Was Worte wollen

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Walther

Mitglied
Was Worte wollen


Es kommt, was aus dem Innern spricht,
An einem Tag hinaus ans Licht.
Man kann es nicht im Dunkeln halten,
Denn jedes Wort will doch gestalten.

Will sagen, was zu sagen ist.
Es findet immer eine List,
Um aus den Tiefen aufzusteigen
Und sich der Wirklichkeit zu zeigen.

Man muss es formen, manchmal färben:
Der falsche Ton kann es verderben.
Den Augenblick muss man erspüren,
Damit die Worte auch berühren

Und nicht erzürnen und verbittern.
Denn Worte gleichen ja den Zwittern:
Sie können schmeicheln und umgarnen,
Sie können raten oder warnen.

Doch Worte wirken wie die Waffen:
Sie können morden, strafen, raffen,
Was andern ist, und viel zerstören;
Sie können streicheln und betören.

Der Kluge hält nur die gefangen,
Die, wenn sie an den Tag gelangen,
Nur schmerzen und zu sonst nichts nützen:
Er kann so sanfte Seelen schützen.
 
Hallo Walther,
dein Gedicht gefällt mir sehr, doch bei folgender Strophe würde ich das so sehen:

Doch Worte wirken [blue]auch[/blue] wie Waffen:
Sie können morden, strafen, raffen,
Was ander[blue]s[/blue] ist, und viel zerstören;
Sie können streicheln und betören

Viele Grüße von
Marie-Luise
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo walther,

spontan,

ware- wahre - worte

wir wahren worte
wir waren worte

wahre worte
wir wahren die worte
in uns
auf

worte güterverkehr....

vielleicht nur gestammel von mir.

aber dein gedicht inspierierte mich über
Ware = verkaufsgegenstand
Wahre = das Wahre
waren = 1.prs. plural indikativ präteritum von sein
nach zudenken.

danke für ein sehr gutes gemachtes stück lyrik, und für neue
gedanken in meinem kopf

ralf
 

Walther

Mitglied
hallo marie-luise,

das "auch" habe ich absichtlich weggelassen, weil es mir zu sehr einschränkt. der relativsatz "was andern ist," meint "was anderen ist/gehört". daher muß der vers so bleiben wie er ist, weil genau das gemeint ist.

danke für deine beiden vorschläge und fürs lesen!

lg w.
 

Walther

Mitglied
hi marie-luise,

ich wollte dich nicht belehren. mir war nur nicht klar, warum das "auch" so wichtig sein soll. :)

danke und gruß w.
 
O

orlando

Gast
Lieber Walther,
inhaltlich zweifellos ohne Fehl und Tadel. :)
Die beiden letzten Strophen könnten aber ruhig noch überarbeitet werden.
Bei der vorletzten schließe ich mich in etwa Maries Kritik an, finde jedoch schon "raffen" reimgeschuldet (was andern ist). Strafen kann man ja nicht, was andern ist. - Eh keine besonders elegante Konstruktion ...

Und Worte wirken auch (dir) als Waffen:
Sie können morden, strafen, bluffen,
[blue]...[/blue] viel zerstören;
Sie können streicheln und betören.

Der Kluge hält nur die gefangen,
Die, wenn sie an den Tag gelangen,
Nur schmerzen und [blue]zu sonst [/blue]nichts nützen:
Er kann so [[blue]sanfte Seelen[/blue]] schützen.
Hier würde ich "zu sonst nichts nützen" und die "sanften Seelen" nochmals überdenken. Klingt ziemlich heavy. - Und mir fällt dazu sofort die kluge, schöne Julia ein, eine ausgesprochene Sanft-Hasserin ... :D;)

Ich denke, dass sich hier eine weitere Version lohnen würde.
Liebe Grüße
orlando
 

Walther

Mitglied
Was Worte wollen


Es kommt, was aus dem Innern spricht,
An einem Tag hinaus ans Licht.
Man kann es nicht im Dunkeln halten,
Denn jedes Wort will doch gestalten.

Will sagen, was zu sagen ist.
Es findet immer eine List,
Um aus den Tiefen aufzusteigen
Und sich der Wirklichkeit zu zeigen.

Man muss es formen, manchmal färben:
Der falsche Ton kann es verderben.
Den Augenblick muss man erspüren,
Damit die Worte auch berühren

Und nicht erzürnen und verbittern.
Denn Worte gleichen ja den Zwittern:
Sie können schmeicheln und umgarnen,
Sie können raten oder warnen.

Doch Worte wirken wie die Waffen:
Sie können morden, strafen, blaffen,
Vernichten, täuschen und zerstören;
Sie können streicheln und betören.

Der Kluge hält nur die gefangen,
Die, wenn sie an den Tag gelangen,
Nur schmerzen und zu gar nichts nützen:
Er kann so sanfte Seelen schützen.
 

Walther

Mitglied
hallo orlando,

deine anregung folgend habe ich die beiden verse angefaßt und bearbeitet. für den letzten beiden verse gäbe es eine entsanftete version:
Der Kluge hält nur die gefangen,
Die, wenn sie an den Tag gelangen,
Nur schmerzen und zu gar nichts taugen:
Er muss so keinen Honig saugen.
das geht zwar in die richtige richtung, zerstört aber den stabreim im letzten vers, der sich in meinen ohren ziemlich gut anhört. es sind ja einige dieser stabreime im text "verbaut", und zwar durchaus mit absicht. ;)

danke und grüße w.
 
O

orlando

Gast
Mmh. Der Honig wirkt auf mich irgendwie unlogisch.
Eine amdere Möglichkeit wäre:

Der Kluge hält nur die gefangen,
Die, wenn sie an den Tag gelangen,
Nur schmerzen und fast gar nichts nützen,
Kann Zartes so behutsam schützen.
Was meinste?
 

Walther

Mitglied
Was Worte wollen


Es kommt, was aus dem Innern spricht,
An einem Tag hinaus ans Licht.
Man kann es nicht im Dunkeln halten,
Denn jedes Wort will doch gestalten.

Will sagen, was zu sagen ist.
Es findet immer eine List,
Um aus den Tiefen aufzusteigen
Und sich der Wirklichkeit zu zeigen.

Man muss es formen, manchmal färben:
Der falsche Ton kann es verderben.
Den Augenblick muss man erspüren,
Damit die Worte auch berühren

Und nicht erzürnen und verbittern.
Denn Worte gleichen ja den Zwittern:
Sie können schmeicheln und umgarnen,
Sie können raten oder warnen.

Doch Worte wirken wie die Waffen:
Sie können morden, strafen, blaffen,
Vernichten, täuschen und zerstören;
Sie können streicheln und betören.

Der Kluge hält nur die gefangen,
Die, wenn sie an den Tag gelangen,
Nur schmerzen und fast gar nichts nützen,
Kann Zartes so behutsam schützen.
 

Walther

Mitglied
hi ralph,

danke für deinen freundlichen eintrag und das weiterspinnen der gedanken. es hat mich sehr gefreut, deinen eintrag zu lesen!

lg w.
 

Walther

Mitglied
hi orlando,

hoffentlich. seither herrscht stimme. ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht. ;)

danke und gruß w.
 



 
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