Als kürzestes Gedicht der Welt soll das Poem „Blood“ gelten! Warum? Ein Rätsel. Sicher, es ist ein eigenständiger Begriff und ein Substantiv. Von derartigen Wörtern gibt es jedoch mehr, vor allem noch kürzere. Zum Beispiel „Cow“, um bei der englischen Sprache zu bleiben. Ebenso gehört der Überraschungsausruf „o“ („O“) dazu. Weshalb nun jenem Wort („Blood“) die Krone zuerkannt worden sein soll und nicht diesem („O“), war nicht zu klären. Daß ein Gedicht eine bestimmte Länge haben muß, um überhaupt als solches zu gelten, ist weder bekannt noch in der heutigen Zeit einzusehen. Insofern dürfte eigentlich nichts gegen „o“ als kürzestem (wenigstens deutschsprachigem) Gedicht einzuwenden sein. Nicht zuletzt, da das „o“ (im Gegensatz zum Beispiel zu „Blood“) im weitesten Sinn als vollständiger (virtueller) Satz angesehen werden kann. Vielleicht weiß ja jemand aus dem Leselupen-Bereich dazu mehr.
Doch unabhängig davon: Was spricht dagegen, bereits jetzt zu sagen, mein Gedicht heißt „o“ oder „oh“ (wie eingangs geschehen)? Eigentlich nichts! Der Reimzwang ist vorbei und damit die Notwendigkeit einer bestimmten Gedichtlänge. Literarische Wortspielereien sind fast Alltag. Und die Frage, ob gut oder nicht, ob es gefällt oder nicht, stellt sich grundsätzlich. Auch bei einem Maler genügt ja ein einziges Pünktchen auf einer Leinwand, um die Welt mit einem neuen Kunstwerk zu bereichern. Ergo: Ich habe „offiziell“ zwei Gedichte mehr – eines heißt „o“, das andere „oh“ (jeweils ohne Anführungsstriche) –, Gedichte, von denen ich bedenkenlos behaupte, es sind die kürzesten der Welt (inwieweit ähnliche oder gar gleiche bereits vorliegen, ist mir nicht bekannt). Die beiden „Schöpfungen“ werden zwar keinen Pfennig einbringen (ich heiße ja nicht Beuys), aber wesentlich zu meinem Vergnügen beitragen. Und damit wäre dem Sinn allen Schreibens hier schon voll Rechnung getragen. Gerne würde ich sämtliche Lupianer zum Essen einladen. Freude am Schreiben ist jedoch noch keine anerkannte Währung. Ich muß es deshalb notgedrungen bei einem Dankeschön an all jene belassen, die mir in irgend einer Weise bei meiner Schöpfung bewußt oder unbewußt geholfen bzw. zu meinem Entschluß beigetragen haben. Ein dicker Pluspunkt schließlich dem Forum „Experimentelles“ für das Bilderbuchergebnis.