Wenn ein Wort

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Ralf Langer

Mitglied
Wenn ein Wort,
dem längst das Du entronnen
als Echo immer wieder kehrt,
wenn eine Lücke
in dem Mauerwerk
dir nur von diesem Stein erzählt:
Dann steigt ein Duft
- er ist von Rosen schwer,
und eine Träne läuft,
der Zeit erinnernd hinterher.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo celllo,

herzlichen dank für die eingehende auseinandersetzung mit meinem gedicht.

tatsächlich gehört der punkt weg. das habe ich erledigt.

den gedankenstrich werde ich belassen. so wie ich es lese, mache ich an geanu dieser stelle eine pause.

das kitschgefährdete: ja, das merke ich wohl, aber wenn ich deine analyse richtig verstanden habe, ist die träne und die rose hier "angemesssen".

lg
ralf
 

namibia

Mitglied
Lieber Ralf,

Dein Text ist für mich wie ein in sich ruhender Worttropfen. Mir gefiel besonders gut die erste Zeile .. Ein Wort , dem das du entronnen... Es it nicht einfach abhanden gekommen sondern wie Tränen entronnen...

Ein überaus inniges Lesevergnügen hast du mir beschert..

Liebe Grüsse

Namibia
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo namibia,

herzlichen dank

ja das entronnen ist ein subtileres verschwinden. es drückt den langsameren prozess des verlustes aus.

lg
ralf
 

namibia

Mitglied
Lieber Ralf,

und ich finde "entrinnen" hat auch etwas aktives .. Es geht nicht einfach so beliebig verloren , sondern etwas entrinnt .. als würde sich das etwas auf den Weg machen ..

Findest du nicht auch ?

liebe Grüße

Anna
 

Mistralgitter

Mitglied
Hallo Ralf,

Bei diesem Text, den ich beim ersten Lesen überaus ansprechend fand, bin ich aber beim zweiten Mal Lesen doch etwas ins Nachdenken vor allem über den Schlussteil geraten.

Dann steigt ein Duft
- er ist
von Rosen schwer,
Der von mir fett markierte Teil will mir stilistisch nicht so recht gefallen, obwohl er rhythmisch einleuchtend ist. Eine solche Wendung wird zwar häufig benutzt (die Betonung eines Substantivs in der Form eines Personalpronomens), aber sie wirkt wie eine Verlegenheitslösung, selten hat sie wirklich wichtigen und betonenden Charakter.

Deshalb würde ich an dieser Stelle eine Veränderung vorschlagen, d.h. die beiden Silben von "er ist" ersetzen durch etwas anderes und entweder die ganze Zeile in zwei Gedankenstriche setzen, weil sie wie ein Einschub gedacht sein könnte, oder man verzichtet ganz darauf. Die Lesepause macht man unwillkürlich an dieser Stelle auch ohne Gedankenstriche.

z.B. so
- von Rosen satt und schwer -
Bei den restlichen zwei Zeilen ist das Komma unnötig.

und eine Träne läuft
der Zeit erinnernd hinterher.
Im Anfangsteil würde ich den Punkt vor dem wiederholten "wenn" weglassen und stattdessen ein Komma setzen.

Also mein Textvorschlag sähe dann so aus:

Wenn ein Wort,
dem längst das Du entronnen
als Echo immer wieder kehrt,

wenn eine Lücke
in dem Mauerwerk
dir nur von diesem Stein erzählt,

dann steigt ein Duft
- von Rosen satt und schwer -
und eine Träne läuft
der Zeit erinnernd hinterher.
Gut gefällt mir, wie hier mit Bildern die immer wiederkehrende Erinnerung an ein verlorenes Gegenüber dargestellt wird. Voll Trauer wird eine Bestandsaufnahme vorgenommen: Was zurück blieb, ist unvollkommen und beschwert ohne dieses Gegenüber, hat alle Leichtigkeit verloren.
Ich finde den Text zwar sehr gefühlvoll - aber deswegen ist er nicht gleich kitschig.

LG
Mistralgitter
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo mistralgitter,
herzlichen Dank für die erkenntnisreichen Ausführungen.
Ich werde über deinen Vorschlag zur Umgestaltung des Personalpronomens
nachdenken.
Vielleicht benutze ich statt 'satt' das von mir im Moment favorisierte
'Voll'
Lg
Ralf
 
O

orlando

Gast
Hallo Ralf,
in meinen Augen sind die Gedankenstriche überflüssig und eher störend. Denn Duft ist ja gleichsam an (diese) Rosen gebunden.
Zudem gibt es eigentlich in deiner Aufteilung einen Vers "zuviel."

Für mich wäre folgende Form logisch, klangvoll und elegant:

Wenn ein Wort,
dem längst das Du entronnen
als Echo immer [blue]wiederkehrt[/blue],
wenn eine Lücke
in dem Mauerwerk
dir nur von diesem Stein erzählt:
Dann steigt ein Duft von Rosen schwer
und eine Träne läuft

der Zeit erinnernd hinterher.
Meinst du, dass auf diese Weise einer deiner thematischen Aspekte unberücksichtigt bliebe?

Liebe Grüße
orlando
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo orlando,

ja ich verstehe was du meinst.

ich habe nun ein wenig über deinen und über mistrals vorschlag sinniert.

habe versucht mir selbst zu erklären aus welchen gründen ich mich für dies form entschieden hatte.

ich wählte diese art der inversion, um nach "duft"
inne zu halten, zu pausieren, den duft entstehen zu lassen,
ihm einen pausenraum zu geben.
deshalb der gedankenstrich und deshalb auchdas zurückholen oder doppelte erwähnen durch das personalpronomen.

nun, ich bin mir nicht sicher,und habe die veränderungsvorschläge kopiert und aufgeschrieben.

ich muß dem "duft" der veränderung ersteinmal nachspüren

(habe aber im moment noch arbeit an meinem letzten text, der zuroh daherkommt)

lg
ralf
 

Karinina

Mitglied
Ich sage Ja. Und ich lese die anderen Einträge diesmal nicht, ich will mir nichts zerreden lassen. Ich danke für die Träne, die ich nun auch zerdrücken kann, ohne mich zu schämen...
 
D

Dominik Klama

Gast
Das ganze Elend der Laienlyrik in Internetforen auf wenige Zeilen komprimiert!

Wann werden an sich intelligente Menschen endlich begreifen, dass man im 21. Jahrhundert keine Texte mehr fabrizieren kann, die sich lesen, als kämen sie aus dem 19.? (Oder halt um den Preis, einen zopfigen Mist abgeliefert zu haben.)
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Dominik,

"Das ganze Elend der Laienlyrik in Internetforen auf wenige Zeilen komprimiert!

Wann werden an sich intelligente Menschen endlich begreifen, dass man im 21. Jahrhundert keine Texte mehr fabrizieren kann, die sich lesen, als kämen sie aus dem 19.? (Oder halt um den Preis, einen zopfigen Mist abgeliefert zu haben.)"

es mag seltsam klingen, aber schön, das du dich zu meinem Gedicht zu Wort meldest.
Natürlich ein Verriss, aber ein wunderbar, kurz und knackig formulierter.

Danke für die Wahrnehmung.

Ralf
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
ich denke über den begriff "laienlyrik" nach. müßte das gegenteil von "profilyrik" oder "berufslyrik" sein. berufslyrik - schön scheußlich, dieses wort. ein gedicht an und für sich. herrlich: berufslyrik. kann mich nicht satt dran hören bzw. lesen bzw. denken.
 

Regenzauber

Mitglied
seltsam, welche Sprache?

ich musste den Text mehrmals lesen - das ist zumindest ein Lob - bis ich mich "eingelesen" und akzeptierte.
Wo ich aber nicht weiter kann, ist die Frage, was das Echo kehrt, denn als Österreicher verstehe ich unter "kehren", was man bei jenen im Norden mit "fegen" bezeichnet. Vielleicht aber ist die Getrenntschreibung nur ein Übersehen und es sollte "wiederkehren" heißen?
Dann aber ist in der vorletzten Zeile ein Beistrich - zuviel oder fehlt ein zweiter - und vielleicht sollte die Träne sogar "derzeit" dem Duft nachlaufen?
 

Ralf Langer

Mitglied
Wenn ein Wort,
dem längst das Du entronnen
als Echo immer wiederkehrt,
wenn eine Lücke
in dem Mauerwerk
dir nur von diesem Stein erzählt:
Dann steigt ein Duft
- er ist von Rosen schwer,
und eine Träne läuft,
der Zeit erinnernd hinterher.
 



 
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