Papiertiger
Mitglied
Was man nicht sagen sollte
„In Afghanistan.
Aus dem Stern.
Google.
Dinge, die man nicht sagen sollte, wenn die Fragen lauteten:
Weißt Du noch, wo Du damals am 11. September 2001 warst?
Woher hast Du Dein Wissen zu dem Thema?
Wer hat diese Krankheit diagnostiziert?
Ist es nicht ein Segen, das Menschen, die übertrieben narzisstisch sind, Schauspieler werden und damit ihr Defizit in eine bezahlte Beschäftigung verwandeln können. Und ist es nicht eine Wohltat für die Ohren ihrer Mitmenschen, wenn Leute mit überbordendem Redebedürfnis lange Geschichten und Bücher schreiben können statt die Menschen in ihrem Umfeld ohne Punkt und Komma voll zu texten? Ich denke schon!
Es wird zu viel geredet und zu wenig gesagt. Es wird zu viel geplappert und zu wenig zugehört.“
Marion rutschte nervös auf ihrem Sessel hin und her. Ob dieser Therapeut wirklich der richtige für sie war, fragte sich die im Job so fröhliche und zielstrebige Frau. Dieser etwas unerwartete Monolog von Dr. Schäfer hatte sie irritiert. Dr. Schläfer hatte ihn jemand auf einer Bewertungsplattform im Internet genannt. Das konnte sie nicht bestätigen, eingedöst war sie jedenfalls nicht, aber war es hilfreich, was dieser Mann ihr da ungebeten entgegengeschleudert hatte?
„Humor. Überraschungen. Andere Sichtweisen vermitteln. So hatte mir eine Freundin ihren Stil beschrieben und ich denke ich habe nun eine bessere Vorstellung davon“, sagte Marion.
„Vielleicht wissen Sie bereits von ihrer Freundin, dass ich nebenbei einen Podcast über Humor und Psychologie betreibe und mit meinen Coachings viele Comedians erreiche, aber auch Menschen, bei denen Selbstironie und eine Leichtigkeit eher nicht zu erwarten sind.“
Marion nickte. „Schäfer“, dachte sie. So wie Hirte. „Der Herr ist mein Hirte“ assoziierte sie und fragte sich, was für eine Meinung der Therapeut zur Kirche und zum Glauben hatte.
„In Ihrer E-Mail hatten sie geschrieben, dass sie schon vieles ausprobiert hatten, zuletzt waren sie in einer Sekte gewesen“, fuhr Schäfer fort.
Marion nickte und musste an die Unsummen denken, die sie Leuten bezahlt hatte, den vielen vergeudeten Stunden, den enttäuschten Hoffnungen. „Ja, das ist so“, entgegnete sie und presste ein „Leider“ hinterher.
„Kennen sie den Film Patch Adams?“, fragte der Doktor.
„Nein, entgegnete“ die Patientin.
„Er gilt bei vielen Kritikern als furchtbarer, kitschiger Film von Robin Williams. Ein depressiver Patient findet es grässlich wie unempathisch seine Ärzte agieren. Also beschließt er Medizin zu studieren und behandelt dann Patienten als Clown und bringt sie zum lachen…“
„Also so wie Donald Trump, nur in positiv?“, fragt Marion.
Schäfer lacht. „So ähnlich. Ich sehe, wir sind auf dem richtigen Weg.“
„Also werden sie bei den Sitzungen eine Pappnase aufsetzen?“, Marion runzelt die Stirn und schielt Richtung Tür.
„Nein. Ich finde Clowns wie sehr viele anderen Menschen mit gutem Geschmack fürchterlich und diese Sachen gehören auch zu den Facetten, die mir an dem Film nicht gefallen.“
Marion seufzt erleichtert auf.
„Ich verschreibe gerne fünf Staffeln „Scrubs – Die Anfänger“ und alle Folgen der Serie „Community“ als Antidepressiva.“, fährt der unkonventionelle, doch auch reichlich kauzige Mann fort.
Die Stunde ging dann schnell vorüber. Zum Abschied stolperte Marion weder über eine Bananenschale noch lief der Coach mit dem Kopf voran direkt in eine Harke. Beim Weg nach Hause musste sie dann doch etwas schmunzeln, „Irrweg 9“ war eine Adresse die einfach zu passend klang, geradezu wie ausgedacht.
„In Afghanistan.
Aus dem Stern.
Google.
Dinge, die man nicht sagen sollte, wenn die Fragen lauteten:
Weißt Du noch, wo Du damals am 11. September 2001 warst?
Woher hast Du Dein Wissen zu dem Thema?
Wer hat diese Krankheit diagnostiziert?
Ist es nicht ein Segen, das Menschen, die übertrieben narzisstisch sind, Schauspieler werden und damit ihr Defizit in eine bezahlte Beschäftigung verwandeln können. Und ist es nicht eine Wohltat für die Ohren ihrer Mitmenschen, wenn Leute mit überbordendem Redebedürfnis lange Geschichten und Bücher schreiben können statt die Menschen in ihrem Umfeld ohne Punkt und Komma voll zu texten? Ich denke schon!
Es wird zu viel geredet und zu wenig gesagt. Es wird zu viel geplappert und zu wenig zugehört.“
Marion rutschte nervös auf ihrem Sessel hin und her. Ob dieser Therapeut wirklich der richtige für sie war, fragte sich die im Job so fröhliche und zielstrebige Frau. Dieser etwas unerwartete Monolog von Dr. Schäfer hatte sie irritiert. Dr. Schläfer hatte ihn jemand auf einer Bewertungsplattform im Internet genannt. Das konnte sie nicht bestätigen, eingedöst war sie jedenfalls nicht, aber war es hilfreich, was dieser Mann ihr da ungebeten entgegengeschleudert hatte?
„Humor. Überraschungen. Andere Sichtweisen vermitteln. So hatte mir eine Freundin ihren Stil beschrieben und ich denke ich habe nun eine bessere Vorstellung davon“, sagte Marion.
„Vielleicht wissen Sie bereits von ihrer Freundin, dass ich nebenbei einen Podcast über Humor und Psychologie betreibe und mit meinen Coachings viele Comedians erreiche, aber auch Menschen, bei denen Selbstironie und eine Leichtigkeit eher nicht zu erwarten sind.“
Marion nickte. „Schäfer“, dachte sie. So wie Hirte. „Der Herr ist mein Hirte“ assoziierte sie und fragte sich, was für eine Meinung der Therapeut zur Kirche und zum Glauben hatte.
„In Ihrer E-Mail hatten sie geschrieben, dass sie schon vieles ausprobiert hatten, zuletzt waren sie in einer Sekte gewesen“, fuhr Schäfer fort.
Marion nickte und musste an die Unsummen denken, die sie Leuten bezahlt hatte, den vielen vergeudeten Stunden, den enttäuschten Hoffnungen. „Ja, das ist so“, entgegnete sie und presste ein „Leider“ hinterher.
„Kennen sie den Film Patch Adams?“, fragte der Doktor.
„Nein, entgegnete“ die Patientin.
„Er gilt bei vielen Kritikern als furchtbarer, kitschiger Film von Robin Williams. Ein depressiver Patient findet es grässlich wie unempathisch seine Ärzte agieren. Also beschließt er Medizin zu studieren und behandelt dann Patienten als Clown und bringt sie zum lachen…“
„Also so wie Donald Trump, nur in positiv?“, fragt Marion.
Schäfer lacht. „So ähnlich. Ich sehe, wir sind auf dem richtigen Weg.“
„Also werden sie bei den Sitzungen eine Pappnase aufsetzen?“, Marion runzelt die Stirn und schielt Richtung Tür.
„Nein. Ich finde Clowns wie sehr viele anderen Menschen mit gutem Geschmack fürchterlich und diese Sachen gehören auch zu den Facetten, die mir an dem Film nicht gefallen.“
Marion seufzt erleichtert auf.
„Ich verschreibe gerne fünf Staffeln „Scrubs – Die Anfänger“ und alle Folgen der Serie „Community“ als Antidepressiva.“, fährt der unkonventionelle, doch auch reichlich kauzige Mann fort.
Die Stunde ging dann schnell vorüber. Zum Abschied stolperte Marion weder über eine Bananenschale noch lief der Coach mit dem Kopf voran direkt in eine Harke. Beim Weg nach Hause musste sie dann doch etwas schmunzeln, „Irrweg 9“ war eine Adresse die einfach zu passend klang, geradezu wie ausgedacht.