Hallo, Stoffeline,
"Für dich ist immer Vollmond" - beim ersten Lesen dachte ich "Wow"
es klingt nämlich phantastisch.
Je länger ich es aber lese, desto mehr komme ich irgendwie
zu der Überzeugung, hier einen Widerspruch gefunden zu haben.
In der ersten Strophe steht, daß in der genannten Person am Morgen das Tier
erwacht und daß sie dann mit den Wölfen heult. Soweit so klar.
Am Abend dann verkriecht sie derjenige aber, wahrscheinlich
traurig und deprimiert und wünscht sich kein Tier (Wolf) zu sein,
sondern ein Mensch. In diesem Moment heult er aber sicher
nicht wolfsmäßig den Mond an.
Ein Wolf muß aber immer zwanghaft den Mond anheulen -
Es sei denn, an besagten Abenden ist der Vollmond nicht sichtbar.
Im Gedicht steht aber: "Für dich ist immer Vollmond".
Somit müßte diese Person eigentlich rund um die Uhr heulen/heulen
müssen. Irgendwie gerate ich hier aus dem Tritt.
Jetzt kommt mein eigene Erklärung - eine andere Interpretation sozusagen.
Die Zeilen: "Für dich ist immer Vollmond" könnte man auch anders
deuten und zwar: tagsüber heult die Person mit den Wölfen
und treibt ihr Unwesen - abends und wahrscheinlich auch nachts
heult er anders. Das bedeutet, er heult über seine verpfuschte
Person, über sein Unwesen. Hier hätte das "Heulen" dann eine
andere Bedeutung und zwar, zu deutsch gesagt: "Er plärrt
in sein Taschentuch und ist zerknirrscht über sein Treiben
tagsüber. Und er wünscht sich ein guter Mitmensch zu sein."
Somit ist für ihn wirklich "immer Vollmond" - er heult
dann tatsächlich rund um die Uhr. Mal boshaft, mal zerknirrscht.
Ich glaube, hier habe ich wohl meine eigenen Zweifel ausgelöscht.
Bleibt noch eine dritte Version: Klopfstock hat wieder mal
gar nüscht verstanden?
Liebe Grüße
Klopfstock