Wenn nur noch die Guten tun dürften

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Es scheint, Dichter Erdling, dass um dieses Werk gern ein Bogen gemacht wird. Was mich betrifft, ich habe es schon wiederholt gelesen und es insgesamt recht gelungen gefunden. Nur zwei Punkte haben mich (immer zurückhaltend und bescheiden) abwarten lassen, ob vielleicht andere etwas äußern würden: 1. Mir ist ein Rätsel, worauf mit dem "Legehuhn" angespielt wird. - 2. Die drittletzte Zeile kommt mir vergleichsweise weniger gelungen vor.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Wenn wer was tun darf?

Es kommt doch nicht darauf an, wer was tut, sondern was er tut. Wer Odessa vermint, hat Hungertote auf dem Gewissen, Millionen, zig Millionen, hundert Millionen.
Dabei ist die Befehlskette und die Organisation des Verbrechens entscheidend.

Die Schlußfolgerung des letzten Verses ist falsch, Sie ist eine primitive Provokation.
 
Wer Odessa vermint, hat Hungertote auf dem Gewissen, Millionen, zig Millionen, hundert Millionen.
Ein Rechtsstandpunkt allein macht keinen satt. Es bedarf dazu praktischer (Handels-)Politik.

Aufschlussreich ein Blick auf die weltweiten Exportmengen von Weizen:


Die Ukraine stand bisher erst an 6. Stelle der Exportländer. Die fünf vorangehenden bringen es zusammen allein schon auf ca. 70% - Ukraine: 8,48%. Problematisch ist die Lage nur für eine begrenzte Zahl von Importländern, auch aufgrund der weltweiten Preissteigerung. Ihre Versorgung könnte, ähnlich wie bei Gas und Öl, durch Wechsel der Bezugsquellen und ggf. Subventionierung durch internationale Geldgeber gesichert werden.

Die Blockade des Hafens von Odessa ist ohne Zweifel moralisch und rechtlich zu verurteilen. Nur das im Blickfeld zu haben, löst das Problem jedoch nicht, sondern verschärft es. Nach meinem Eindruck würden einige NATO-Staaten (Großbritannien, baltische Länder, Polen) die Odessa-Blockade am liebsten dazu missbrauchen, den militärischen Konflikt hochzufahren.

Ich wollte es hier eigentlich bei Textarbeit bewenden lassen, aber wenn der Redakteur in eine allgemeine politische Diskussion eintritt, darf ich wohl darauf eingehen.
 
Aloha Arno Abendschön!

Hab Dank für die Rückmeldung - das freut einen doch immer, wenn man nicht völlig ins Leere schreibt.

Ad1.) Gemeint ist damit wenig kryptisch das ganz profane Huhn, das Eier legt, mit dem Handel getrieben wird eben wie mit anderen Gütern und „Dingen“. (Bin da nicht so umständlich „bedeutungsschwanger“)

Ad 2.) Vielleicht hast du auch Verbesserungsvorschläge für die gewisse Zeile?
Ich finde die wichtig, die reflektiert immerhin den Titel.

Ansonsten noch einen schönen Abend wünscht dir


Erdling
 
Hallo Mondnein!

Ich finde, es ist keine Provokation, sondern simple Tatsache, dass „wir“, die wir uns ja per se als „die Guten“ begreifen, recht munter Handel treiben wie es uns beliebt, auch wenn wir es dabei fallweise mit deklarierten Menschenrechtsbrechern und anderen „bösen“ Schurken treiben.
Solange dieses Treiben keinem größeren Ganzen im Weg ist, haben „wir“ damit ja so gar kein Problem. „Wir“ säbeltanzen lustig mit despotischen Ölscheichs und Robert Habeck verbeugt sich in Katar vor… naja, lupenreinen Demokraten und Werteverteidigern sicher nicht. Aber alles kein Problem, noch nie gewesen, solange…
Ja, solange eben nicht an den ganz großen Geostrategien, alten Feindschaften und Machtblöcken gekratzt wird.
„Nur kein Handel mit dem Russen“ ist die Devise, als würde andere Länder, allen voran die USA, keinen Krieg führen, keine Aggressionsgelüste an den Tag legen und das eigene Wohl nicht über alles stellen.
Diese „Moral“ ist doch zum Kotzen und kann ohne Gänsefüßchen gar nicht stehen bleiben.
Ist meine Meinung.

Mit liebem Gruß,


Erdling
 
Tja, Dichter Erdling, ich bin aber doch kein Lyriker ... Ich lese nur und registriere dabei, was mir sprachlich zusagt oder es nicht tut. Hier konkret fand ich alle Zeilen mit der einen Ausnahme ausgezeichnet, den Titel allerdings auch nicht. "Tun" als isoliertes Verbum ohne folgendes Objekt ist wenig aussagekräftig. Der Titel ist so auf einem viel niedrigeren sprachlichen Niveau als das Gedicht selbst mit den meisten seiner Zeilen. Ich glaube da einen Bruch wahrzunehmen, und dass diese Titelzeile noch mal aufgegriffen wird, heilt ihn nicht. Das Huhn scheint seine Existenz hier dann vor allem dem Reimzwang zu verdanken.

Ich muss für heute bald aufhören. Falls mir noch ein Vorschlag einfällt, melde ich mich später mal. Für routinierte Lyriker sollte es ein Leichtes sein, eine brauchbare Alternative zu finden.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 



 
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