Wie ich einmal die Sonne anbrüllte

klaatu

Mitglied
Plötzlich fand ich mich
auf einem scheinbar endlosen Feld wieder.

Ich war nackt
und die Sonne
brannte brutal
in meinem Nacken.

Falls ich einmal gewusst hatte,
wie ich dorthin gekommen war,
hatte ich es nun vergessen.

Verwirrt drehte ich mich um
und brüllte die Sonne an.

Erst schien sie zu wachsen,
dann kreischte sie zurück
wie eine verrückte Hexe.

Heißer Wind blies mir ins Gesicht
und ich hörte mein Trommelfell platzen.

Spürte, wie meine Augen schmolzen
und meine Haut vom Fleisch gerissen wurde ...


... Ich wachte auf.

Das Bier in meiner Hand war umgekippt
und hatte bereits Ameisen angelockt.
Mein ganzer Körper brannte.

Ich drehte meinen Kopf
direkt in Richtung der Hitze
und begann zu schreien.
 

Wipfel

Mitglied
Hi Klaatu,

Als Gregor Samsa
Eines Morgens aus
Unruhigen Träumen erwachte,
Fand er sich in seinem Bett
Zu einem ungeheueren
Ungeziefer verwandelt

Er lag auf seinem
Panzerartig harten Rücken und sah,
Wenn er den Kopf ein wenig hob,
Seinen gewölbten, braunen,
Von bogenförmigen Versteifungen
Geteilten Bauch

Auf dessen Höhe sich
Die Bettdecke, zum gänzlichen
Niedergleiten bereit,
Kaum noch erhalten konnte.


Meinst du, dass sei ein Gedicht? Nur weil ein Zeilenumbruch es dazu macht?

Grüße vom wipfel
 

klaatu

Mitglied
Ja, ich würde das anstandslos als Prosagedicht akzeptieren. Mein Text ist dazu noch reduzierter als der von Kafka und in sich abgeschlossen, von daher...

LG
k
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Hallo Wipfel!

Du schreibst eigentlich nicht so viele Gedichte.

Die wenigen, die ich aber von Dir lese, sind genauso prosaisch wie dieses von klaatu hier.

grusz, hansz
 

Monochrom

Mitglied
Hi,

ich denke ebenfalls, dass dieser Text nicht mehr so ganz in die Lyrik passt.

Ganz unabhängig von der Qualität vermisse ich einfach Bausteine, an denen ich Lyrik für mich ausmache.

- Inhaltliches Spiel mit Enjambements
- Metaphern
- Sprachbilder, die weiter getragen werden
- Metaebenen (dieser Text hat eine, die ist aber eher ein Traumzustand)
- Reime
- Metrik
- Rhythmus
- Betonungsspiel der Silben
- Klangfarben, Klangkonstrukte, Klangspiel.

Der Text bietet für mich da wenig bis nichts. Ich neige dazu, Wipfels Ansicht zu bekräftigen, dass dies weniger Lyrik als Prosa ist.

Grüße,
Monochrom
 



 
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