Wenn im Herbst (Kyrielle)

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James Blond

Mitglied
Wenn im Herbst die Blätter fallen
gilt ihr Abschiedswinken allen,
die bald selbst die Hände falten.
Der November ruft die Alten.

Wo sie dann an trüben Tagen
müde werden, sich zu plagen
und für immer innehalten.
Der November liebt die Alten.

Weil sie schwarzen Vögeln gleichen,
die als Gruß aus Schattenreichen
schon den Ur-Ur-Ahnen galten.
Der November braucht die Alten.

Und aus Nebeln lässt sich lesen,
wenn die Nachricht heißt: Gewesen.
Ihre Welt wird still erkalten –
der November holt die Alten.
 

fee_reloaded

Mitglied
So sacht-traurig formuliert wie auch die Blätter fallen in deinem Gedicht, lieber James Blond.

Sehr sehr gerne gelesen und für einen Moment innegehalten. Danke!

LG,
fee
 
Hallo James,
obwohl ich Naturgedichte eher großräumig umfahre ... aber diesmal habe ich Rast gemacht.
Du hasf Mensch, Natur und Vergänglichkeit sehr gekonnt und besinnlich beschrieben.
Beislgrüße
 

Didi Costaire

Mitglied
Hallo James,

das ist ein sehr gutes Gedicht zum nahenden Totensonntag und es scheint mir auch ein besonders gutes Muster für die Kyrielle zu sein.

Schöne Grüße,
Dirk
 

petrasmiles

Mitglied
Ich meine einmal gelesen zu haben, dass die meisten alten Menschen im Frühling sterben - entgegen der Annahme, dass es Herbst oder Winter sein müsste. Vielleicht kämpft man eine Runde weiter, weil man unbedingt noch einen Frühling erleben will?
Der November als dieser 'Alten-Monat' ist also eine Mutmaßung der Lebenden - denn es ist stimmig, Dein 'Totenlied'.

Liebe Grüße
Petra
 

James Blond

Mitglied
Liebe Fee, lieber Hans, lieber Dirk, liebe Petra,

vielen Dank für die freundliche Aufnahme meiner Novemberzeilen, die angesichts des sonnigen Wetters vielleicht ein bisschen zu früh kommen, denn die richtig schwarzen Novembertage folgen ja erst noch. Doch geht es hier auch mehr um den "inneren" November, unsere Vorstellung von einer Zeit der Toten, der Gräber und des Abschiednehmens, die sich in dieser Form anbot.

So sacht-traurig formuliert wie auch die Blätter fallen in deinem Gedicht, lieber James Blond.
Ja, das stimmt hoffentlich. Ich versuche bei solchen Themen eine überladene Sprache möglichst zu vermeiden.
Du hast Mensch, Natur und Vergänglichkeit sehr gekonnt und besinnlich beschrieben.
Freut mich, wenn du hier dem lyrisch strapazierten Thema noch etwas abgewinnen konntest.
das ist ein sehr gutes Gedicht zum nahenden Totensonntag und es scheint mir auch ein besonders gutes Muster für die Kyrielle zu sein.
Tja, hier schließt sich die Kyrielle wohl wieder enger ans Liturgische, was ihr auch bekommt. Totensonntag ist leider erst in zwei Wochen ...

Ich meine einmal gelesen zu haben, dass die meisten alten Menschen im Frühling sterben - entgegen der Annahme, dass es Herbst oder Winter sein müsste. Vielleicht kämpft man eine Runde weiter, weil man unbedingt noch einen Frühling erleben will?
Der November als dieser 'Alten-Monat' ist also eine Mutmaßung der Lebenden - denn es ist stimmig, Dein 'Totenlied'.
Es stimmt, was du schreibst, Petra: Der November spielt in unserer Empfindung eine letalere Rolle, als es die Sterbestatistik bestätigt. Danach folgt der Höhepunkt erst in den Monaten Dezember bis März. Man könnte es auch so ausdrücken: Der November kündigt an, was sich nachfolgend vollzieht.

Habt vielen Dank für das freundliche Lob!

Liebe Grüße
JB
 

anbas

Mitglied
Moin James,

Dein Herbstgedicht gefällt mir ausgesprochen gut (aus purer Rücksichtnahme gebe ich Dir nicht die 5 Sterne ;)). Es zeigt auch wieder mal, dass selbst - wie Du es nennst - "lyrisch strapazierte Themen" immer wieder neu und gut beschrieben werden können.

An den inneren Herbst hatte ich beim Lesen auch gedacht.


Liebe Grüße

Andreas
 

James Blond

Mitglied
Ach ja – mein Sternchenbann ist längst aufgehoben, vergeben und vergessen, lieber Andreas ;)
Doch freue ich mich auch nach wie vor über jeden Text zu meinen Gedichten.

Liebe Grüße
JB
 

Mimi

Mitglied
Lieber James Blond,
ich kann mich meinen Vorkommentatoren nur anschließen ... eine schöne Kyrielle.
Der leicht wehmütige Grundton des Gedichts, den der Herbst oft mit sich bringt, lässt den Leser etwas innehalten und nachsinnen ...

Gruß
Mimi
 

James Blond

Mitglied
Lieber James Blond,
ich kann mich meinen Vorkommentatoren nur anschließen ... eine schöne Kyrielle.
Der leicht wehmütige Grundton des Gedichts, den der Herbst oft mit sich bringt, lässt den Leser etwas innehalten und nachsinnen ...

Gruß
Mimi
Hallo liebe Mimi,
es freut mich, wenn diese wehmütige Kyrielle dein Gefallen findet.

Liebe Grüße
JB
 



 
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