Warten auf die grüne Sonne

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trivial

Mitglied
Lieber Béla,

wieder mal denke ich, ich fühle was die Essenz, die Worte liegen mir auf der Zunge und doch vermag ich es nur im Augenwinkel zu erkennen und so bald ich hinschauen löst es sich auf...
Vielleicht ein Versuch eines Kommentars, der schon im Ansatz zum scheitern verurteilt ist, aber was soll's.


Der letzte soziale Kontakt schwingt nur noch als Echo ihre sozialen Normen mit. Er bräuchte sie nicht mehr, aber so lange sie noch da sind, ist er auch noch ein Teil der Gesellschaft und dennoch wartet er auf ein Zeichen. Vielleicht ist er des Lebens müde, aber die negative Bilanz reicht nicht, der Impuls von Außen bleibt, notwendigerweise, aus und der Sonne scheint es egal.

So und doch ganz anders.

Liebe Grüße
R
 

Ubertas

Mitglied
Lieber Béla,
was für ein wundervolles Gedicht! In jeder Strophe Sinn. Mir gefällt nebst Äußerem, das, was es ausdrückt - zumindest für mich. Vom außen: die hereinfallenden Schatten. Klebt die Sonne ihm durch die Balkontür nur Schatten an. Das sind Worte!
Es wird nicht klar, wodurch die persönliche Beschränkung entsteht. Wurde sie hineingetragen oder ist es der eigene Blick auf die Straße. Die Wahrnehmung. Darin die Einsamkeit, die sich hochhangelt, um nicht vollkommen den Boden zu verlieren. Sie kann noch immer rot von grün unterscheiden. Ist es ein Verbot, die rote Sonne zu sehen, die Balkontür zu überschreiten? Ein Warten auf die grüne Sonne.
Einfach großartig. Was für ein Gedicht!
Lieben Gruß ubertas.
 

fee_reloaded

Mitglied
halten müssen bei Rot
gehen dürfen bei Grün
und deshalb im Zustand des Rot das Warten auf die grüne Sonne, um endlich gehen zu dürfen.
Was für ein geniales Bild, lieber Béla!

Der vereinsamte, in seiner Wohnung gefangene Mensch, der sich aus dieser für ihn extrem eingeschränkten Welt fortsehnt, weil ihm mangels menschlichen Kontakts die Wärme fehlt. Und auch die rote Sonne schenkt ihm nur Schatten und befiehlt ihm, zu halten. Macht das Halten-Müssen erst so richtig schmerzhaft deutlich.
Wohin er bei Grün gehen möchte (wenn er endlich darf), muss nicht deutlicher beschrieben werden.

Sehr eindringlich und schön verdichtet! Gefällt mir ganz außerordentlich gut!

Einfach großartig. Was für ein Gedicht!
Dem kann ich mir nur anschließen!

Liebe Grüße,
Claudia
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Béla,

ein ausgezeichnetes Werk, das mir eine Geschichte erzählt, ohne eine Lösung anzubieten.
Empfehlung!

Liebe Grüße
Manfred
 

wiesner

Mitglied
Hallo in die Runde!

Ich bin überwältigt von so viel Lob und Sternenfunkeln! Herzlichen Dank dafür!

Am meisten gefreut habe ich mich über das tiefere Nachdenken von @trivial @Ubertas @fee_reloaded ... das alles ausgerechnet mir, der oft seine Maulfaulheit pudert und sich bequem einbildet, was ich mir denke (also nicht sage), können sich andere auch denken :oops:...

Die Vereinsamung von Menschen habe ich hier wohl zugespitzt thematisiert, mir wurde allmählich klar, dass die damit verbundenen Hemmungen, endlich 'rauszugehen', oder die Einbildung, es gäbe eine grüne Sonne? als letzte Hoffnung, nichts anderes sind als obszöne Wahrheiten eines nicht lösbaren Zustandes. Ich meinte auch, dass vor diesem Hintergrund die Sprache ganz einfach sein muss, regelrecht aufdringlich einfach, um wirkungsstark zu erscheinen.

Ich habe mich noch bei Önder für seinen Besuch zu bedanken ... und natürlich bei Manfred für die Empfehlung!
Nun, auch Mondnein wertete großzügig. Ich bin sehr überrascht ...

Schöne Abendgrüße in alle Richtungen
Béla


Nachtrag: Ich habe z.Zt. persönlich und schreiberisch sehr viel um die Ohren, es mangelt mir an Zeit, gründlicher zu antworten bzw. andere Texte zu besprechen. Bitte nicht persönlich nehmen!
 
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