Weiß

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Weiß ist das Blatt Papier,
auf dem ich gerade schreibe,
weißer die Kirschbaumblüte,
wenn der Mond auf sie scheint,
noch weißer der Schnee auf dem Kilimandscharo,
der dem Himmel so nah ist,
am weißesten dein Hochzeitskleid,
in dem du der Himmel bist.

Wenn wir einmal sterben,
wünsche ich mir,
dass wir bei Mondlicht
auf dem Kilimandscharo liegen,
du in deinem Hochzeitskleid,
eine Kirschblüte im Haar.
 

sufnus

Mitglied
Lieber Ekkehart!
Das ist ein sehr schönes einstimmiges Crescendo in der ersten Strophe, welches dann in der zweiten Strophe zum vierfach geweißelten Uber-Weiß aggregiert. Nur das leere Blatt fehlt im finalen Weiß-in-Weiß-in-Weiß-in-Weiß.
Übrigens muss ich da - wenn wir beim Thema weiß sind - an eine Bilderserie von Cy Twombly denken, in der (wenn ich das richtig verstehe) der Tod des Leander dargestellt wird - das ist eine Abfolge von drei gänzlich abstrakten Bildern, bei der nach und nach die Farben verschwinden, bis das letzte Bild (fast) nur noch Weißtöne enthält. Vervollständigt wird die Serie von der tonlos zu nennenden Klage der Hero, wenige, mit Bleistift niedergeschriebene Worte.
Das ist natürlich eine ganz andere Gestimmtheit, ja beinahe das Gegenteil, im Vergleich zu der von Dir beschriebenen Weißwerdung, deren elegischer Ton doch durch eine große Innigkeit aufgehellt wird (soweit eine Aufhellung bei so viel Weiß überhaupt möglich und nötig ist).
LG!
S.
 
Lieber sufnus, ich danke dir sehr, dass du mich auf die mir bisher nicht bekannte Bilderserie von Cy Twombly verweist. Ich werde deinem Tipp gerne nachgehen.
LG
Ekki
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Ekkehart,

ein stimmiges und zärtliches Gedicht.
Herzlich willkommen in der Leselupe!

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 21812

Gast
Ja, lieber Ekkehart, auch von mir ein herzliches Willkommen.
Und das gleich mit einem wundervollen Gedicht!

Liebe Grüße
Arthur
 



 
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