wartezeit

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Hallo anbas,
Dein Gedicht gefällt mir. Nur die Zeilen "im aufgezwungenen/alltagstrott" halte ich für überflüssig, da das bereits aus den anderen Zeilen deutlich hervorgeht.
Herzliche Grüße
Karl
 

anbas

Mitglied
wartezeit

wieder warte ich
überbrücke
unverplante zeitlöcher
zwischen geplanten
ereignissen

fernseher computer
zeitungen und kreuzworträtzel
sind meine
begleiter helfer komplizen

und so warten wir weiter

auf das leben
 

anbas

Mitglied
Lieber Karl,

ich danke Dir! Deinem Vorschlag entsprechend habe ich gekürzt.

Danke auch an Anonymus und Dich für die Wertung.


Liebe Grüße

Andreas
 
Hallo anbas,
schade, dass du gekürzt hast. Ich meine,dass "im aufgezwungenen
alltagstrott" sehr passend gewesen wäre. So empfinde ich nämlich oft den Alltagsablauf. Aufgezwungen!

Viele Grüße,
Marie-Luise
 
O

orlando

Gast
Hierin möchte ich Marie-Luise unterstützen, anbas,

habe aber etwas anderes zu bemäkeln.

An deine wirklich guten Eingangs- und Mittelverse
wartezeit

wieder warte ich
überbrücke
unverplante zeitlöcher
zwischen geplanten
ereignissen
im aufgezwungenen
alltagstrott

fernseher computer
zeitungen und kreuzworträtzel
sind meine
begleiter helfer komplizen
knüpfst du einen überstrapazierten Gemeinplatz:

und so warten wir weiter

auf das leben
"Auf das Leben warten", "das Leben findet ohne uns statt" und derlei mehr haben in einem Ausmaß Einlass in die Dichtung gefunden, dass es nicht mehr schön ist. Oder sein kann.

Das schreit nach einer überraschenden Wendung. Nur mal ein Beispiel, damit du erkennst was ich meine:

... komplizen

die ampel flimmert dauergelb
Spornende Grüße
orlando

* um die hier etwas langweilige Wiederholung des Wartens zu meiden, könntest du dein Gedicht auch anders betiteln, wenn du magst (Interim [?]),
 

anbas

Mitglied
OKeeeeeee :D

Ihr Lieben,

ich werde in mich gehen. Habe Urlaub und somit Zeit - wobei ich nicht weiß, ob und wieviel ich davon am PC verbringen werde ;).

Danke Marie-Luise und Heidrun für Eure Rückmeldungen. Vielleicht habe ich tatsächlich zu spontan auf Karls Einwand reagiert (wobei ich ihn immer noch nachvollziehen kann).

Liebe Grüße

Andreas
 

anbas

Mitglied
wartezeit

wieder warte ich
überbrücke
unverplante zeitlöcher
zwischen geplanten
ereignissen

fernseher computer
zeitungen und kreuzworträtsel
sind meine
begleiter helfer komplizen

und so warten wir weiter

auf das leben
 
Selten, lieber anbas, habe ich mich über die Streichung eines Satzes so geärgert wie hier.
Woraus, bitteschön, geht hervor, dass der Alltagstrott aufgezwungen ist, wie Karl meint. Der Satz gehört einfach dahin.
Die Tätigkeiten, die du erwähnst, sind ja deine Komplizen.
Aufgezwungen sind: Hochziehen der Rollläden, das Bettenschütteln und noch einige ganz profane Dinge, die einen oft nerven.
Ich bin nur froh, dass ich dein Gedicht, das mir eigentlich viel sagt, nicht vor der Änderung benotet habe. Mein Ärger wäre noch größer gewesen.

Viele Grüße,
Marie-Luise
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo anbas,

... eine sinngemäße Übersetzung deines Textes in meine durchaus subjektiv zu betrachtende Lesart. Dennoch: Vielleicht kann es dir ja als Anregung dienen:

###

unverplante zeitlöcher
in denen ich warte

zwischen deren rändern
lass ich mich begleiten

von leblosen komplizen

###

Man müsste wissen, ob die geplanten Ereignisse jederzeit und unbedingt Leben bedeuten. M.L.Wendland bestreitet dies. Liegt ja auch nahe. Man müsste wissen, ob wir selbst unfähig sind zu leben, dazwischen und an den durchplanten Rändern.
Ich ahne deinen Ansatz, denke aber, das geht in dem vorgelegten Text ein bisschen sehr durcheinander, reschpektive, der Text ist ein Kahlhieb, da er mich, uns und die moderne Medien als leblos angreift. Ich finde demgegenüber: Es kommt darauf an, was man daraus macht. Natürlich kann man alles in die Tonne klopfen. Alles ist Gott ist nichts. Also: Worin siehst du präzise die Perspektive deiner Kritik? Das ist nicht klar.

lg
die dohle
 

anbas

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

ich schrieb hier bereits an anderer Stelle, dass ich mir über diesen Punkt noch meine Gedanken machen möchte. Ich habe - immer noch - Urlaub und komme aber erst jetzt so langsam zur Ruhe. Bevor ich nach jeder Kritik den Text erneut ändere, will ich mir gerade bei diesem Punkt Zeit lassen.

Deinen Ärger habe ich zur Kenntnis genommen - wenn ich auch finde, dass dies keine Sache ist, über die man sich ärgern sollte, da gibt es ganz andere Dinge, die wirklich ärgerlich sind ;).

Liebe Grüße

Andreas
 

anbas

Mitglied
Liebe Dohle,

hm, ich weiß noch nicht mal, ob dieses Gedicht überhaupt eine groß angelegte Kritik sein soll. Ich sehe es eher als die Beschreibung eines Verhaltens. Man kann aus dieser Beschreibung sicherlich auch Kritik herauslesen - diese bezieht sich dann aber auf den Einzelnen, bzw. hier auf das LyrIch.

Es gibt beim Umgang mit der freien, unverplanten Zeit aus meiner Sicht vor allem zwei verschiedene Grundtypen von Menschen. Die einen sagen sich, dass sie die freie Zeit zwischen zwei Terminen oder "Planungspunkten" sinnvoll nutzen können, die anderen sagen sich, dass es sich gar nicht lohnt, mit etwas anzufangen. Es gibt Menschen, die schlagen die Zeit eher tot, anstatt sie zu nutzen. Doch es ist und bleibt eine Gratwanderung. Denn auch das Kreuzworträtseln, Vor-dem-Fernseher-sitzen usw. können auch sinnvolle und wichtige Momente der Entspannung sein.

Aber das ist nicht alles, was in diesem Text steckt - es stellt sich die Frage, was ist "Leben", was ist "die Zeit richtig nutzen", was will man vom Leben, ist vieles von dem, was wir als verplant erleben, nicht in Wahrheit eine freiwillige Entscheidung, ob wir es tun oder nicht (muss ich wirklich jeden Morgen die Rolläden hochziehen? - Daher, um hier noch einmal auf die Kritik von Marie-Luise hinsichtlich der Streichung von "aufgezwungenen Alltagstrott" einzugehen, will ich mir im Klaren sein, ob und wie weit ich mit diesem Text auch noch die "Kiste" mit dem Thema "aufgezwungen/selbstbestimmT" aufmachen oder "nur" beim Thema "Umgang mit der Zeit" bleiben möchte)?

Hier in diesem Gedicht wird dem Lyrich dieser ganze Fragekomplex bewusst. Daraus können die eben aufgezählten Fragen (und noch weitere) hervorgehen. - Doch jetzt bin ich fast schon zu weit in die Interpretation meines Gedichtes eingestiegen.

Soweit meine Gedanken zu den Deinigen - ich hoffe nun, dass wir nicht an einander vorbeigerdet haben ;).


Liebe Grüße und vielen Dank für Deine Rückmeldung!

Andreas
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo anbas,

danke für Deine ausführliche Post.
Ja, ich les das auch eher als eine lakonische Zustandsbeschreibung, die mir dann aber doch Widerstand heraufbeschwört, etwa in der Art: So geht das doch nicht, man kann nicht auf das leben warten, entweder man lebt oder man wartet, in dem Fall rauscht das Leben an einem vorbei. So etwa.
Gemäß den letzten zwei Versen ist sowohl die Interrimszeit nix als Warten, als auch die geplanten Vorhaben.
Ich finde, das gehört präzisiert. Wo genau herrscht Leerlauf? Und ich gebe in dem Zusammenhang zu bedenken: Solide betriebene Langeweile ist mindestens die halbe Arbeit, unabdingbar notwendig, wenn von Leben die Rede ist. Erst Langeweile eröffnet die Möklichkeit, bisher unbeachtet gebliebene Türen in den Blick zu nehmen.

Ich möchte Deinen Text nicht zerreden, nimm meine Gedanken als Anregung.

lg
die dohle
 

anbas

Mitglied
Liebe Dohle,

nein, Du zerredest den Text nicht. Ich nehme Deine Anregungen dankend an.

Es gibt veschiedene Möglichkeiten, das Wort "Leben" zu interpretieren. So geht es hier um mehr als nur ums Atmen und den Herzschlag ;). Genauso ist es bei Langeweile und Leerlauf. Es kann eine wichtige Phase sein, um Krafte zu sammeln, oder um sich klar zu machen, was man wirklich will. Man kann sich aber auch darin verlieren oder daraus ein Muster entwickeln, wodurch man nichts mehr auf die Reihe bekommt. In diesem Falle ist es wie bei einer Sucht - man betäubt sich, lenkt sich ab oder hängt einfach nur rum, um sich vom Rest der Welt auszuschließen.

Ich bin weiterhin am überlegen. Dies betrifft auch den Punkt "Alltagstrott". Mein "Zwischenstand" ist der, dass ich ihn wieder reinnehmen möchte, stosse mich aber zunehmend an der Formulierung "aufgezwungen". Nach meinem Verständnis gibt es diese Zwänge kaum. Wir können i.d.R. frei entscheiden, ob wir etwas tun oder nicht - wir müssen allerdings mit den Konsequenzen leben.

Liebe Grüße

Andreas
 

anbas

Mitglied
wartezeit

wieder warte ich
überbrücke
unverplante zeitlöcher
zwischen geplanten
ereignissen
im takt des
alltagstrotts

fernseher computer
zeitungen und kreuzworträtzel
sind meine
begleiter helfer komplizen

und so warten wir weiter

auf mein leben
 

anbas

Mitglied
So, Ihr Lieben,

habe den Text überarbeitet. Aufgrund der vielschichtigen Bedeutung des Wortes "Leben" möchte ich das Ende weitgehend so lassen, wie es ist - habe es aber ein wenig modifiziert.

Liebe Grüße

Andreas
 



 
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