Wenn die Trikots Trauer tragen

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James Blond

Mitglied
Quälend zieht durch Schmerzenskammern
jähes Schaudern, arges Jammern.
Tragisch treibt in tiefster Trauer
eines Helden Klagemauer
tränentrüb zur Leidensgrenze —
Weltschmerz windet Abschiedskränze.

Fassungslos vorm Zeitgeschehen,
zu geknickt, sie zu bestehen:
Meines Lebens letzte Tage,
denen ich mein Schicksal klage.

Großer Gott, o Herr der Dinge,
dem ich nie mehr Lieder singe:
Mein Verein, einst Überflieger,
flog nun aus der Bundesliga.
 
Hab ich schon, mondnein, das wurde komplett ignoriert. Lustiges wird hier eben als nicht so „wertvoll" angesehen wie düstere, melancholische, furchtbar ernste Gedichte.
Was auch dein Kommentar über
irgendwelche Comedian-Abundanzen
beweist.

Am besten geht es um den Tod, da ist der Autor auf der sicheren (Beifall-)Seite.
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Hey James,

obwohl Dir ja Lobbehudeligungen ein Gräuel sind, muss ich mich doch leider zu meinem großen Bedauern dem Chor der Jubilanten anschließen. :)
Ganz besonders gut mundet mir die gewählte Form eines kopfstehenden Sonetts (oder Sonnet Tatin, wie der Franzose beiderlei Geschlechts zu sagen pflegt).

Ansonsten … ja … Hansz hat einen kleinen Punkt (ah - jetzt kann ich ein Tröpfchen Wermut in den überschäumenden Begeisterungs-Schampus pipettieren): Die treibende Mauer, die ihren Ursprung letztlich der Klangverliebtheit der vorangehenden Zeile verdankt (tragisch - treibt - tiefste - Trauer), ist noch nicht ganz optimal. Je nun. Bei einem komischen Lied nicht weiter schlimm oder sogar gerade bewusst in Kauf genommen.
Falls doch Abhilfe andenkbar wäre:

Tragisch treibt die tiefe Trauer
eines Helden Klageschauer
tränentrüb zur Leidensgrenze

Letztlich Geschmackssache. Ich würds wahrscheinlich sogar so lassen, wie es ist. :)

LG!

S.

P.S.:
Widersprechen muss ich aber SD's Eindruck, die komische Lyrik sei aktuell auf der Lupe einem so drastischen Verdrängungsprozess durch ernst-tragische Gesänge unterworfen, dass man die lustigen Gedichte bereits - hah! - mit der Lupe suchen müsse.
Aktuell sind neben James noch mindestens anbas, Stavanger und Klaus Kukuck aktiv, die mit scheinbar großer (großer scheinbarer?) Leichtigkeit humoristische Kabinettstückchen aus dem Fünfsternehimmel zum Allerbesten geben. Desweiteren liefern eine Reihe anderer Stammuser zwar nicht ausschließlich, aber doch immer wieder in schöner Regelmäßigkeit humorvolle Lyrikbeiträge - ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Tula, Bernd, Klaatu, die Fee und meine Wenigkeit (sorry an alle, die ich jetzt ad hoc vergessen habe). Die Art des Humors unterscheidet sich dabei sicher deutlich - so soll es ja auch sein - aber gerade das vergrößert doch sogar die Chance, hier auf der Lupe mit Lachanregendem gut bedient zu werden.
 

James Blond

Mitglied
Liebe SilberneDelfine,
lieber mondnein,
lieber sufnus,

nu joh, dieses Echo ist schon angenehm überraschend. Vielleicht liegt es ja auch an einer vorübergehenden Trockenzeit, in die etwas Regen fällt:

Endlich mal wieder was Lustiges hier. Lustig und unerwartet.
(Mir hängen die schwermütigen Gedichte zum Hals heraus.)
Verständlich, aber ich stimme hier auch sufnus zu, der eine ganze Riege humoristischer Leselupen-Autoren anführt, um die These zu widerlegen, hier ginge es nicht lustig genug zu. Es gibt halt Wetterschwankungen und der April ist bekannt dafür. Hinzu kommt hier noch, dass dieses Pointengedicht gerade die ernsthaften Trauergedichte auf den Arm nimmt, was jemandem, der längst davon übersättigt ist, vermutlich besonders gut mundet.

versuche ich mir gerade vorzustellen, wie eine Mauer irgendwohin treibt.
Als Metaphern-Coach empfehle ich da, sich zunächst einen fliegenden Fußballverein vorzustellen, danach fällt die Vorstellung einer in Tränenfluten treibenden Klagemauer nicht mehr ganz so schwer. (Notfalls helfen auch einige Clips der Regenfluten-Überschwemmungen des vergangenen Sommers.) ;)

Die treibende Mauer, die ihren Ursprung letztlich der Klangverliebtheit der vorangehenden Zeile verdankt (tragisch - treibt - tiefste - Trauer), ist noch nicht ganz optimal.
Ja - nein. Es ist zugegeben ein recht schrilles (skuriles?) Bild. Doch gerade in dieser absurden Übertreibung sehe ich einen Vorteil. Eine Klagemauer, die von den eigenen Trauerfluten fortgeschwemmt wird, hat doch was, finde ich.

Trotzdem vielen Dank für deine Abhilfe:

Tragisch treibt die tiefe Trauer
eines Helden Klageschauer
tränentrüb zur Leidensgrenze


Ja, aber das ist (zu) schön. Ich werde mir den "Klageschauer" für etwas anderes aufheben. Hier empfinde ich ihn als zu harmlos: Ein Schauer mag zwar heftig sein, doch nur von kurzer Dauer. Man denke da an Goethes Osterspaziergang mit seinen "Schauern körnigen Eises" als vergebliche winterliche Rückzugsgefechte.

Vielen Dank, ihr Lieben,
für eure ein- und ausgehenden Betrachtungen.

Grüße
JB

P.S. Habe ich etwas gegen Lobhudeleien?
Hmm ... das ist wohl eher eine Frage der Dosierung ...
... und danke auch für die "Leseempfehlungen" (Sternchenregen im Lupinendeutsch).
:)
 



 
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