Wenn ich dich fühle

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Vera-Lena

Mitglied
Wenn ich dich fühle

Immer ist Licht
in deinen Augen
so hell,
dass ich die Farbe
nicht erkennen kann;
freue dich, sagt dein Blick,
weil ich mich an dir freue,
und mein Blut
durchjagt mich,
drängt zu dir hin,
aber mehr Nähe ist nicht,
als dass mein Puls
versucht,
mit dem deinen
zu schlagen,
und ein Haus ist nicht,
und kein Band,
und kein Zeitsein,
ein Fließen ist,
Weite
und
Entzücken.
 

Perry

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
es ist ein unerfülltes Hingezogensein, das du hier in gut nachvollziehbaren Bildern gemalt hast. Lediglich das Entzücken am Schluss will mir nicht so Recht munden, außer es hat vielleicht einen religiösen Aspekt. Gern gelesen!
LG
Manfred
 

Vera-Lena

Mitglied
Schau, schau, lieber Perry,

na das freut mich aber, dass Du den religiösen Aspekt herausgefunden hast.

Ich denke allerdings, dass man den Text auch ohne diesen Aspekt als schlüssig empfinden kann, denn das, was man so landläufig als platonische Liebe bezeichnet, ist auch immer von Entzücken begleitet. Entzücktsein spielt sich auf geistig-psychischer Ebene ab. So sehe ich das jedenfalls. Selbst eine Mutter ist entzückt von ihrem kleinen Kind.

Danke für Deine Rückmeldung!

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Rhea_Gift

Mitglied
Ah - religiös? Hätte auch einfach ein Liebesgedicht sein können... gefällt mir als letzteres gut, kann das grad gut nachfühlen... :)

LG, Rhea
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Rhea,

es freut mich, dass Dir der Text zusagt. Ja, wenn man gerade Ähnliches erlebt, ist man immer sehr angesprochen von Texten, die das eigene Erleben spiegeln.

Danke für Deine Antwort!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Der Andere

Mitglied
melodisch großartig gearbeitet, ich würde aber dennoch ein bisschen verdichten, ein paar bilder hielt ich für obsolet[teilweise abgegriffen], zum beispiel könnte es so aussehen:

Immer ist Licht
in deinen Augen
so hell,
dass ich die Farbe
nicht erkennen kann;
und mein Blut
durchjagt mich,
drängt zu dir hin,
aber mehr Nähe ist nicht,
als dass mein Puls
versucht,
mit dem deinen
zu schlagen,
und ein Haus ist nicht,
und kein Band,
und kein Zeitsein,
ein Fließen ist,
Weite
und
Entzücken[das wort gefällt mir hier auch nicht, hab aber kein alternativvorschlag]


letztlich doch weniger geworden, als ich dachte, aber die zwei zeilen brauchst du trotzdem nicht. sehr gern gelesen.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Anderer,

danke für Deine Rückmeldung!

Das stimmt schon, dass das Gedicht auch ohne diese zwei Zeilen auskommt. (Nun habe ich es aber ganauso erlebt und deshalb lasse ich es mal s so stehen, aber wenn ich meinen Krempel doch einmal einem Verlag anbieten sollte, werde ich sie wohl rausnehmen. In der Leselupe zeige ich mich immer gerne etwas persönliche, hier kann man sich das leisten, finde ich.

Auf das "Entzücken" hatte ich schon einmal, ich glaube in meiner Antwort an Perry, geantwortet, vielleicht schaust Du dort einmal.....

Dir liebe Grüße
Vera-Lena
 

Venus

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

eine Hommage an die Liebe, an das, was wir lieben ohne es zu halten. An das was uns berührt ohne gehalten zu sein.
Beinahe will ich meinen, dass mein Blick zur Sonne hin will. Sekunden im Garten wollen sein, wenn nur Frieden und Glück ist. Wenn alles gut (und das Kreuz erst morgen weh tut). Wenn der Duft einer Blume die Stimme stumm und wertlos macht. Wenn ich weiß, dass ich immer noch liebe. Immer noch. Und ewig.
Wenn Zeit ist -

Das ist so gradlinig wie die Spur deiner aneinandergereihten Silben. Ich mag es sehr. Es geht direkt ins dorthin...

Danke!
Gabriele
 
Hallo,

auch mir gefällt dein Gedicht...nur "muss" ich es etwas
anders lesen:

[blue]Immer ist Licht in deinen Augen so hell[/blue]

das ist man m.E. etwas unglücklich formuliert...denn niemand würde das weder sprachlich...noch gedanklich so ausdrücken...es gäbe mehrere Möglichkeiten:

Immer ist Licht in deinen Augen, so hell, dass.....

oder es so formulieren:

Licht ist in deinen Augen so hell, dass....

es gibt noch weitere Optionen, hängt natürlich davon ab, was genau Du sagen möchtest. Aber grundsätzlich würde ich meinen...das Licht ist nicht heller als sonst wo...aber die Augen spiegeln es heller...deshalb würde ich es auch so formulieren:

Deine Augen spiegeln das Licht so hell, dass...

Egal wie...ob so wie es da steht...oder wie immer man sich den Anfang denken mag...unter dem Strich steht ein gefühlvolles Gedicht... das den etwas unglücklichen Auftakt verzeiht.

Gruß
A.D.
 

Venus

Mitglied
Gestatte mir kurz,
dir zu widersprechen A.D.

Das ist Lyrik und nicht Prosa.

Lyirk denkt hinter dem Sprechen und spricht innerhalb der Gedanken. Lyrik ist auch neuer Wortschatz, ohne Kommata, ohne Semikolon, wenn man so will.

Soviele unterschiedliche Formen gestatten soviel mehr. Wenn man Lyrik in ihrer Gesamtheit sieht.
Sehen will.

Man muß nicht schreiben wie man spricht. Man darf.
Man darf aber auch schreiben wie man denkt.
Und Gedanken, lieber A.D. sind frei - solange sie innerhalb der Lyrik, deren (rechtmäßige) Form nicht kratzen.

Recht herzlich,
Gabriele
 
hallo venus

natürlich gestatte ich dir zu widersprechen...auch davon lebt ein solches forum und wenn alle gleicher meinung sind...dann wird das auf dauer ganz schön langweilig.
selbstverständlich gibt einem die lyrik viele freiheiten und in der poesie noch so viele mehr. was die interpunktion betrifft...da bin ich nicht ganz deiner meinung; wenn interpunktion...dann möglichst richtig...falls keine interpunktion...dann bitte auch konsequent ohne.

[blue]Immer ist Licht
in deinen Augen
so hell,
dass ich die Farbe
nicht erkennen kann;[/blue]

...ist definitiv kein satz(keine aussage) den (die) man so durchgehen lassen kann.

viele grüße
a.d.
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Venus,

danke für Deinen Kommentar.

Ja, es ging wohl hier wirklich darum, die Liebe selbst in Wörtern lebendig werden zu lassen. Es freut mich, dass Du das empfinden konntest.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Andere Dimension,

Jetzt mal den ersten Satz in Prosa:

Immer ist das Licht in deinen Augen so hell, dass ich die Farbe nicht erkennen kann.

Was habe ich nun gemacht? Ich habe nur den Artikel vor "Licht" herausgenommen und den Satz ein ganz klein wenig umgestellt. Das sind legitime Mittel der Lyrik.

Nun will ich aber erklären, was dieser Satz bedeutet:

Aus den Augen des Menschen strahlt bekanntlich seine Seele heraus. Um dieses Phänomen geht es mir. Ich wollte keine physische Wahrheit beschreiben, sondern eine psychische.

Das Lyri ist jedesmal hin und weg, wenn es von diesem Menschen angeschaut wird, weil das Licht seiner Liebe so strahlend ist, dass sich das Lyri komplett überwältigt fühlt. Im Nachhinein sagt es sich, welche Farbe haben die Augen dieses Menschen eigentlich? Und es weiß die Antwort nicht. Nun nimmt es sich vor, beim nächsten Mal auf die Augenfarbe zu achten, aber es klappt wieder nicht, denn wieder fühlt es sich vollständig im Innersten erschüttert.

Siehst Du, so viele Worte habe ich gebraucht, um das zu erklären, aber Lyrik kommt mit ganz wenigen Wörtern aus und hat zudem noch den Effekt, dass jeder Leser etwas Anderes in den Wörtern finden kann.

Ich danke Dir für Deine Hinweise und ich freue mich auch sehr, dass Dich der Text insgesamt anspricht.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Vera-Lena,

das zähle ich zu den wirklich schönen Liebesgedichten, wie sie hier leider viel zu selten zu lesen sind.

Du hast das Fliegen, das Abgehobensein und das Entzücken am anderen sprachlich ungemein treffend umgesetzt. - Wie gleichgültig scheint da eine Erfüllung dieser Liebe ...

Herzliche Grüße
Heidrun
 



 
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