DayDreamer
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Stille.
Ein wunderbarer Sommertraum, Frühlingsduft in allen Ecken. Stille, nichts außer Stille, wohin man auch blickt. Nahezu unscheinbar, die Geborgenheit im hohen Gras suchend, liegen Vater und Sohn in der wärmenden Nachmittagssonne und lassen ihre Blicke durch den Himmel streifen. Links und rechts, ein Nichts, nur umringt von wilden Blumen und gutmütigen Grillen.
„Du, Papa?“ „Ja Großer?“ „Warum sind die Wolken eigentlich weiß?“ Der Blick des 6jährigen wirkt, von der Faszination über das Entdeckte gefangen, schüchtern; verfestigt sich im schier endlosen blauen Meer, das mit seinen weißen, streifenden Gefährten über unseren Köpfen wacht. „Gute Frage.“ Der Vater wirkt nachdenklich, unsicher, ohne so recht eine passende Antwort finden zu wollen. „Ja sag schon, das muss doch einen Grund haben, oder? Sonst ist hier doch gar nichts weiß. Die Wiese ist grün, der Himmel blau, die Blume da drüben ist rot, alles hat seine Farbe. Nur die Wolke nicht. Warum?“ Unter dem sehnenden Blick der großen, weit geöffneten braunen Augen des kleinen Entdeckers beginnt der Vater gutmütig zu lachen. „Weißt du, das ist eigentlich ganz einfach. Vor langer, langer Zeit, also lange bevor du, oder ich, oder Oma hier auf dieser Welt gelebt haben, gab es keine Farben. Die Blumen waren grau, der Himmel, das Wasser, die Sonne – alles hatte keine eigene Farbe, alles war nur weiß und blass.“ „Ja, aber das muss doch schrecklich gewesen sein, da war ja alles gleich.“ „Genau. Und eines Tages, der auch schon ewig lange her ist, besuchte uns eine kleine Wolke. Sie war gerade auf Entdeckungsreise und wollte die ganze Welt bestaunen und kennen lernen. Das Besondere an der Wolke war, dass sie damals nicht weiß war. Sie war nämlich von einem Engel gemalt worden und der hatte ihr alle Farben des Regenbogens geschenkt.“ „Die Wolke war damals so bunt wie ein Regenbogen?“ Der Blick des 6jährigen wirkt kritisch, unglaubwürdig. „Aber klar. Und während sie über das Land schwebte, sah sie überall alles nur in Grau und Weiß. Sie war traurig und begann zu weinen. Doch mit ihren Tränen, die heute noch als Regen zu Boden fallen, erweckte sie eine kleine Blume. Genau so eine wie die, die gerade links von dir einen Tanz mit dem Wind aufführt.“ Blitzschnell, mit einem Hauch der Gutmütigkeit, blickt der kleine Junge die rote Blume. „Die Blume war von der Wolke erschrocken, noch nie hatte sie so viele wunderbare Farben gesehen. Traurig bemerkte sie, dass sie keine einzige Farbe hatte, sondern nur weiß und blass war. Verunsichert fragte die Wolke, warum die kleine Blume denn so traurig blickte, wo sie doch so wunderbar duftete. Ja klar, erwiderte die Blume, aber schau dich an. Du hast alle Farben und ich bin nur weiß. Gutmütig, mit einem Hauch von Mitleid, blickte die Wolke auf die Blume herab und schenkte ihr die Farbe Rot. Der Wolke selbst machte das nichts aus, sie hatte ja noch genügend, doch die kleine Blume freute sich wie ein Schneekönig. Und so ging es weiter. Auf ihrer Reise begegnete die Wolke noch den Gräsern, der Sonne, dem Himmel, dem Schmetterling und allen anderen, die heute eine Farbe haben. Und die kleine Wolke gab jedem etwas von ihrer bunten Farbenpracht ab, der etwas davon haben wollte.“ „Und da hat die Wolke alle ihre Farben verschenkt?“ „Genau. Alle, so dass sie selbst nun auch weiß wurde.“ „Ja… . Aber machte das die Wolke denn nicht traurig dass sie selbst nun weiß war?“ Der Vater beginnt gutmütig zu schmunzeln. „Aber warum denn? Alles um sie herum erstrahlte in allen möglichen Regenbogenfarben. Und sieh mal da oben.“ Der Vater zeigt auf eine kleine Wolke im sonst klaren, blauen Himmel, die sich gutmütig vor die Sonne schwindelt. „Die Entdeckungsreise der kleinen Wolke, die aller Welt ihre Farben geschenkt hat, dauert noch immer an…“
Ein wunderbarer Sommertraum, Frühlingsduft in allen Ecken. Stille, nichts außer Stille, wohin man auch blickt. Nahezu unscheinbar, die Geborgenheit im hohen Gras suchend, liegen Vater und Sohn in der wärmenden Nachmittagssonne und lassen ihre Blicke durch den Himmel streifen. Links und rechts, ein Nichts, nur umringt von wilden Blumen und gutmütigen Grillen.
„Du, Papa?“ „Ja Großer?“ „Warum sind die Wolken eigentlich weiß?“ Der Blick des 6jährigen wirkt, von der Faszination über das Entdeckte gefangen, schüchtern; verfestigt sich im schier endlosen blauen Meer, das mit seinen weißen, streifenden Gefährten über unseren Köpfen wacht. „Gute Frage.“ Der Vater wirkt nachdenklich, unsicher, ohne so recht eine passende Antwort finden zu wollen. „Ja sag schon, das muss doch einen Grund haben, oder? Sonst ist hier doch gar nichts weiß. Die Wiese ist grün, der Himmel blau, die Blume da drüben ist rot, alles hat seine Farbe. Nur die Wolke nicht. Warum?“ Unter dem sehnenden Blick der großen, weit geöffneten braunen Augen des kleinen Entdeckers beginnt der Vater gutmütig zu lachen. „Weißt du, das ist eigentlich ganz einfach. Vor langer, langer Zeit, also lange bevor du, oder ich, oder Oma hier auf dieser Welt gelebt haben, gab es keine Farben. Die Blumen waren grau, der Himmel, das Wasser, die Sonne – alles hatte keine eigene Farbe, alles war nur weiß und blass.“ „Ja, aber das muss doch schrecklich gewesen sein, da war ja alles gleich.“ „Genau. Und eines Tages, der auch schon ewig lange her ist, besuchte uns eine kleine Wolke. Sie war gerade auf Entdeckungsreise und wollte die ganze Welt bestaunen und kennen lernen. Das Besondere an der Wolke war, dass sie damals nicht weiß war. Sie war nämlich von einem Engel gemalt worden und der hatte ihr alle Farben des Regenbogens geschenkt.“ „Die Wolke war damals so bunt wie ein Regenbogen?“ Der Blick des 6jährigen wirkt kritisch, unglaubwürdig. „Aber klar. Und während sie über das Land schwebte, sah sie überall alles nur in Grau und Weiß. Sie war traurig und begann zu weinen. Doch mit ihren Tränen, die heute noch als Regen zu Boden fallen, erweckte sie eine kleine Blume. Genau so eine wie die, die gerade links von dir einen Tanz mit dem Wind aufführt.“ Blitzschnell, mit einem Hauch der Gutmütigkeit, blickt der kleine Junge die rote Blume. „Die Blume war von der Wolke erschrocken, noch nie hatte sie so viele wunderbare Farben gesehen. Traurig bemerkte sie, dass sie keine einzige Farbe hatte, sondern nur weiß und blass war. Verunsichert fragte die Wolke, warum die kleine Blume denn so traurig blickte, wo sie doch so wunderbar duftete. Ja klar, erwiderte die Blume, aber schau dich an. Du hast alle Farben und ich bin nur weiß. Gutmütig, mit einem Hauch von Mitleid, blickte die Wolke auf die Blume herab und schenkte ihr die Farbe Rot. Der Wolke selbst machte das nichts aus, sie hatte ja noch genügend, doch die kleine Blume freute sich wie ein Schneekönig. Und so ging es weiter. Auf ihrer Reise begegnete die Wolke noch den Gräsern, der Sonne, dem Himmel, dem Schmetterling und allen anderen, die heute eine Farbe haben. Und die kleine Wolke gab jedem etwas von ihrer bunten Farbenpracht ab, der etwas davon haben wollte.“ „Und da hat die Wolke alle ihre Farben verschenkt?“ „Genau. Alle, so dass sie selbst nun auch weiß wurde.“ „Ja… . Aber machte das die Wolke denn nicht traurig dass sie selbst nun weiß war?“ Der Vater beginnt gutmütig zu schmunzeln. „Aber warum denn? Alles um sie herum erstrahlte in allen möglichen Regenbogenfarben. Und sieh mal da oben.“ Der Vater zeigt auf eine kleine Wolke im sonst klaren, blauen Himmel, die sich gutmütig vor die Sonne schwindelt. „Die Entdeckungsreise der kleinen Wolke, die aller Welt ihre Farben geschenkt hat, dauert noch immer an…“