Liebe Stella,
lass Dich nicht entmutigen, auch nicht von klarer Kritik. Wir alle sind Lernende. Es geht nicht darum, einem gewissen Stil zu entsprechen ("moderne Werke", wie Du es ausdrückst). Wenn Dein Stil ein ausschweifender, gefühlsbetonter ist, dann ist das halt Dein Stil.
Es geht aber darum, Deine Gedanken klar, präzise und ausgearbeitet dem Leser vorzulegen. Das fängt an bei schlichtem Korrekturlesen und hört auf, überfüssiges zu streichen. Auch ein "Text direkt aus dem Herzen" will in eine handwerklich gute Form gegossen werden.
Meistens hilft es, den ersten Entwurf ein paar Tage zur Seite zu legen. Wenn man mit etwas Abstand den eigenen Text erneut liest, fallen einem oft Sequenzen auf, die zu gewollt, zu überladen, zu üppig, zu *schwülstig* und/oder doppelt-gemoppelt sind.
Eigentlich ist es der richtige Weg, eine erste Empfindung niederzuschreiben. Ich weiß nicht, ob man Gedichte herbeidenken kann, also mit Vernunft. Sind es nicht vornehmlich Empfindungen, die ein Gedicht ausmachen? Der Kopf stört wohl bei der Findung eines lyrischen Gegenstandes. Der Kopf ist aber bei der Werdung unabdingbar. Hieran hat Dein Text scheinbar gelitten. Vielleicht melden sich hierzu mal geneigte Theoretiker zu Wort und entkräften/bestätigen meine Annahme?
Ich finde es falsch, dass Du den Text gelöscht hast. An solch misslungenen Texten nochmal zu arbeiten, selbst hart damit ins Gericht zu gehen und sich wirklich zwingen, daraus noch was halbwegs Gelungenes zu formen: Das übt.
Mach Dir nichts draus, auch ich habe derartige Kritik schon hinnehmen müssen. Und wir beide sind bei Weitem nicht die Einzigen hier. Wer keine Fehler macht, macht wohl alles falsch. Klingt unlogisch, ist bestimmt auch so.
Von daher: Nur Mut, es geht um Leidenschaft.
Gruß,
Archi