Wie man so sagt

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F

Fettauge

Gast
Hallo Curd,

ein Versuch, ein wenig abgewandelt ein Sprichwort zu bereimen: "Wenn dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis."
Kennzeichen deines Esels ist es, dass er dauernd auf die Nase fällt, aber fürs Auf-die-Nase-Fallen gibt es meines Wissens ein paar kernigere Sprüche. Aber das Werk steht, und ich Leserin muss mich an es halten und mir das Wohlsein einfach nur denken.

Für mich ergibt sich zunächst die Frage, ob das warme Eis eigentlich schon erfunden ist, wenn ich da was von "kaltem Eis" lese. "Dem Esel ist das gar nicht recht" - schreib "recht" bitte klein. Hier geht es nicht um Juristisches, sondern um "Richtiges".

In der zweiten Strophe nimm das Komma hinter "Tag" weg. Dann folgt in der zweiten Zeile aus unerfindlichen Gründen eine Inversion, die durch nichts begründet ist. Lass dir was einfallen. In der dritten Zeile mach hinter "lag" einen Punkt. Die folgende Conclusio ist so folgerichtig, dass sie deinen Leser nun wahrlich nicht mehr überraschen kann, und da wünschte ich mir einfach ein bisschen mehr (hinterhältigen) Humor, mit dem du erst begründen kannst, weshalb du den Text eigentlich geschrieben hast. So wie es ist, kommt es ziemlich steif rüber, dem erhobenen Zeigefinger frappant ähnelnd.
Ein wenig unlogisch allerdings die daraus folgende Begründung, dass ihm zu wohl gewesen sei - weil er auf die Nase fällt?
Also, so richtig durchdacht kommt mir der Text nicht vor.

Liebe Grüße, Fettauge
 

Curd Belesos

Mitglied
Moin moin Fettauge,

Für die intensive Befassung mit meinen kleinen Versen danke ich dir sehr, da ich die leicht ironische Art, mit der du dich mit fremden Texten auseinandersetzt doch zu schätzen weiß.

Nein, es ist nicht meine Absicht gewesen, auch wenn du es für dich als Leserin so interpretierst, ein Sprichwort abgewandelt zu bereimen.

Ich freu mich über die Bilder, die in deiner Phantasie entstehen, in der du dann den Esel auf die „Nase fallen" liest und dich an kernige Sprüche erinnerst. Du hast dich eben sehr in den Text vertieft, wofür ich dir danke.

Stutzig macht mich allerdings dein „warmes Eis“ , warst du von dem kalten Schnee so in den Bann gezogen, oder ist es nur ein kleiner Verschreiber , auf die Schnelle?

"Dem Esel ist das gar nicht recht" - schreib "recht" bitte klein. Hier geht es nicht um Juristisches, sondern um "Richtiges".
Ja, da hast du Recht, ich habe es überlesen.

In der zweiten Strophe nimm das Komma hinter Tag weg.
Auch das ist mir nicht aufgefallen.

Dann folgt in der zweiten Zeile aus unerfindlichen Gründen eine Inversion, die durch nichts begründet ist. Lass dir was einfallen
.

Gerade diese Inversion, bei richtiger Betonung, erzählend, macht für mich den Charme der drei Zeilen aus.

In der dritten Zeile mach hinter "lag" einen Punkt
.

Das ist eigentlich eine logische Schlussfolgerung vor der letzten Zeile, als Aussage. Danke.

Die folgende Conclusio ist so folgerichtig, dass sie deinen Leser nun wahrlich nicht mehr überraschen kann, und da wünschte ich mir einfach ein bisschen mehr (hinterhältigen) Humor, mit dem du erst begründen kannst, weshalb du den Text eigentlich geschrieben hast. So wie es ist, kommt es ziemlich steif rüber, dem erhobenen Zeigefinger frappant ähnelnd.
Ein wenig unlogisch allerdings die daraus folgende Begründung, dass ihm zu wohl gewesen sei - weil er auf die Nase fällt
?

Ich habe das Sprichwort nicht kommentiert, auch meine Verse brauchen daher keine Begründung, warum dem Esel zu wohl gewesen ist. Warum fällt er nur bei dir immer auf die Nase?

Als ich die Verse schrieb, dachte ich an das letzte Jahr, zur gleichen Zeit lag noch hoher Schnee und die Teiche waren von dickem Eis bedeckt. Schade, dachte ich, der arme Esel, den der Volksmund so gerne auf dem Eis sieht, wenn es ihm zu gut geht.

Mein Gedicht ist entstand aus den Gedanken heraus, was der Esel, denn fühlen würde, so gut wie es ihm geht, ganz ohne Eis.

An einen speziellen Esel dachte ich dabei nicht, nur allgemein. Einfach so.
Zwei Tage, dann waren die Verse mit der zwischenzeitlich vorgenommenen Änderung für mich fertig, durchdacht und geschrieben.

Also, so richtig durchdacht kommt mir der Text nicht vor.
Liebe Grüße, Curd
 

Curd Belesos

Mitglied
Geschmolzen ist der kalte Schnee,
Dem Esel ist das gar nicht Recht,
Auch fehlt das Eis ihm auf dem See,
Da er gern Schlittschuh fahren möcht.

Im letzten Winter manchen Tag,
Er alle Viere von sich streckte,
Wenn bäuchlings auf dem Eis er lag.

Ihm ist zu wohl, wie man so sagt.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Esel: o.ä., o.ä.

Ich werde langsam blind: ich sehe keinen Unterschied der ursprünglichen Version mit ihren Kommafehlern und dem groß geschriebenen "Recht" (wie in Deiner Antwort gleich noch mal ...) und der "erneuerten" Fassung.
Und ich habe genauso wie Fettauge Dein Liedchen für eine Ausarbeitung des entsprechenden Sprichworts gehalten. Und in der Tat - ich bin bewiesenermaßen kein Feind von Adjektiven in der Lyrik, aber - wozu der Pleonasmus "kalt" beim "Schnee"?
Sonst ja ein ganz nettes Gedicht. Aber sag, brauchst Du wirklich zwei Tage für so einen Scherz? Das macht man doch in so zehn bis fünfzig Minuten, je nachdem, ob man zwischendurch mal kuckt, ob die Kartoffeln abgeschüttet werden müssen o.ä.?
 

Curd Belesos

Mitglied
Geschmolzen ist der ganze Schnee,
Dem Esel ist das gar nicht recht,
Auch fehlt das Eis ihm auf dem See,
Da er gern Schlittschuh fahren möcht.

Im letzten Winter manchen Tag,
Er alle Viere von sich streckte,
Wenn bäuchlings auf dem Eis er lag.

Ihm ist zu wohl, wie man so sagt.
 

Curd Belesos

Mitglied
Geschmolzen ist der ganze Schnee,
Dem Esel ist das gar nicht recht,
Auch fehlt das Eis ihm auf dem See,
Da er gern Schlittschuh fahren möcht.

Im letzten Winter manchen Tag
Er alle Viere von sich streckte,
Wenn bäuchlings auf dem Eis er lag.

Ihm ist zu wohl, wie man so sagt.
 

Curd Belesos

Mitglied
moin moin mondnein,

Ich werde langsam blind: ich sehe keinen Unterschied der ursprünglichen Version mit ihren Kommafehlern und dem groß geschriebenen "Recht" (wie in Deiner Antwort gleich noch mal ...) und der "erneuerten" Fassung
nein, du wirst nicht blind,sie waren noch da, die berechtigt angemahnten Fehler. Ich hoff, ich habe sie jetzt alle beseitigt.

ich bin bewiesenermaßen kein Feind von Adjektiven in der Lyrik, aber - wozu der Pleonasmus "kalt" beim "Schnee"?
Es sollte für den Moment die Kälte zurück ins Gedächnis des Lesers rufen,und nicht nur das schöne Weiß, aber ich habe es für dich geändert.

Aber sag, brauchst Du wirklich zwei Tage für so einen Scherz? Das macht man doch in so zehn bis fünfzig Minuten, je nachdem, ob man zwischendurch mal kuckt, ob die Kartoffeln abgeschüttet werden müssen o.ä.?
Ich denke langsamer und schreibe langsamer. Schnellschüsse überlasse ich der Jugend, manchmal durchträume ich meine Verse, bis sie mir gefallen.

Einen lieben Gruß aus der Stadt mit den sieben goldenen Türmen. Curd
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Geibels Stadt

Lübeck.
Ich bin Jahrgang 1955, gebürtig im oppidum Ubiorum, lebe aber nun in Jakob Böhmes Stadt.
 

molly

Mitglied
:) Hallo Curd,
Deine Esel-Geschichte gefällt mir gut, hat Spaß gemacht, sie zu lesen.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag.
Liebe Grüße
Monika
 

Curd Belesos

Mitglied
moin moin

trasla, das hast du gut gelesen und beschrieben, man erkennt es auch nur mit viel Phantasie :))

Das dir meine Überlegung zum Esel ohne Eis gefällt, freut mich sehr.

Dank an euch, Curd.
 



 
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