Wir haben eine lange, aufregende Reise hinter uns. Wir haben nervigen Grenzbeamten getrotzt, haben Sturm und Wellen überlebt, haben uns von unverschämten Ormeggiatori abzocken lassen und zähneknirschend die Wucherpreise in italienischen Yachthäfen bezahlt. Und selbst als wir uns in die Rhone gerettet haben war unsere Odyssee nicht vorbei. Der Mistral wehte uns mit 9 Windstärken fast vom Boot.
Doch ich weiß, es gibt noch Schlimmeres, denn wir werden uns im Doubs mit Freunden treffen und ich sehe aus wie die einzige Überlebende einer Polarexpedition. In Tournus erkenne ich blitzartig die Alternative: Friseur.
Im April musste mir mein Friseur unter Androhung von drastischen Sanktionen, dass er mindestens 6 Monate halten muss, einen Stoppelkopf verpassen. Wie das Leben die lästige Angewohnheit hat immer weiterzugehen, haben Haare die unangenehme Eigenschaft zu wachsen. Sie sind in diesem Tun genauso unzuverlässig wie Friseure. Sie wachsen genauso unmöglich wie die Friseure schneiden. Auf jeden Fall nie so wie man es gerne hätte. Meine eigenen dilettantischen, aber preiswerten Schnitte mit der Schnittlauchküchenschere enden meist mit dem Erfolg, dass ich mich künftig von hinten an jeden Spiegel heranschleichen muss, was evtl. bedingt durch eine gewisse kleinbürgerliche Enge bei meinen Dimensionen mit einigen Unannehmlichkeiten verbunden sein kann.
Ich hasse Friseure jeden Geschlechts. Man muss Haare lassen und ich hasse es Haare zu lassen. Ist man unterwegs und es tritt der Notfall eines Haarschnitts ein, hat man nicht einmal die Chance durch gründliches Umhören eine kleine Vorauswahl zu treffen. Man stolpert in einen Laden in der Hoffnung, dass man diesen ohne größere Verstümmelung auch wieder verlassen kann. Vielleicht war ja van Gogh gar nicht irre, sondern nur beim Friseur. Die Optik der anwesenden Friseurinnen rangiert oft zwischen Geisterbahn und Fasching. Grüne und blaue Streifen ziehen sich durch rote oder gelbe, manchmal auch pechschwarze Haare, die in stracken, harten Balken vom Kopf abstehen, sich wie die Schlangen der Medusa in erschreckend grotesken Windungen um Ohren und Nacken ringeln oder wie ein Wischmob direkt Richtung Struwwelpeter zielen.
Tiefschwarz umrandete Augen und die Benutzung eines dunklen Lippenstifts, verleihen seiner Trägerin eine gewisse Strenge und die Glaubwürdigkeit eines Zombies. Mit lustvoll gefletschten Zähnen und vibrierendem Piercing im Nasenloch wirst du genötigt deine Kehle jedem Angriff völlig nackt darzubieten.
Zur körperlichen Abhärtung und Ertüchtigung wirst du erst kochend heiß, dann eiskalt geduscht. Dann erfolgt der Totalangriff mit der Schaumkanone. Der Schaum kriecht dir in den Nacken und lässt den Hammer im hintersten Winkel deines Gehörganges dröhnend auf den Amboss donnern. Im Zehn-Schwarzkrallen-System versucht dir der Zombie die Kopfhaut abzuziehen. Wenn dir der Schaum in die Augen gekrochen ist und du leise wimmernd auf dein Ende wartest, wirst du mit einstudierter Dramatik gefragt ob's auch gut tut. Und weil du die Lippen fest zusammenpressen musst, um zu verhindern, dass der Schaum dir nicht nur außen sondern auch innen an der Kehle runter läuft und du auch nicht die Chance hast den Kopf zu bewegen, da dein Genick immer noch von den Schwarzkrallen-Angreifern auf das Lavoir wie auf das Unterteil eines Schafotts gepresst wird, beginnt die Prozedur von vorne. Verbrühen, verkühlen, einschäumen, skalpieren, verbrühen, verkühlen.
Bevor du so richtig zu dir kommst, wickelt man dir ein Brett um den Kopf, gibt deinem Stuhl einen Stoß und katapultiert dich direkt vor einen Spiegel. Die Jammergestalt, die dir entgegensieht, wird mit einem Scheinwerfer angestrahlt, damit du diesen Anblick auch ja richtig genießen kannst. Irgendwie gelingt es einem immer die Ströme von Wasser aus den Ohren zu bohren, während dir die Feuchtigkeit vom Nacken bereits Richtung Steiß gekrochen ist.
„Ich habe am Oberkopf einen Wirbel, lassen sie die Haare da ein Stückchen länger!“ oder „ Schneiden sie bitte hier am Wirbel gar nichts ab!“ oder in perfektem französisch „ ne coupez pas ici!“ Wird gnädig ignoriert. Erst einmal darauf aufmerksam gemacht, ist das die Stelle, die als erstes sämtliche Haare verliert. Mit dem Ergebnis, dass man morgens aufsteht und einen Hinterkopf wie ein Neandertaler hat. Was dazu führt, dass sich zu den Quetschfalten auf deinen Wangen auch noch eine dicke Kummerfalte gesellt, du somit aussiehst als hättest du drei Nächte auf einem Friedhof verbracht und dich künftig wieder von hinten an jeden Spiegel heranschleichen musst.
Mit einer Ladung Schmieröl wird schonungsvoll das Drama kaschiert und der folgende Giftgasangriff, den sie Haarspray nennen raubt dir den Atem und lässt die Augen tränen, damit du die Tragödie kurzzeitig leicht verschwommen ignorieren kannst.
Dafür bist du dann günstigenfalls 30 Euro los und fragst dich ernsthaft warum du den Schnittlauch nicht einfach wachsen lässt und irgendwann zu einem preisgünstigen Dutt oder Zopf drehst!
Da ich, wie die meisten weiblichen Wesen von typisch femininer Gefallsucht gefoltert werde, bleibt zu hoffen, dass unsere Freunde trotz oder wegen aller durchlittenen Qualen noch eine gewisse Ähnlichkeit mit mir erkennen können.
Doch ich weiß, es gibt noch Schlimmeres, denn wir werden uns im Doubs mit Freunden treffen und ich sehe aus wie die einzige Überlebende einer Polarexpedition. In Tournus erkenne ich blitzartig die Alternative: Friseur.
Im April musste mir mein Friseur unter Androhung von drastischen Sanktionen, dass er mindestens 6 Monate halten muss, einen Stoppelkopf verpassen. Wie das Leben die lästige Angewohnheit hat immer weiterzugehen, haben Haare die unangenehme Eigenschaft zu wachsen. Sie sind in diesem Tun genauso unzuverlässig wie Friseure. Sie wachsen genauso unmöglich wie die Friseure schneiden. Auf jeden Fall nie so wie man es gerne hätte. Meine eigenen dilettantischen, aber preiswerten Schnitte mit der Schnittlauchküchenschere enden meist mit dem Erfolg, dass ich mich künftig von hinten an jeden Spiegel heranschleichen muss, was evtl. bedingt durch eine gewisse kleinbürgerliche Enge bei meinen Dimensionen mit einigen Unannehmlichkeiten verbunden sein kann.
Ich hasse Friseure jeden Geschlechts. Man muss Haare lassen und ich hasse es Haare zu lassen. Ist man unterwegs und es tritt der Notfall eines Haarschnitts ein, hat man nicht einmal die Chance durch gründliches Umhören eine kleine Vorauswahl zu treffen. Man stolpert in einen Laden in der Hoffnung, dass man diesen ohne größere Verstümmelung auch wieder verlassen kann. Vielleicht war ja van Gogh gar nicht irre, sondern nur beim Friseur. Die Optik der anwesenden Friseurinnen rangiert oft zwischen Geisterbahn und Fasching. Grüne und blaue Streifen ziehen sich durch rote oder gelbe, manchmal auch pechschwarze Haare, die in stracken, harten Balken vom Kopf abstehen, sich wie die Schlangen der Medusa in erschreckend grotesken Windungen um Ohren und Nacken ringeln oder wie ein Wischmob direkt Richtung Struwwelpeter zielen.
Tiefschwarz umrandete Augen und die Benutzung eines dunklen Lippenstifts, verleihen seiner Trägerin eine gewisse Strenge und die Glaubwürdigkeit eines Zombies. Mit lustvoll gefletschten Zähnen und vibrierendem Piercing im Nasenloch wirst du genötigt deine Kehle jedem Angriff völlig nackt darzubieten.
Zur körperlichen Abhärtung und Ertüchtigung wirst du erst kochend heiß, dann eiskalt geduscht. Dann erfolgt der Totalangriff mit der Schaumkanone. Der Schaum kriecht dir in den Nacken und lässt den Hammer im hintersten Winkel deines Gehörganges dröhnend auf den Amboss donnern. Im Zehn-Schwarzkrallen-System versucht dir der Zombie die Kopfhaut abzuziehen. Wenn dir der Schaum in die Augen gekrochen ist und du leise wimmernd auf dein Ende wartest, wirst du mit einstudierter Dramatik gefragt ob's auch gut tut. Und weil du die Lippen fest zusammenpressen musst, um zu verhindern, dass der Schaum dir nicht nur außen sondern auch innen an der Kehle runter läuft und du auch nicht die Chance hast den Kopf zu bewegen, da dein Genick immer noch von den Schwarzkrallen-Angreifern auf das Lavoir wie auf das Unterteil eines Schafotts gepresst wird, beginnt die Prozedur von vorne. Verbrühen, verkühlen, einschäumen, skalpieren, verbrühen, verkühlen.
Bevor du so richtig zu dir kommst, wickelt man dir ein Brett um den Kopf, gibt deinem Stuhl einen Stoß und katapultiert dich direkt vor einen Spiegel. Die Jammergestalt, die dir entgegensieht, wird mit einem Scheinwerfer angestrahlt, damit du diesen Anblick auch ja richtig genießen kannst. Irgendwie gelingt es einem immer die Ströme von Wasser aus den Ohren zu bohren, während dir die Feuchtigkeit vom Nacken bereits Richtung Steiß gekrochen ist.
„Ich habe am Oberkopf einen Wirbel, lassen sie die Haare da ein Stückchen länger!“ oder „ Schneiden sie bitte hier am Wirbel gar nichts ab!“ oder in perfektem französisch „ ne coupez pas ici!“ Wird gnädig ignoriert. Erst einmal darauf aufmerksam gemacht, ist das die Stelle, die als erstes sämtliche Haare verliert. Mit dem Ergebnis, dass man morgens aufsteht und einen Hinterkopf wie ein Neandertaler hat. Was dazu führt, dass sich zu den Quetschfalten auf deinen Wangen auch noch eine dicke Kummerfalte gesellt, du somit aussiehst als hättest du drei Nächte auf einem Friedhof verbracht und dich künftig wieder von hinten an jeden Spiegel heranschleichen musst.
Mit einer Ladung Schmieröl wird schonungsvoll das Drama kaschiert und der folgende Giftgasangriff, den sie Haarspray nennen raubt dir den Atem und lässt die Augen tränen, damit du die Tragödie kurzzeitig leicht verschwommen ignorieren kannst.
Dafür bist du dann günstigenfalls 30 Euro los und fragst dich ernsthaft warum du den Schnittlauch nicht einfach wachsen lässt und irgendwann zu einem preisgünstigen Dutt oder Zopf drehst!
Da ich, wie die meisten weiblichen Wesen von typisch femininer Gefallsucht gefoltert werde, bleibt zu hoffen, dass unsere Freunde trotz oder wegen aller durchlittenen Qualen noch eine gewisse Ähnlichkeit mit mir erkennen können.