Weinend Lachend Tanzend

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McFox

Mitglied
Weinend Lachend Tanzend



Woge um Woge
Licht um Licht
Glück um Glück
Verblassen in der Ferne


Nur Stein für Stein
aus Wegen zu räumen
die sich mir einst vielleicht
erschließen

Auch wenn keiner
Nicht am Abgrund liegt

Ein schmaler Grad auf
Lockerem Grund

Der bebt und schwingt wie die Wogen der Meere
Der weist oder blendet wie ein Leuchtturmslicht
Der festen Boden oder tiefes Blau verspricht
 

ENachtigall

Mitglied
Das eigentliche Thema dieses Gedichtes scheint mir "das Vage" an sich zu sein, wenngleich der Titel einen eher emotionalen Schwerpunkt zu setzen verspricht. Wahrscheinlich ist beides relevant. Es wäre gut, einen Titel zu finden, der nicht so "schwimmt".

Woge um Woge
Licht um Licht
Glück um Glück
Verblassen in der Ferne
Die erste Strophe ist verständlich. Der Übergang zur zweiten verwirrt.

Nur Stein für Stein
aus Wegen zu räumen
die sich mir einst vielleicht
erschließen
Das "nur" erweckt den Eindruck einer Verbundenheit mit Strophe eins, der aber inhaltlich widerrufen wird. (Sind Woge, Licht und Glück nur Steine auf einem möglichen Weg, so sie denn geräumt werden?) Das klingt konfus; ist aber das, was der Text in seiner Verdichtung grammatikalisch hergibt …

Auch wenn keiner
Nicht am Abgrund liegt
Hier irritiert mich nicht die angloamerikanisch anmutende doppelte Verneinung, sondern der Fakt, dass ich gar keine Ahnung mehr habe, wer mit "keiner" gemeint ist.

Ein schmaler Grad auf
Lockerem Grund
An sich ein ansprechendes Bild; es gefällt mir. Was fehlt ist die Einbindung in das Davor. Danach ist:

Der bebt und schwingt wie die Wogen der Meere
Der weist oder blendet wie ein Leuchtturmslicht
Der festen Boden oder tiefes Blau verspricht
Hier wird klar, dass der schmale Grat eine vage Hoffnung anzeigt. Ich schließe nun, dass DerNichtAmAbgrundLiegt das lyrische Ich ist.

Kann es sein, dass das Gedicht im Original in einer anderen Sprache verfasst ist und dieses der Versuch einer Übersetzung ist?

Grüße von Elke
 

McFox

Mitglied
An Madam Elke

Vielen, vielen Dank erst mal für deine Kritik. ^^

Es ist mir durchaus bewusst, das die Übergänge zwischen den Strophen, für Außenstehende schwer erkennbar, sowie nachvollziehbar sind, denn das Werk
(wenn man es denn überhaupt so nennen darf), entstammt einer euphorischen Phase des kreativen Schaffens, meinerseits.
Das bedeutet, das es zu aller erst mir selbst gefallen sollte ,der Aspekt der positiven Fremdeinschätzung und des möglichen Genusses etwaiger Anderer dieser Zeilen, war beim Verfassen nicht das Ziel der Sache.

Die Haupt-Aussage des Textes hast du an sich richtig gedeutet.

Hier mal meine Intention:
Es gibt viele Wege im Leben, die man beschreiten kann, dennoch liegen alle an einer Steilwand, wenn man so will.
Was so viel bedeutet wie, das man immer scheitern kann und das man wieder von null beginnt, sollte man vom Weg abkommen. Die Wogen, das Licht und das Glück stehen für besondere positive Momente. Die aber in der Vergangenheit zu finden sind und nicht in der Gegenwart. Weil das lyrische Ich zu gestresst ist diese Gefühle wahrzunehmen.

Die Steine stellen die Herausforderung dar, den richtigen Weg zu finden, den einen Weg. Das lyrische Ich sucht hier nach etwas Bestimmtem, nämlich der richtigen Zukunft erst dann kann es wieder glücklich sein. Was aber nicht geht, da jeder am Abgrund liegt, was das lyrische Ich nicht verstehen will.

Das Gedicht beschreibt eine schwere Phase der Entscheidungsfindung des lyrischen Ich´s, welches glaubt es gäbe nur einen richtigen Weg und sich eingestehen muss das selbst jener nicht perfekt sein kann, wenn die Möglichkeit des
Scheiterns besteht.

Wie gesagt spontane Sache gewesen. Und nein nicht aus einem fremdsprachigem Text übernommen !
Danke noch mal das du dir die Zeit genommen hast =D



MfG, McFox
 

ENachtigall

Mitglied
Vielen Dank, McFox, für die Erläuterung.

Jetzt verstehe ich auf jeden Fall das "Auch wenn keiner nicht am Abgrund liegt". Es macht im erläuterten Kontext Sinn und ist grammatikalisch voll korrekt! Aus dem Gedicht geht das aber nicht hervor. Es fällt aus den übrigen Bildern heraus. Der so wesentliche Umstand, dass es Klippen und Steilhänge gibt, fehlt ja im Werk komplett.

Abgesehen von Gefallen, Empfindsamkeit und Aufgeschlossenheit des Lesers braucht ein Gedicht, das zum Fremdlesen freigegeben wird, AUCH einen Weg, der hindurch führt, der keine Sackgasse ist.

Metaphern und Stilmittel sind wie die Steine, die aufgeräumt sein wollen, um den Weg begehbar zu machen. Ein Leser, der diese Aufgabe ernst nimmt, will den Weg zu Ende gehen. Der Autor muss ihm die Möglichkeit dazu textlich an die Hand geben, wenn er ihn als Leser schätzt. Sonst wäre es konsequent, solche Texte in der Schublade zu lassen.

Bitte verstehe das nicht falsch. Es gibt immer Gedichte, die nicht von Allen verstanden werden, weil die Fähigkeit zur Einfühlung in das Thema und den Stil des Verfassers different sind. Spätestens nach einer Erklärung oder Interpretation sollte das Werk auch jenen, denen es sich nicht erschlossen hat, sprachlich und thematisch nachvollziehbar sein.

Deshalb hat dieses Gedicht keine Chance, etwas mehr von dem zu vermitteln, was gemeint war. Das ist schade für alle: das Gedicht an sich, den Verfasser und seine Leser.

Vielleicht magst es doch noch einmal überarbeiten oder diese nostalgisch originäre Fassung stehen lassen und statt dessen eine aktuelle Sicht zu diesem Sujet verdichten.

Wie auch immer; ich wünsche Dir, dass die Euphorie des kreativen Schaffens Dich weiter beflügelt. Sie ist ein guter Begleiter.

Grüße von Elke
 



 
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