weihnachtsselfies2014

erdnüsse fallen
im hintergrund bombem
bald wird es schneien
gewehrschüsse flüstern
schutzkuppeln der kapitalmarktpaläste
entlang - nicht verbindliche traurigkeit
diagnose: innenherzschwerhörigkeit
corimplanat impossible
wie schön - fallen schokokühe in christbäume
quellen bilder lasuren über lasuren
werbeglück über schusssalven
fallen schneeflöckchen über hart aber fair
demonstranten und gegendemonstranten
plötzlich im wohnzimmer – volk das sind wir
seltsam erdnusschipsfinger taumeln
vor dem fernseher die schüsse
werden lauter: „mach das fenster zu
es wird kalt – der winter er
schießt überläufer terror – er
rot – ort – error – t – ot“.

C. Mara Krovecs

Hallo Mara,
bis auf einen Kritikpunkt gefällt mir dein Gedicht sehr gut:
"corimplanat impossible" verstehe ich nicht.
(Außerdem lese ich unwillkürlich "-implantat".) Ist das denn für das Verständnis notwendig?

LG rogathe

Ich versuche mal eine Kritik, obgleich man sich schnell beleidigt fühlt, wenn ich eine Kritik schreibe.

Wo spielt es? Wann spielt es? Es geht hier anscheinend um die Gegenwart, und wir sind in Deutschland. Schließlich schreibt die Dichterin doch über Selfiesbilder und bürgt mit ihrem Namen. Und da finde ich, dass einiges nicht zusammen passt.
Wo explodieren hier den Bombe(m)? oder fallen Gewehrschüsse? Es geht ja hier auch um Weihnachten, Schnee und die Sendung: Hart aber fair. In Syrien fällt kein Schnee und die Muslime feiern keine Weihnacht.
Rate mal mit Rosenthal: Dann geht es wohl um die neuerliche Anti-Islam-Strömung. Wenn Demonstranten und Gegendemonstranten im Wohnzimmer stehen, dann wühlt man sich ja schon von der Themenbehandlung bedroht, obgleich man hier Position gegen Terror einnimmt. Also das führt irgendwie in die Saggasse und lässt das Gedicht in einem schlechten Licht stehen. Dann verwerfen wir das mal lieber.
Oder bin ich mit meiner Kritik hier ganz auf dem Holzweg?
Vielleicht sind es nur Momentaufnahmen; kleine Bilder aufm Handy, die man sich nacheinander anguckt, eben Selfies. Stilistisch wurde das aber nicht herausgearbeitet, keine Strophen keine Absätze, alles aneinander geschrieben ohne Punkt und Komma. Ja, das ist auch ein bekannter Stil; allerdings halte ich diesen Stil für dieses Gedicht unangebracht. Es ist nicht nur das Wort, es ist auch die Gestalt, die den Ausdruck bringt. Mir gibt das Gedicht zu wenig Anhaltspunkte, wie ich es verstehen soll.
Eine Stelle fand ich dann doch ganz gut:
Diagnose: Innenherzschwerhörigkeit.

Allgemein möchte ich empfehlen nicht zu viel Fern zu sehen.