Was ist Lyrik?

Svalin

Mitglied
Erich Fried III

geglücktes Spätwerk

Schöne Kadenz
Vollkommenes
Spiel der Vokale

Die Melodie
ungewohnt
und doch zwingend

Das Ganze aufwühlend
einprägsam
kurz genug

Nie zuviel
Man möchte
mehr davon hören

Ob es ein Notschrei war
ist wirklich
unwesentlich

___________
aus "Das Nahe suchen", Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1982
 
M

margot

Gast
okay, wieder was zum thema:
lyrik ist der furz, den du auf der kante deines bettgestelles läßt.

oder nicht?
ralph
 
K

Kadra

Gast
Ja, und wenn diesen Furz auch meine Urenkel noch gerne lesen, dann ist es vielleicht ein Gedicht von einem Furz gewesen, vielleicht!
 
M

margot

Gast
kadra, als mutter mußtest du so reagieren.
deine urenkel werden allerdings keine lebensgrundlage mehr haben, um irgendwelche vergangene lyrik sich in den kopf
zu löten.

viel spaß übrigens noch bei der
kindererziehung

ralph
 
K

Kadra

Gast
Bertolt Brecht schreibt:

Einige Leute, deren Gedichte ich lese, kenne ich persönlich. Ich wundere mich oft, daß mancher von ihnen in seinen Gedichten weit weniger Vernunft zeigt als in seinen sonstigen Äußerungen. Hält er Gedichte für reine Gefühlssache? Glaubt er, daß es überhaupt reine Gefühlssachen gibt? Wenn er so etwas glaubt, sollte er doch wneigstens wissen, daß Gefühle ebenso falsch sein können wie Gedanken. Das müßte ihn vorsichtig machen.
Einige Lyriker, besonders Anfänger, scheinen, wenn sie sich in Stimmung fühlen, Furcht zu haben, aus dem Verstand Kommendes könne die Stimmung verscheuchen. Dazu ist zu sagen, daß diese Furcht unbedingt eine törichte Furcht ist.
Wie man aus den Werkstättenberichten großer Lyriker weiß, handelt es sich bei ihren Stimmungen keineswegs um so oberflächliche, labile, leicht verfliegende Stimmungen, daß umsichtiges, ja nüchternes Nachdenken stören könnte. Die gewisse Beschwingtheit und Erregtheit ist der Nüchternheit keineswegs direkt entgegengesetzt. Man muß sogar annehmen, daß die Unlust, gedankliche Kriterien heranzulassen, auf eine tiefere Unfruchtbarkeit der betreffenden Stimmung hindeutet. Man sollte dann unterlassen, ein Gedicht zu schreiben.
Ist das lyrische Vorhaben ein glückliches, dann arbeiten Gefühl und Verstand völlig im Einklang. Sie rufen sich fröhlich zu: Entscheide du!
 
H

Holger

Gast
Tanz die Lyrik

@ Kadra, @ Ralph
Klar, wenn nur ein Zitat von Brecht da steht, dann ist erstmal unreflektiert.
Dein Kommentar steht, so finde ich auch gar nicht im Gegensatz, obwohl er bei mir so ankommen will.
Ich finde Du hast mit Deinem Kommentar und dem vergleich durchaus recht. Bleibt nur die Frage; Wann ist es herumhampeln und wann ist es Tanz?

Beste Grüße
Holger
 
M

margot

Gast
ein herumhampler braucht die richtigen zuschauer -
dann ist es tanz. dem zuschauer wird einiges abverlangt.
nehmen wir beispielsweise gewisse naturbetrachtungen.
manches balzverhalten von tieren offenbart sich uns
erst nach längerem studium als aufregender tanz.

was ist kunst? nicht nur produkt und sendebewußtsein.
daneben auch: aufnahmebereitschaft, hinschauen und
mitfühlen.

gruß
ralph
 



 
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