Wie der Fuchs läuft

Redskin

Mitglied
Friedlich still, etwas kalt, doch recht hell schläft das Land.
Weiße Flocken liegen viele, weiche Wellen wie am Strand.
Wo ich bin, noch Licht des Hauses,
Wo ich hin, schwarz, weiß und grau,
Die Frage nicht wie lange dauert‘s,
Eher wag ich‘s? Ja, ich lauf!

Friedlich still liegt das Land, doch recht hell, wie auch alt,
Gar bei Nacht Schneeweißschnee: Schneeweißstill, schneeweißkalt.
Was mir klar ist und gewesen, kleine Kälte, kurze Zeit,
Doch die Helligkeit wirkt Wunder und so seh‘ ich wo ich schreit.
Nicht zu leuchtend, aber da, gar nicht strahlend, dass es gleißt,
Schneeweißweiß schläft das Land, Schneeweißflocken schlummern leis‘.

Friedlich still liegt das Land, doch der Wind beklagt sein Leid,
So von Wegen die er wandert und von Wegen ganz allein.
Schleicht da Einer? Läuft ein Andrer? Geht er flugs weil es ihn eilt?
Kleine Spuren eines Tieres, kam ein Fuchs hier grad vorbei?
Seh‘ ich Spuren? Sind es seine? Sieht er meine? Schwenkt er ein?
Kleiner Gast? Kurze Rast? Oder dafür keine Zeit?

Meinen Weg heut wähl ich selbst aus, denn kein andrer ist gelegen,
Nur der Rückweg ist schon meiner, oder seiner schon gewesen?
Ist er rastlos heute wandern, sind nicht taub schon seine Pfoten,
dass nun Eile in die Wärme seines Hauses ist geboten?
Wer wird’s wissen, hier und heute, wer wird morgen danach fragen,
Wenn vergeblich ist die Suche nach den weiß bedeckten Pfaden.

Schneeweißland ist wohl durchlaufen und das Haus steht wo gewohnt.
Kleiner Weg, mit kleiner Kälte, auch der Wind hat mich geschont.
Weg erfolgreich, steh ich draußen, vor der Türe warmes Licht,
Bin gelaufen und gelaufen doch viel dunkler wurd‘ es nicht.
Bin gelaufen wie der Fuchs lief, läuft er weiter? Ich könnt‘ wetten!
So lief ich zum Automaten für nur ein paar Zigaretten.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
das holpert sehr, ich glaube, der text würde sehr gewinnen, wenn du ihn ausdünnen würdest und klanglich ordnest, indem du überflüssiges streichst. als beispiel mal die letzten beiden zeilen;

Bin gelaufen wie der Fuchs lief, läuft er weiter? Ich könnt‘ wetten!
So lief ich zum Automaten für nur ein paar Zigarretten.
so in etwa betone ich das, oder will ich das betonen, wenn ichs lese, spätestens in der zweiten zeile, muss ich stolpern. eigentlich schon in der ersten, weil man sie zwar wie obrn betonen kann, aber gegen den natürlichen sprachfluss.

mann könnte daraus das machen;

Gelaufen bin ich, wie der Fuchs, er läuft noch, ich könnt wetten
so laufe ich zum Automaten, bloß für Zigarretten
oder so was ähnliches. auf jeden fall ausdünnen, denke ich, würde den text besser machen :)

lg
patrick
 

Redskin

Mitglied
Hallo Patrick Schuler,

Hm, also wenn ich den Text lese holpert er an keiner Stelle. Ich habe den Text aber auch schon weiteren Leuten gezeigt, die anfangs eben auch Stellen gefunden haben die sie als holprig empfanden. Wenn ich den Text dann allerdings rezitiert habe, wurden die Stellen nicht mehr als holprig empfunden!

Die Frage die ich mir jetzt stelle ist, wie ich denn innerhalb des Textes meine Betonungen signalisieren/verdeutlichen kann, ohne mich darauf verlassen zu müssen wie der Leser seine Betonungen selbst setzt?
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
na ja, das lässt sich nicht verhindern, deswegen gibt es ja metrik, die nicht nötig ist, wenn man im schreiben geschult ist, aber ich denke am anfang sollte man metrisch geordnet schreiben. ich würde dir auch wirklich empfehlen den text komplett auszudünnen, weil er einfach überfrachtet wirkt, obwohl sich mir der sinn dieser überfrachtung nicht erschließt :) aber hey, ich glaube, du hast talent. bin mal gespannt wie deine text in einem jahr aussehen, falls du uns nicht vorzeitig verlässt ;)

lg
patrick
 

Redskin

Mitglied
Wenn du von ausdünnen sprichst, meinst du die Gesamtlänge, die Versdichte oder beides zugleich? Also geschult bin ich im Schreiben definitiv nicht. Klar merke auch ich mal wenn ein Satz zu viele Silben beinhaltet, im Vergleich zu dem vorherigen, aber metrisch geordnet hab ich auch noch nicht geschrieben! Das sollte ich mir wohl echt einmal anschauen!

aber hey, ich glaube, du hast talent. bin mal gespannt wie deine text in einem jahr aussehen, falls du uns nicht vorzeitig verlässt
Also momentan halte ich noch tapfer die Deckung hoch! :-D Nein Spaß, ich denke das Kritik in ihrer Gesamtheit oft die Realität widerspiegelt!

Danke für das Kompliment! ;-)
 

James Blond

Mitglied
Hallo Redskin,
kommst du vom Rap? Mir scheint es so.

Ich schlage vor, du kennzeichnest wie Patrick es vorgemacht hat, die Stellen im gesamten Text, so wie du sie betonen würdest. Das bringt vielleicht etwas Licht ins Dunkel.

Grüße
JB
 

Redskin

Mitglied
Hallo James,

mit deiner Vermutung liegst du richtig!! ;)

Ich wage mal einen Versuch! Da ich die letzten Jahre hauptsächlich Freestyle-Rap praktiziert habe - also quasi nichts in dieser Hinsicht geschrieben und mir alles spontan erdacht.

Friedlich still, etwas kalt, doch recht hell schläft das Land.
Weiße Flocken liegen viele, weiche Wellen wie am Strand.
Wo ich bin, noch Licht des Hauses,
Wo ich hin, schwarz, weiß und grau,
Die Frage nicht wie lange dauert‘s,
Eher wag ich‘s? Ja, ich lauf!
Ich hoffe ich konnte damit ansatzweise etwas Licht in das Dunkel bringen!
 

Redskin

Mitglied
Nein, zu doof bist du sicher nicht! Ich denke es liegt auch daran, dass die Betonung hierbei nur einen wichtigen Faktor darstellt! Wenn ich beim Rap z. B. auf einen 4/4 Takt meinen Endreim immer auf die Snair des Instrumentals setzen möchte, sollte ich an eben dieser Stelle (wenn die Snair einsetzt) immer hören ob mein Vers zu lang gewesen ist (zu viele Silben etc.).

Das bedeutet aber auch, dass ich beim Rap in der Lage sein sollte einzelne Wörter schneller oder langsamer auszusprechen oder Atempausen passend zu setzen.

Ich denke eher die Problematik ist, das ich es gerade nicht leicht finde all das zu visualisieren! :D
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich denke eher die Problematik ist, das ich es gerade nicht leicht finde all das zu visualisieren! :D
ich denke, das ist der falsche weg. du solltest mmn. texte, die du in musik umsetzen willst trennen von texten, die der leser stumm liest. dafür müsstest du eben die silbenbetonung herannehmen. in deinem beispiel betonst du ja sogar ganze wörter; "flocken, viele" oder wörter, die aufeinandefolgen; "wag ich's"

das funktioniert gelesen einfach nicht; hier mal als übungsansatz die erste strophe von rilkes panther;

sein Blick ist vom vorübergehn der Stäbe
so
müd geworden das er nichts mehr hält
ihm ist als ob es tausend Stäbe be
und
hinter tausend Stäben keine Welt
du siehst; 5 jambische Hebungen (betonte silben in rot) und zweimal jeweils weibliche und männliche kadenzen (endsilbenbetonung. männlich=betont. weiblich=unbetont)

versuch mal, das gedicht so zu ordnen, dann wird es weniger holpern :)
 

Redskin

Mitglied
Ja, da hast du wohl Recht! Natürlich ist der vorliegende Text kein Raptext, aber ich habe ihn mit der gleichen Herangehensweise verfasst.

Danke für den Übungsansatz! Also rein optisch gesehen, werden die betonten Silben hierbei stets von einer unbetonten Silbe abgelöst.

Ah, ich vermute mal, dass ich meine Betonungen vollkommen anders gesetzt habe, da ich eine Betonung wie sie auch hier im Panther zu lesen ist, als eine "vehementer" ausgesprochene Silbe sehe (sein BLICK ist VOM vorÜBerGEHN .... ).

Aber das ist falsch? Und kling auch echt schräg ...

Wenn ich aber über die erste Strophe von Rilkes Panther wie eine Art Metronom lese, ist mir vollkommen klar, warum und in welchem Abstand die Betonungen gesetzt sind!
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ah, ich vermute mal, dass ich meine Betonungen vollkommen anders gesetzt habe, da ich eine Betonung wie sie auch hier im Panther zu lesen ist, als eine "vehementer" ausgesprochene Silbe sehe (sein BLICK ist VOM vorÜBerGEHN .... ).
nö, ist absolut richtig. die betonung sind übrigens nichtmals gefühlssache, die kannst du auch online im duden nachlesen. es gibt gewissermaßen vier feste strukturen;

1: jambus =xXxX usw..
2: trochäus = XxXx usw.
3: daktylus = XxxXxx usw.
4: anapäst = xxXxxX usw.

drei und vier kannste getrost außer acht lassen, diese metrik wird eigentlich nur dann wichtig, wenn du salbungsvoll sabbeln willst, oder limericks schreibst.

dein erster text war doch zb. ein sonett. ein sonett, wird im 5hebigem jambus geschrieben, also; xXxXxXxXxX(x)

wenn dir das in fleisch und blut übergegangen ist, kannst du natürlich auch bewusst den rhythmus brechen und so zu einem "originellerem" tonfall finden.
 



 
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