Wenn der opa mit dem Hundi nächtens Gassi geht

Wenn der Opa mit dem Hundi nächtens Gassi geht ...
(läßt sich sogar singen nach der Melodie des Schlagers : Wenn der Vater mit dem Sohne einmal bummeln geht ... )

„Der Opa mit dem Hundi" ist mein Nachbar hier im Kiez. Wir kennen uns ganz gut - vom Sehen. Nein , „sehen" ist zu wenig. Vom Grüßen. Nein - ist auch zu wenig. Vom „Grüßen und paar Worte quatschen"; manchmal sind's auch nur'n paar Worte Quatsch. Man schaut sich in die Augen, redet, lacht, geht weiter. Da weiß man wenigstens, daß einem 'was Lebendiges begegnet ist und nicht nur Gegenstände auf zwei Beinen, sprachlos und gehetzt vorübereilend ...
Meist trifft man ihn mit seinem „Hundi" (ca. 30 / 31 Kilo). Wenn Hundi einen anblickt nach dem Motto: „Können diese Augen lügen?" und auf 'ne Streicheleinheit wartet, dann scheint's, der Opa hat wohl recht mit seinem blöden, aber unermüdlich wiederholten Satz: „Hunde sind auch bloß Menschen!"
Neulich hat er mich ganz schön geschockt. Wir trafen uns im Hausflur, kurz vor 22 Uhr. Hundi wedelwedel-frohgemut und unternehmungslustig; Hundeblick & Streicheleinheit - klaro.
Er:" Wo willst'n jetzt noch hin?" Ich:" Über die Brücke, in die Simplonstraße - auf'n Bierchen mit 'nem Freund. Komm doch 'n Stückchen mit ?" Er windet sich :" Ja, gern .... bloß, hmm, es ist 'ne doofe Zeit für diese Richtung mit dem Hund. Zehn Uhr ist sowieso 'ne schlechte Zeit. Von viertel elf bis zwölf - da sind noch mal 'ne Menge Leute unterwegs mit ihren großen Hunden; fernsehbedingt."
Ich:"Ach ja ?!"
Wir gehen los. Die einunddreißig Kilo ziehn bewegungshungrig drangvoll keuchend an der Leine vorneweg. Herr"chen" erklärt mir seine Strategie des nächtlich Gassi-gehens mit dem Hundi: Warum er wann - wie - und wo lang ... - damit er keine Leute schreckt; den Hund auch zwischendurch mal ohne Leine laufen lassen kann ( „denn nur an Leine macht auf Dauer jeden aggressiv" ); damit der Hund für sein ´Geschäft`Gebüsch und lockre Erde an der Seite hat und seinen Haufen nicht auf's Pflaster setzt („ eklig! Da kannste waschen, waschen, die Schuhe pesten tagelang !") ; damit er möglichst keine andern Hunde trifft (da bleibt er extra wach bis nachts halbzwei !!!); damit sein Hund nicht in die Wiese pinkelt auf dem Rudolfplatz ( „ ich find das schön, wenn Leute sich dort in die Sonne legen, lesen und relaxen können. Das ist 'kiezig' !") - und alles so'ne Sachen; immer mit Kommentar ... Mir klappt der Unterkiefer runter. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ist das nun „Spinne" oder denkt der wirklich mit ? Vielleicht will er mich bloß verscheissern? Zuzutrauen wär'n ihm alle Varianten. Ich nicke vorsichtshalber nur bedeutsam aber sage nichts.
Die einunddreißig Kilo haben wieder einen Baum gefunden, der geeignet ist für eine deftige Annonce. Geduldig wartet Herr"chen" bis der ´Text` komplett markiert ist. Und ich ertappe mich dabei, wie ich mir einen Wortlaut denke für das Inserat: > Wohlriechend starker Typ mit braunen Augen; zärtlich & voller Ungestüm sucht ...< Hej, was ist los mit mir ? Er jubelt plötzlich: „Jetzt ist gerade niemand auf der Brücke, da kann ich Hundi eine Freude machen, ohne daß sich jemand dabei ängstigt. Der ist doch so ein S-Bahn-Fan. Wenn unter ihm 'ne S-Bahn durchfährt, hebt der richtig ab. Ich winke immer schon von weitem. Manche S-Bahn-Fahrer kennen uns und hupen fröhlich. Dann ist Hundi very happy, bellt zur Bahn hinunter und holt sich selber nicht mehr ein beim Wedeln. Kinder verstehen das und freuen sich. Aber manchen Leuten ist das absolut nicht einfühlbar. Die schmale Brücke - und dann bellt da noch ein Einunddreißigkilohund ! Die kriegen echte Angst und schnallen nicht, daß das die reinste Hundefreude ist. Na ja, man liest ja dauernd auch so schauerliche Sachen über manche Hunde ... Warum hat keiner Angst vor mir ? Die vielen schauerlichen Sachen über schlimme Menschen, die vergißt man vorsichtshalber. Is' schon komisch." - Spricht's - und enteilt zur Brücke. Die ist zum Glück für kurze Zeit mal menschen- und auch fahrradleer. Von Ferne höre ich's noch bellen ...
Später - als ich dann nach hause gehe, bleibe ich unwillkürlich auf der Brücke stehn und warte auf die S-Bahn... >Menschen sind auch bloß..< So ein blöder Quatsch! >H u n d e sind ...<
Wir unterhalten uns inzwischen öfter mal.
 
S

sanna

Gast
glückliche momente

ach horst,ich hab ja so gelacht ich musste mir sogar den mund zu halten um anica nicht zu wecken danke es ist so schön bitte bitte schreib weiter deine sanna
 



 
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