Wegbegleiter (daktylisches Sonett-Experiment)

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anbas

Mitglied
Wegbegleiter

Was wurde aus Freunden, Bekannten, Verwandten,
die ich mit der Zeit aus den Augen verlor?
Die Frage steigt häufiger in mir empor.
Was wurde aus uns, die wir uns einmal kannten?

Ihr ward meine fernen und engen Begleiter,
so wie ich auch stets der Begleitende war,
für kurze Momente und auch manches Jahr.
Getrennt gingen wir uns're Wege dann weiter.

Mal war es ein Streit, und dann einfach das Leben,
mal hat es sich plötzlich, mal langsam ergeben:
Ihr ward aus den Augen – doch nie aus dem Sinn.

Selbst wenn uns're Wege auf ewig sich trennen,
so lässt mich die Frage nach uns doch erkennen,
wie dankbar ich für diese Zeit mit Euch bin!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe ähnliche Erlebnisse. Einige sind gestorben, andere habe ich aus den Augen verloren, mit weiteren treffe ich mich seit Jahren.

Formmäßig wirkt das Sonett locker, fast tänzerisch.

Viele Grüße von Bernd
 

anbas

Mitglied
Lieber Bernd,

ich danke Dir für Deine Rückmeldung. Es hat wahrscheinlich etwas mit dem zunehmenden Alter zu tun, dass man sich hierüber stärker Gedanken macht. Immerhin hat mit den Jahren auch die Zahl der Weggefährten zugenommen.

Formmäßig wirkt das Sonett locker, fast tänzerisch.
Obwohl das zunächst gar nicht so beabsichtigt war, freue ich mich über diesen Effekt, da er die doch oft schwere Struktur des Sonetts etwas leichter macht. Für mich passt das zum Thema, weil es sowohl wehmütige als auch erfreuliche Aspekte in sich vereint.

Liebe Grüße

Andreas
 

JANKO

Mitglied
Wegbegleiter

Hi,anbas!
Hier zeigt sich deutlich, daß gute Gedichte
nicht an Klickzahlen im Forum erkennbar sind.
 

JANKO

Mitglied
Wegbegleiter

Hi, anbas!
Ich kann meine Meinung, daß es ein gutes Gedicht ist,
auch begründen. Es kommt mit völlig normalen Sätzen &
Wörtern aus (ohne Verkryptungen & doppelten Boden)und
paßt völlig zwanglos in die durchgehaltene Form.
Der Leser wird nicht mit bruchstückhaften Brocken allein
gelassen, auf die er sich dann selber einen Reim machen
soll. Das gefällt mir.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
daktylische sonette

nun ja, nun nein - ich stimme JANKO nicht zu.

experimentelle gedichte
sie leben von experimenten
der leser mit dem was sie lesen
sie tauchen hinein in die zeichen

und deuten verborgene worte
sie lösen der frau in den versen
die fesseln - sie öffnet die augen
und singt das gedicht der gedichte
aber die idee, ein daktylisches sonett zu schreiben und seine tänzerisch-hüpfende gangart zu genießen, diese idee gefällt mir sehr. ich habe auch (vor einigen monaten) eines geschrieben, (auch früher schon mal eines, etwa anfang dieses jahres, es hieß "schastel marveil" und wurde von einem forenredakteur seiner daktylen wegen schräg angekuckt) steht jetzt hier unter "feste formen", also danke dafür, daß du diese tür aufgestoßen hast.
 

JANKO

Mitglied
Wegbegleiter

Vllt. hat anbas ja dem 'šräg angesehen werden'
vorwärtsverteidigend den Wind aus den Segeln
nehmen wollen und hat deshalb 'Experiment' in
die Klammer der Überšrift gesetzt.

(Die VorwärtsVerteidiger des KopfBallUngeheuers
(U21) haben gestern eine 5:0-Klatše eingefahren)
 

anbas

Mitglied
Hallo Janko,

über Deine nähere Ausführung freue ich mich sehr. Es ist mir wichtig, in meinen Texten unverschnörkelt daher zu kommen. Da rümpft sicherlich manch anderer Lyriker - aber das, was Du beschreibst, ist genau das, was ich erreichen möchte (und selber auch gerne lesen mag ;)).

Liebe Grüße

Andreas
 

anbas

Mitglied
Hallo mondnein,

schön, dass Du die Form magst. Ja, sie bricht durch das Tänzelnde die sonst eher etwas getragene Form des Sonetts auf.

Was ich noch nicht verstanden habe ist, in welchem Punkt Du Janko nicht zustimmst.

Liebe Grüße

Andreas
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
in der zustimmung zu deinem lied stimme ich ihm zu, nur in der ablehnung von
Verkryptungen & doppelten Boden
nicht. andererseits ist dein lied, wie er richtig sieht, dadurch besonders schön, daß es weder verkryptungen noch doppelte böden zu enthalten scheint.
 

anbas

Mitglied
Hallo mondnein,

Danke für die Klarstellung - damit komme ich jetzt klar ;). Und nochmals Danke für die lobenden Worte!

Liebe Grüße

Andreas
 



 
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