Weise

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B

bluefin

Gast
liebe erbsenrot,

sich "behutsam lösen" geht gar nicht. wenn ein blatt sich löst, geht das immer leicht und wie von selbst, andernfalls würz ja abgerissen. vom wind, zum beispiel, oder von einer hand. sanft streicheln, laut schreien, schnell rasen, sich behutsam lösen: solcherlei doppelgemoppel war schon bei den ollen römern verpönt und hieß spöttisch "pleonasmus". weg mit der "behüterei"...*shiver*...

das nachgestellte "sich" ist viel schöner. gut!

der konjunktiv am ende ist nicht esoterisch zu begründen, sondern ganz profan grammatikalisch: wenn die erste hälfte des letzten nebensatzes im konjunktiv steht, gehört die zweite natürlich auch dorthin.

liebe grüße aus münchen

bluefin

p.s.: suzah, das ist schon zum zweiten mal ein echtes "double"...*wonder*...
 

Vera-Lena

Mitglied
Ihr Lieben,

"Sich lösen" nehme ich hier nicht wörtlich, sondern in übertragenem Sinne, wie das bei Lyrik auch üblich ist.

"Sich lösen" geht durchaus Knall auf Fall vor sich, wie bluefin es ja auch sagt, wenn nämlich der Wind dabei eine Rolle spielt.

"Sich lösen" heißt in diesem Falle, dass jemand darauf hofft, dass ihm der Himmel ein Geschenk macht.

Das "behutsam" unterstreicht für mein Empfinden die Demut des Wünschenden. Er will nicht vom Himmel etwas in den Schoß geworfen bekommen, wenn die Zeit dafür noch nicht reif ist.

So sehe ich das.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebes Erbsenrot,

lass es doch jetzt einfach so. Nach dem 7. Veränderungsvorschlag will man in der Regel keinen mehr hören. - Und bloß nicht löschen, wie es eine andere mir befreundete Lady (leider) neulich getan hat!

Schöne Grüße
Heidrun
 
B

Beba

Gast
Hallo Erbsenrot,

was habe ich da nur mit meiner Kritik am lösen angestellt? Es zeigt sich doch anhand der vielen Meinungen, dass ich wohl auf dem Holzweg mit meiner Empfindung war. ;)

Weil du danach fragtest: ich würde das behutsam wieder herausnehmen, wie es schon andere angeregt haben. Und dann, wie Heidrun schon sagte, den Text stehenlassen! Er ist wirklich gut!!

Ciao,
Bernd
 

erbsenrot

Mitglied
Ende gut, alles gut

Hallo ihr Lieben,

ich muss echt grinsen über so viel Meinungen und Ratschläge … „behutsam“ hin oder her … es ist toll, wie ihr euch in den Text hinein begibt und versucht nach zu fühlen, wie das so ist, wenn man unter dem Baum der Weisen liegt und sich überlegt, wie toll es wäre, wenn jetzt ein Blatt herunter schweben würde und sich ein Plätzchen in einem Schoß sucht.

Und damit bin ich schon beim Punkt: Ich werde das „behutsam“ entfernen, weil ich selbst diese Unterstreichung nicht brauche in meinem Text. In meinem Bild schwebt das Blatt ganz langsam ...

Danke, lieber Bernd, du hast nichts angestellt. Deine Meinung war wichtig und gut, aber jetzt muss ich mich entscheiden und ich danke dafür, dass du dich noch mal gemeldet hast.

Auch dich, liebe Vera-Lena verstehe ich sehr gut. Du hast recht, dass „behutsam“ die Demut des Wünschenden unterstreicht, weil die Zeit vielleicht noch nicht reif ist, weise zu werden. Aber ich glaube, mein Gedicht braucht das nicht, weil Hoffnung und Wunsch starke Argumente sind … und die Zeit vielleicht doch reif ist? Wer weiß das schon? Danke dir von Herzen!

Liebe Nisavi, den Text kann ich mir auch gut als Kurzprosa vorstellen. Ich habe mich jedoch für diese Anordnung entschieden, weil durch das einsame „und“ eine Denkpause entsteht, die der Schlusssatz sehr gut gebrauchen kann. Vielen lieben Dank auch dir.

Liebe Suzah, lieber Bluefin, liebe Heidrun, vielen Dank noch mal … es war alles sehr hilfreich und ich werde den Text so stehen lassen, wie er jetzt ist … und natürlich nicht löschen, Heidrun! :D

Einen wunderschönen Abend wünsche ich euch
und grüsse ganz herzlich
erbsenrot
 

erbsenrot

Mitglied
.




unterm
baum der weisheit
ruhe ich mich aus

sein schatten spendendes
blätterdach
gibt mir trost
und die hoffnung
dass ein blatt
sich lösen könnte

und

mir in
den schoß
fiele





.
 
S

suzah

Gast
unterm baum der weisheit

hallo erbsenrot,

ich glaube, dass ich da für uns alle spreche: interessante meinungen, echte textarbeit, keine beleidigungen, man sieht, es geht auch anders als in gewissen anderen threads...

wahrscheinlich liegt es an deinem wunderschönen gedicht, das uns unter dem baum der weisheit vereint.

liebe grüße an alle, suzah
 

erbsenrot

Mitglied
Schöne Zeilen von dir, liebe Suzah ... der Baum der Weisheit hat viele Blätter, bestimmt genug für alle - man muss nur voller Hoffnung darunter sitzen bleiben :)

Liebe Grüße
erbsenrot
 

erbsenrot

Mitglied
Hihi, lieber Walter ... so kann man es auch sagen. Wenn schon keine Weisheit im Schoß landet, dann doch wenigstens ein schöner Text :)

Danke und liebe Grüsse
erbsenrot, lachend ....
 

MuusTri

Mitglied
Bohnenblau,
Schotengrau,
Johannisbrot,
ja, dich meine ich
eigentlich,
Erbsenrot,

die Frage, die sich mir stellte, wäre:

Warum der Baum der Weisheit, ich meine, es könnte doch auch jeder x-beliebige andere Baum sein, eine Lärche, eine Kiefer, eine Fichte, eine Schiefer... ;)
Warum also ist es der Weisheitsbaum, der ja nur als Weisheitsbaum bekannt ist, weil irgendwer besonders weise geworden ist, der
darunter saß,
seine Blätter fraß,
sie rauchte,
seine Äste in die Suppe tauchte, die er dann verspeiste,
seine Weißheitszähne in seinem Schatten bekam,
sich in seiner Nähe seltsam weise benahm,
weißte?


Alles möglich.


Aber wieso sollte man daraus schließen können, es sei ein Weisheitsbaum? Nur weil jemand in seiner Nähe weise wurde, was im Allgemeinen ja eher ein langjähriger Prozess sein sollte, den Bärten der Klischeeweisen nach zu urteilen.
Und Weisheit ist doch eigentlich ein relativer Begriff.
Es gibt nicht einmal die "Eine Weisheit".

Ganz klar also:

Der Baum der Weisheit ist ein Universalbegriff, entweder irgendein Baum, nicht wichtig welcher, oder aber ein ganz bestimmter, von dem jedoch nur im universalen Sinne "gewusst" wird, die darunter sitzende Person also eher nicht.
Es sei denn, bei der Person handelt es sich um Gott.

Und ha!
Vielleicht ist dem auch so.
Die Person ist im Endeffekt ein kleiner Gott, jemand, der in seinem privaten kleinen Universum den Baum der Weisheit erschuf, indem er einen Baum, der seinen Vorstellungen diesbezüglich entsprach ansah und wusste:

das ist mein "Baum der Weisheit"

Das Hoffen darauf, dass etwas herunterfällt ist dann also weniger die Suche nach dem Sinn des Ganzen, sondern vielmehr das Warten darauf, dass etwas geschieht.

Der Baum ist dann Symbol für das Leben jedes Menschens.

Gruß,

Tristan
 
B

bluefin

Gast
natürlich kan man sich, wenn man unbedingt will, in diesem gedichterl den "baum der weisheit" wirklich als baum vorstellen.

ein einfältiger walfisch kommt auf eine solche idee gar nicht. für den ist ein baum der weisheit alles, was sich seit der entstehung der welt verzweigt hat, worunter jeder nachgeborene wach wird und hofft, der erkenntnis teilhaftig zu werden.

adam und eva habens falsch gemacht. die haben nicht gewartet, bis ihnen die frucht der erkenntnis von allein in den schoß fiel, sondern hieltens mit vera-lena und haben den apfel gepflückt.

deswegen irren wir jetzt in diesem forum herum und suchen nach irgendwas, das uns zurückbrächte:

heile welt war vor dem urknall.
ihre scherben zu kitten,
bleibt uns nur
fantasie.


liebe grüße aus münchen

bluefin
 

erbsenrot

Mitglied
"Bohnenblau,
Schotengrau,
Johannisbrot,
ja, dich meine ich
eigentlich,
Erbsenrot,"



Hallo Tristan,

also, blaue Bohnen gibt es, graue Schoten auch, Johannisbrot sowieso … aber eine rote Erbse, die gibt es nur einmal!

Der Baum der Weisheit ist für mich eine schöne Metapher für das ständige Bemühen, endlich ein wenig weise zu werden. Wie auch immer diese Weisheit aussieht, die Sehnsucht danach ist da, und leider hängt sie ungreifbar in den Ästen der Bäume der Weisheit. (könnte durchaus auch eine Schniefer sein) *lach*

So, wie der Schwabe gerne seine Augen zum Himmel dreht und seufzt: „Oh Gott, schick Hirn na“, so kann ich nur raten, lieber Tristan - hinsetzen, sitzen bleiben, tief ein- und ausatmen …. und warten … warten … warten … *lach*

Viele Grüße aus dem Schwabenländle
erbsenrot
 

erbsenrot

Mitglied
Hallo bluefin,

deswegen irren wir jetzt in diesem Forum herum und suchen nach irgendwas, das uns zurückbrächte:
Wir irren nicht nur in diesem Forum herum, sondern wir irren durch das ganze Leben … immer auf der Suche nach der Erkenntnis … (deshalb ist es gar nicht schlecht, mal ruhig sitzen zu bleiben, sich zu öffnen und zu warten, was von oben kommt)

… und wer pflückt zwischendurch nicht mal einen Apfel? *zwinker*

Liebe Grüße
erbsenrot
 



 
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