Ich muss vorweg schicken, dass ich ein "Energie-Junkie" bin. Das heißt, ich glaube daran, dass die Energie die man losschickt auch auf einen zurückfällt. Schicke ich gute Absichten und gute Gedanken (alles Energien) los, dann findet diese Energie einen gleichen Pol und wirft ihn zurück... negativ geladen läuft das ebenso, bloß eben negativ. Ok, ich könnte jetzt tausend Beispiele bringen, aber ich glaube, es ist klar, was ich meine.
Jetzt frage ich mich, auf Grund eines ganz konkreten Beispiels, das ich gleich beschreibe, in Form von ein, zwei Fragen:
Warum ist es für manche(?) Menschen so schwer zu verstehen, dass es den gleichen Energieaufwand bedeutet, freundlich und zugewandt zu sein, anstatt unfreundlich und abweisend? Warum kapieren solche Leute nicht, dass sie mit WENIGER Energieaufwand leichter ihr Ziel erreichen, indem sie freundlich und zugewandt sind, anstatt reichlich Energie und Nerven zu vergeuden und das Ziel quälend erreichen?
Es gibt bestimmt viele zwischenmenschliche Situationen, bei denen man sich genau diese Fragen stellen kann. Ich beziehe mich aber auf eine spezielle, wiederkehrende Situation, und zwar die Pflegesituation in der Psychiatrie.
Es besteht kein Zweifel darüber, dass die Pflege- und Versorgungssituation im Gesundheitswesen allgemein derzeit unendlich schwierig ist und sowohl zu Lasten der Kranken als auch zu Lasten der Pflegekräfte geht.
Ich möchte konkreter werden:
Wir befinden uns auf einer geschlossenen, gerontopsychiatrischen Station eines großen Krankenhauses, dass sich auf die Versorgung psychisch kranker Menschen spezialisiert hat.
"Oha, der ist im LKH gelandet, der hat ne Klatsche." - so das Stigma.
Ob das Leiden organischer, psychosozialer, genetischer oder sonstiger Ätiologie ist, vermag der vorgenannte Volksmund nicht zu unterschieden - ist auch nicht wichtig für das, was mir auf der Seele brennt. (Wenn es auch für das Hinsehen und Mitbeurteilen der Gesamtsituation für den Volksmund jederzeit von Interesse sein sollte, schließlich kann jeder von uns heute oder vielleicht morgen "im LKH landen")
Zurück zum Punkt, zum konkreten Fall:
Man stelle sich vor, dass ein Mensch an einer Manie erkrankt ist und dies schon vor vielen Jahren, immer wieder rezidivierend, also wiederkehrend. Der Mensch in seiner konkreten Situation fühlt sich toll, verbessert zuerst die Psychiatrie, dann das Land und schließlich die ganze Welt - und das von 5h in der Früh bis ungefähr 2h in der Früh. Es besteht kein Grund für diesen Menschen, an seiner Größe, Tatkraft und Genialität zu zweifeln. Zwischen 2h und 5h erwacht dieser Mensch mehrfach aus seinem kurzen Schlaf und verlangt nach dem Pfleger.
"Dazu ist der ja da und ich kann nicht allein aufstehen, weil mir von den Medikamenten so schwindelig ist!"
Klingt logisch.
Der Pfleger aber ist gerade dabei, einen anderen Patienten wieder anzukleiden, der beschlossen hat, um Mitternacht einen Nackttanz im Aufenthaltsraum der Abteilung aufzuführen. Und außerdem muss Frau XYZ zur Toilette und Herr ABC hat Hunger.
Reninent, wie es sich für eine ordentliche (übrinx nicht selbst verschuldete) Manie gehört, besteht unser Mensch auf die Aufmerksamkeit des Pflegers und ruft, nein schreit inzwischen nach ihm. Nach einiger Zeit ermöglicht ihm die Reihenfolge der Dringlichkeit (das ist Erfahrung), nach unserem Mensch zu sehen und er wird empfangen mit einem Schwall an Vorwürfen und Verbesserungsvorschlägen zu eigentlich nachtschlafender Zeit. Der Mensch muss mal Pipi! Aber halt nicht einfach nur Pipi, sondern muss mal manisch Pipi - das heißt... jetzt reichts (dem Pfleger).
Der Leser, sofern er dem Volksmund angehört, mag langsam unruhig werden. (Wer hält denn sowas aus?)
Die Fachkraft, falls Leser, spürt an Leib und Seele, wovon ich schreibe und
der Betroffene, falls zwischen den Episoden gerade auch mal Leser, wird hoffentlich jetzt nicht "getriggert".
Zurück zum Pfleger vs Kranker (ich nenne es auch gerne Gekränkter):
Pfleger: Sie gehen sofort wieder in ihr Bett!
Gekränkter: und wenn ich das nicht tue?
Pfleger: Sie sind hier nicht die/der Einzige auf Station! Ab ins BEtt
Gekränkter: Ich bin aber nicht müde!
Pfleger: Leg dich jetzt hin!
(aus Zimmer 13 schellt es)
...Oder muss ich Gewalt anwenden?
Gekränkter: Sie dürfen mich nicht wieder fixieren! (und legt sich hin)
Am Morgen treffen unser Mensch, der mit der Manie und alle anderen Menschen, die mit der Demenz, der Depression, der anderen Demenz, der Schizophrenie und die Pfleger, die anderen, im Aufenthaltsraum zum Frühstück wieder zusammen. Der eine Patient beginnt wieder sich auszuziehen, unser Mensch mit der Manie dreht das Radio auf "volle Pulle", der Mensch mit der Depression hat Angst (er kennt die Situation, dass es gleich Ärger gibt) und beginnt zu wandern...
die beiden (!) Pfleger (für 25 Patienten) füttern, fangen ein, tragen auf, wischen ab, ziehen an, beruhigen, schalten das Radio leiser, schenken Kaffee nach mit ihren 200 Armen und bleiben (scheinbar) cool.
...bis sie wieder die Gewalt androhen müssen, damit unser Mensch, der mit der Manie, auf seinem Zimmer frühstückt - freiwillig... ganz freiwillig.
Bald kommt ja die Betreuung (die privat finanzierte - z.B. ich) und nimmt uns ein bißchen, zumindest was DEN Menschen angeht, für zwei Stunden den Druck raus.
Ich nehme den Menschen bei der Hand und nenne ihn beim Namen. Ich schenke ihm mein Guten-Morgen-Lächeln und der Mensch geht mit mir mit auf sein Zimmer. Er weiß, ich habe Zeit mir alle seine Ideen, die Welt zu verbessern, seine neue Partei zu gründen und den Speiseplan der Psychiatrie zu verändern, anzuhören.
Nach zwei Stunden entlässt mich der Pfleger (mit bösem Blick) aus der geschlossenen Abteilung.
Komisch - er guckte schon so, als ich kam.
(aus meiner Sammlung an Gedanken zu Erfahrungen innerhalb der Ausbildung zur Psychotherapeutin)
Jetzt frage ich mich, auf Grund eines ganz konkreten Beispiels, das ich gleich beschreibe, in Form von ein, zwei Fragen:
Warum ist es für manche(?) Menschen so schwer zu verstehen, dass es den gleichen Energieaufwand bedeutet, freundlich und zugewandt zu sein, anstatt unfreundlich und abweisend? Warum kapieren solche Leute nicht, dass sie mit WENIGER Energieaufwand leichter ihr Ziel erreichen, indem sie freundlich und zugewandt sind, anstatt reichlich Energie und Nerven zu vergeuden und das Ziel quälend erreichen?
Es gibt bestimmt viele zwischenmenschliche Situationen, bei denen man sich genau diese Fragen stellen kann. Ich beziehe mich aber auf eine spezielle, wiederkehrende Situation, und zwar die Pflegesituation in der Psychiatrie.
Es besteht kein Zweifel darüber, dass die Pflege- und Versorgungssituation im Gesundheitswesen allgemein derzeit unendlich schwierig ist und sowohl zu Lasten der Kranken als auch zu Lasten der Pflegekräfte geht.
Ich möchte konkreter werden:
Wir befinden uns auf einer geschlossenen, gerontopsychiatrischen Station eines großen Krankenhauses, dass sich auf die Versorgung psychisch kranker Menschen spezialisiert hat.
"Oha, der ist im LKH gelandet, der hat ne Klatsche." - so das Stigma.
Ob das Leiden organischer, psychosozialer, genetischer oder sonstiger Ätiologie ist, vermag der vorgenannte Volksmund nicht zu unterschieden - ist auch nicht wichtig für das, was mir auf der Seele brennt. (Wenn es auch für das Hinsehen und Mitbeurteilen der Gesamtsituation für den Volksmund jederzeit von Interesse sein sollte, schließlich kann jeder von uns heute oder vielleicht morgen "im LKH landen")
Zurück zum Punkt, zum konkreten Fall:
Man stelle sich vor, dass ein Mensch an einer Manie erkrankt ist und dies schon vor vielen Jahren, immer wieder rezidivierend, also wiederkehrend. Der Mensch in seiner konkreten Situation fühlt sich toll, verbessert zuerst die Psychiatrie, dann das Land und schließlich die ganze Welt - und das von 5h in der Früh bis ungefähr 2h in der Früh. Es besteht kein Grund für diesen Menschen, an seiner Größe, Tatkraft und Genialität zu zweifeln. Zwischen 2h und 5h erwacht dieser Mensch mehrfach aus seinem kurzen Schlaf und verlangt nach dem Pfleger.
"Dazu ist der ja da und ich kann nicht allein aufstehen, weil mir von den Medikamenten so schwindelig ist!"
Klingt logisch.
Der Pfleger aber ist gerade dabei, einen anderen Patienten wieder anzukleiden, der beschlossen hat, um Mitternacht einen Nackttanz im Aufenthaltsraum der Abteilung aufzuführen. Und außerdem muss Frau XYZ zur Toilette und Herr ABC hat Hunger.
Reninent, wie es sich für eine ordentliche (übrinx nicht selbst verschuldete) Manie gehört, besteht unser Mensch auf die Aufmerksamkeit des Pflegers und ruft, nein schreit inzwischen nach ihm. Nach einiger Zeit ermöglicht ihm die Reihenfolge der Dringlichkeit (das ist Erfahrung), nach unserem Mensch zu sehen und er wird empfangen mit einem Schwall an Vorwürfen und Verbesserungsvorschlägen zu eigentlich nachtschlafender Zeit. Der Mensch muss mal Pipi! Aber halt nicht einfach nur Pipi, sondern muss mal manisch Pipi - das heißt... jetzt reichts (dem Pfleger).
Der Leser, sofern er dem Volksmund angehört, mag langsam unruhig werden. (Wer hält denn sowas aus?)
Die Fachkraft, falls Leser, spürt an Leib und Seele, wovon ich schreibe und
der Betroffene, falls zwischen den Episoden gerade auch mal Leser, wird hoffentlich jetzt nicht "getriggert".
Zurück zum Pfleger vs Kranker (ich nenne es auch gerne Gekränkter):
Pfleger: Sie gehen sofort wieder in ihr Bett!
Gekränkter: und wenn ich das nicht tue?
Pfleger: Sie sind hier nicht die/der Einzige auf Station! Ab ins BEtt
Gekränkter: Ich bin aber nicht müde!
Pfleger: Leg dich jetzt hin!
(aus Zimmer 13 schellt es)
...Oder muss ich Gewalt anwenden?
Gekränkter: Sie dürfen mich nicht wieder fixieren! (und legt sich hin)
Am Morgen treffen unser Mensch, der mit der Manie und alle anderen Menschen, die mit der Demenz, der Depression, der anderen Demenz, der Schizophrenie und die Pfleger, die anderen, im Aufenthaltsraum zum Frühstück wieder zusammen. Der eine Patient beginnt wieder sich auszuziehen, unser Mensch mit der Manie dreht das Radio auf "volle Pulle", der Mensch mit der Depression hat Angst (er kennt die Situation, dass es gleich Ärger gibt) und beginnt zu wandern...
die beiden (!) Pfleger (für 25 Patienten) füttern, fangen ein, tragen auf, wischen ab, ziehen an, beruhigen, schalten das Radio leiser, schenken Kaffee nach mit ihren 200 Armen und bleiben (scheinbar) cool.
...bis sie wieder die Gewalt androhen müssen, damit unser Mensch, der mit der Manie, auf seinem Zimmer frühstückt - freiwillig... ganz freiwillig.
Bald kommt ja die Betreuung (die privat finanzierte - z.B. ich) und nimmt uns ein bißchen, zumindest was DEN Menschen angeht, für zwei Stunden den Druck raus.
Ich nehme den Menschen bei der Hand und nenne ihn beim Namen. Ich schenke ihm mein Guten-Morgen-Lächeln und der Mensch geht mit mir mit auf sein Zimmer. Er weiß, ich habe Zeit mir alle seine Ideen, die Welt zu verbessern, seine neue Partei zu gründen und den Speiseplan der Psychiatrie zu verändern, anzuhören.
Nach zwei Stunden entlässt mich der Pfleger (mit bösem Blick) aus der geschlossenen Abteilung.
Komisch - er guckte schon so, als ich kam.
(aus meiner Sammlung an Gedanken zu Erfahrungen innerhalb der Ausbildung zur Psychotherapeutin)