltung, wie könne man sie so etwas unterschreiben lassen! Ihre Kollegen sähen das auch so, und überhaupt. Alles Beschiss! Kurz und gut: Sie wollte mehr. Nicht mehr Unentschlossenheit, die hatte sie schon, aber irgendwie mehr Ergebnis. Zum Zeigen. Natürlich bekam sie alles, wie bestellt. Denn greinenden Kindern soll man nachgeben, sonst werden sie bockig, schmeißen sich hin, und das Sonntags- Koalitionskleidchen geht kaputt.
Wer kann das schon verkraften?

Wann fing es an? Wann begann die Auflösung dieses Gesellschaftsmodells, das uns immerhin über 70 Jahre Frieden und Prosperität brachte? Die Montesquieu‘ schen Säulen der staatlichen Gewaltenteilung zerbröseln bereits, hohe Richter tagespolitisieren in ihren Urteilen herum, das Säulengebrösel wird frisch gemischt zu neuem, ungetrennten Baustoff. Damit soll ein zartes Leichtbaudach aus Spannbeton gefertigt werden, um unser Land gegen böse Wetter zu schützen, wo einst jene drei autonomen Säulen der aufgeteilten Staatsmacht gemeinsam, sich gegenseitig kontrollierend, das feste Dach trugen. Nun, Haltbarkeit von Spannbeton ist wohlbekannt. Knickte die Vierte Säule, die freie Presse, als neueste und dünnste zuerst? Früher, ein Handgriff voller Vorfreude nach der dicken Sonntagszeitung, Fakten, Wissen und vielerlei Informationen, auch gute Unterhaltung, zurecht erwartend. Heute, wenn überhaupt, misstrauisches Blättern, innerliches Wappnen gegen einfarbig kolorierte Leitartikler. Statt freier Zeitung nun oft die blasse Regierungspostille in den Händen, dicke, bereits abgeworfene, grellbunte Werbeeinlagen zu Füßen des Lesers. Auch des öffentlich- selbstgerechten Fernsehens alte Genossin der ersten Stunde, die Tagesschau, reiht sich ins Blasstum der Botschaften ein. Die schöne, blonde Frau, zwinkert sie mir nicht zuweilen zu? Will sie heimlich sagen: „Glaube mir nicht alles, ich muss dies so sprechen. Eigenes Wort ist nicht erlaubt.“
Wann fing es an? War es Willy Brandt, im polnischen Staube, Abbitte leistend für große Schuld, verzeihungsempfangsbereit durch gütig aufgelegte, polnische Hand? Er, viele Jahre lang, durch Nazi Not, ein Bürger Norwegens gewesen, gab, versöhnungstrunken, für immer alle Ostgebiete auf. Nicht Norwegens, nein, die der Deutschen. Warens die Recken Rudi Dutschkes, den Marsch durch die Institutionen tapfer aufnehmend, erfolgreich beendend? Genannt sei hier der Grüne Meister des Südwestens, Herr Kretschmann. Beileibe nicht nur das brave Väterchen des Landes, bemüht um Ausgleich und Respekt, sondern als Junger beinhart politisch sozialisiert von und in der Maoistischen Fraktion der Kommunisten. Später den Grünen zugewandt, doch altes Wurzelgeflecht zieht lange noch altvertrauten Saft. Manch einer fühlte sich zum Fenriswolf berufen, zu zernagen der Weltesche Wurzel, bis Ragnarök, der Jüngste Tag, auf den Neustartknopf drückt. Zum grimmen Wolfe nun fehlt fast allen Akteuren das Format.

Doch auch ein emsiger Tropf höhlt, wie man weiß, den (Säulen)Stein.
 
T

Trainee

Gast
Die meisten Missbrauchsfälle, werter Anonymus,
finden - trotz der widerlichen Gegebenheiten und der absoluten pädagogischen Verantwortungslosigkeit in zahlreichen Fällen eines katholischen / evangelischen / odenwaldschulischen Umfelds etc. - noch immer innerhalb der Familie statt. Nämlich von Vati, Opi, dem Brüderlein und zuweilen auch von Mutti begangen.
Vom Missbrauch leitest du locker zu einem "Witz" über und teilst uns ein paar Gemeinplätze mit. "Politisches" ist auch dabei.
Danach wird es philosophisch.
Einen solchen aufgemotzten Quatsch habe ich selten gelesen. Jessesmaria!
Ich selber frage mich übrigens selten, wie alles angefangen hat, sondern viel öfter, wann die allzu häufig gefühlte Berufung zur Schreibkunst endlich ihr verdientes Finale findet.

Immerhin beherrschst du deine Muttersprache. Dafür meinen herzlichen Dank.

Trainee
(unkatholisch)
 



 
Oben Unten