wenn gedanken verebben

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Perry

Mitglied
wenn gedanken verebben

es kommen dunklere zeiten klagen die möwen den tag
auf widerruf gestellt blutet der abend aus im meer
wohlwissend dass er als morgenröte wieder aufersteht

du möchtest gegen das vergessen anschreien doch auf
deiner zunge wandert eine düne weht mit jedem atemzug
sand in die kehle entlockt den stimmbändern nur krächzen

kurz sträuben sich die haare im nacken die wimpern
suchen am horizont flatternd nach aufhellung doch die
fällige flut des kommenden braust unaufhaltsam heran
 
Zuletzt bearbeitet:

Mimi

Mitglied
Sehr feinsinnige Lyrik, lieber Perry, die mir gut gefällt ... besonders das originelle Bild der flatternden Wimpern.

Gruß
Mimi
 

Marcson

Mitglied
Hi Perry,
leise Anklänge an "die gestundete Zeit" lese ich da heraus. "Es kommen härtere Tage. / Die auf Widerruf gestundete Zeit". Auch der Sand in Mund und Kehle korrespondiert mit Bachmanns Gedicht. Das finde ich gut.
Bist du ein bisschen abgerückt vom typischen Perry-Terzett oder ist da eine Leerzeile zu viel reingerutscht? ;)
Und ich glaube, es müsste "stimmbändern" heißen.
Schöne Bilder, gerne gelesen!
LG Marc
 

sufnus

Mitglied
Hi Perry!
Ja... wirklich coole Anklänge an die gestundete Zeit - und das find ich auch ganz besonders schön wie Du Bachmann- und Perry-Sound mit einander verwoben hast. :) Ich persönlich hätte die "flut" in der letzten Zeile erstmal nur als konkretes Naturphänomen dastehen lassen und sie nicht durch die Erläuterung "des kommenden" (für mein liking etwas zu erkärmäßig) als Metapher markiert. Dass hier metaphorisch gesprochen wird, merkt man, finde ich, gerade ja auch durch die Bachmann-Anspielung auch ohne den direkten Verweis auf besorgnisstimmendes Zukünftiges heraus. :)
LG!
S.
 

anbas

Mitglied
Moin Manfred,

ich habe diese Zeilen jetzt schon mehrfach und jedes mal wieder gerne gelesen. Die Metaphern und die Bilder, die Du entstehen lässt, sind große klasse!
Aus meiner Sicht müsste allerdings diese eine Freizeile nicht sein.

Liebe Grüße

Andreas
 

Perry

Mitglied
Hallo Mimi,
üblicherweise "klimpern" ja die Wimpern, aber hier schien mir ein Vorhang ähnliches Flattern passender. ;)
Freut mich, dass Dir die Wortbilder gefallen haben.
LG
Manfred

Hallo Marc,
ja da ist wohl auch etwas Sand ins Wort- und Darstellungsgetriebe geraten. ;)
Die Nähe zu Bachmanns Gedicht war mir gar nicht bewusst, aber da ich ihre Texte gern mag sehe ich es Gedankennähe.
Mal überlegen, ob ich einen Hinweis drunter schreibe oder den Text etwas "entschärfe."
Danke fürs konstruktive Feedback und LG
Manfred

Hallo Snufus,
danke auch Dir für die konstruktiven Hinweise.
Ich setz mich wohl nochmal dran, denn "erklärmäßig" soll der Text nicht unbedingt sein. ;)
LG
Manfred

Hallo Andreas,
ja die eine Leerzeile gehört da nicht hin.
Danke fürs positive Feedback und LG
Manfred
 



 
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