Wenn die Wahl erst gewonnen ist ...

5,00 Stern(e) 1 Stimme

klaatu

Mitglied
Wenn die Wahl
erst gewonnen ist

- oder der Krieg
oder was auch immer -

dann wird das hier
die reinste Kuschelgesellschaft.

Dann werden wir
uns alle
vierundzwanzigsieben
in den Armen liegen!

Dann wird
meine schwache Hand
endlich aufhören zu zittern
und wieder stark sein.

Alles Böse
wird sich in Licht auflösen

und

unsere Lebenslügen,
werden sich in
ultimative Wahrheiten verwandeln.

Was jetzt noch nobler Kampf ist,
wird dann zu Recht Volksverrat sein
und mein Recht auf freie Meinung,
ein Grund endlich weggesperrt zu werden.

Wenn die Wahl
erst gewonnen ist

- oder der Krieg
oder was auch immer -

dann werden
Milch und Honig,
anstelle von
Gift und Galle,

durch unsere Kehlen fließen

und

fröhlich werden wir
den Feinden von gestern
zuwinken,

wenn sie
in überfüllten Sonderzügen
Richtung Sonstwohin
gefahren werden.


 

petrasmiles

Mitglied
Lieber klaatu,

Du weißt, ich schätze Deine Gedichte immer sehr, und politisch sind sie immer irgendwie.
Aber dieses Mal trägt Dein Gedicht ein Schwarzweiß-Denken, besonders hier:
Was jetzt noch nobler Kampf ist,
wird dann zu Recht Volksverrat sein
und mein Recht auf freie Meinung,
ein Grund endlich weggesperrt zu werden.
das vielleicht emotional eine Enttäuschung verarbeiten hilft, aber damit eher einen Schlusspunkt setzt, als einen Hinweis auf die Zukunft.
Nach dem Grundtenor des Gedichtes, müsste es hier nicht die 'Freunde' von gestern heißen?

fröhlich werden wir
den Feinden von gestern
zuwinken,

wenn sie
in überfüllten Sonderzügen
Richtung Sonstwohin
gefahren werden.
Liebe Grüße
Petra
 

klaatu

Mitglied
Hi Petra!


Was jetzt noch nobler Kampf ist,
wird dann zu Recht Volksverrat sein
und mein Recht auf freie Meinung,
ein Grund endlich weggesperrt zu werden.
Hier schwingt die Befürchtung mit, dass der Kampf für “freie Meinung“ und “Demokratie“ ein jähes Ende finden wird, sobald diese “Kämpfer“ an der Macht sind... ist meine persönliche, ihnen entgegen stehende Meinung dann auch noch mutig und es wert, verteidigt zu werden, oder doch eher ein Grund, mich wegzusperren...? Ich meine, die Antwort zu kennen...

Und ja, “Freunde“ hätte ebenso gut gepasst. Denn die steigbügelhaltenden Freunde von heute, könnten morgen schon die neuen Feinde sein. Aber die Intention im Text war eine andere.

Danke für deine Meinung und
LG

k
 

petrasmiles

Mitglied
Hier schwingt die Befürchtung mit, dass der Kampf für “freie Meinung“ und “Demokratie“ ein jähes Ende finden wird, sobald diese “Kämpfer“ an der Macht sind
Ist Dir noch nicht die Idee gekommen, dass auch umgekehrt ein Schuh daraus werden könnte? Dass man seitens der noblen Kämpfer einen Ausschlussgedanken produziert hat? Wenn das stimmt, dann geht meine Hoffnnung eher in die Richtung, dass unterschiedliche Meinungen wieder nebeneinanderstehen können - und dass man es aushält, dass jemand anderer Meinung ist (wobei meine Hoffnung sicher nicht mit rechtsaußen verknüpft ist, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen).
Egal welche, wenn nur die eine Meinung akzeptabel ist, hat das mit Demokratie nicht mehr viel zu tun.
Ich wünsche mir ein Toleranzgedicht.

Liebe Grüße
Petra
 

klaatu

Mitglied
Andere Meinungen auszuhalten ist ganz wichtig! Daran mangelt es leider auf allen Seiten...

Aber eine Partei, die von sich behauptet, die einzige Rettung zu sein, macht mich mehr als skeptisch. Wann in der Geschichte der Menscheit ist das je gut ausgegangen?

LG
k
 

petrasmiles

Mitglied
Andere Meinungen auszuhalten ist ganz wichtig! Daran mangelt es leider auf allen Seiten...
Das kommt darauf an, in welchen Bereichen man schaut; ich habe im persönlichen Umfeld die Erfahrung gemacht, dass die vehementesten Meinungsvertreter sich am Schwersten damit tun; für sie wird es nur keine Frage des 'Aushaltens', sondern der Toleranz. Da kommt nämlich der Reflex, die Berechtigung einer anderen Meinung in Frage zu stellen, und schon hat nicht mehr man selbst das Problem, sondern der andere - die Irritation - bleibt außen vor.

Aber eine Partei, die von sich behauptet, die einzige Rettung zu sein, macht mich mehr als skeptisch
Wir haben Wahlkampf und so ein bisschen sehen sich doch alle so. Das würde ich nicht überbewerten.
Ich schaue jetzt seit drei Stunden Wahl, es bleiben alle Fragen offen - und Lösungen sind nicht in Sicht, jedenfalls nicht so bald und was wirklich passieren wird, wissen wir nicht morgen.
Arbeiten wir an unserer Resilienz.

Liebe Grüße
Petra
 



 
Oben Unten